Was ist eigentlich normal?

Tante Emma

Grand Admiral Special
Mitglied seit
25.05.2006
Beiträge
3.568
Renomée
143
Standort
Berlin-Hellersdorf
  • Spinhenge ESL
Die Idee zu diesem Thread stammt aus der Beteiligung an diesem Thread: http://www.planet3dnow.de/vbulletin/showthread.php?t=411310 Damt das dort nicht zu sehr OT wird, habe ich gedacht, einen eigenen Thrad zu eröffnen ohne das es hier um das eigentliche Thema aus dem verlinkten Thrad geht.

Ich war und bin immer schon ein Grübler, ein Denker und leider auch immer wieder ein naiver Idealist.

Wie oft am Tag oder in der Woche denkt oder sagt man sich die Worte oder stellt sich die rethorische Frage: Das ist doch nicht normal bzw. ist das noch normal?

Oft sind es natürlich Kleinigkeiten oder Belanglosigkeiten, aber manchmal eben auch einem wichtig und ernsthaft erscheinende Dinge.

Ich stelle mal die These auf, das man bin zu einem gewissen Alter all das als normal empfindet, was man in seinem Umfeld erlebt, was die Erziehung des Elternhauses einem hat angedeihen lassen und was man gelehrt und vorgelebt bekommen hat.

Schon relativ kurz nach der Geburt fängt man als Elternteil, wenn auch unbewußt aktiv mit der Erziehung und damit mit der Prägung des Kindes an. Es werden Werte vermittelt, die man als richtig empfindet, weil man sie selber so anerzogen und vorgelebt hat. Das gilt für die guten, aber leider auch oft für die negativen Seiten.

Beispiel: Ein Kind, was als einzige Möglichkeit der Konflikbewältigung mit Gewalt als einzige Lösung erzogen wurde, wird dies, wenn auch in unterschiedlicher Art und Intensivität die gleiche erlernte und "antrainierte" Verhaltensweise selber ausübern, es sei denn, es wurden ihm prägend andere Möglichkeiten aufgezeigt und auch schon erfolgreich selber praktiziert. Dann ist es sicher abhängig von dem emotionellen Zustand und der Verfassung und enigen anderen Faktoren, welche der Möglichkeiten gewählt wird.

Oft (ich meine das nicht in Bezug auf häusliche Gewalt, sondern allgemein) sagt man (ich habe das auch so oft gesagt) DAS werde ich später anders machen... So werde ich später nie sein etc.

Meistens fehlt beim Verlassen des Elternhauses die eigene Reife und ein bestimmtes Maß an Erfahrung. Wie oft habe ich als Kind, das nicht oft zu Hause war über meine Eltern "gekotzt" und Dinge verflucht.
Heute als erwachsener Mensch sage ich: Verdammt, deine Alten haben Recht gehabt und viele Dinge tue ich genau so wie sie, obwohl ich es nie wollte.
Zwei Dinge zum Beispiel, der Hang zum Perfektionismus, der einen ganz schön stark emotinal und körperlich mitnehmen kann und dann die extreme, kein Wahn, nur eben extreme Sauberkeit in der Wohnung meiner Eltern. Diese zwei immer verhassten DInge habe ich mit ünernommen. u.a. Es sind jetzt nicht die schlimmsten Dinge, aber es zeigt auf, das man trotz Alternativen und Wissen, das es nicht in Ordnung ist, weil übertrieben nicht in der Lage ist das abzustellen.

Viele andere positive Werte und Moralvorstellungen und Anstand habe ich von meinem Elternhaus übernommen und die gebe ich natürlich an mein Kind weiter, auch wenn man auf Grund der heutigen Zeit natürlich hier und da Abstriche machen muss.

Oft sitze ich rum, reflektiere einige am Tag vorgefallene oder am Rande erlebte Ereignisse und frage mich oft, gehöre ich in diese Welt? Ich gehe abends auf dem Balkon um etwas frische Luft zu schnuppern und sehe beschmierte, dreckige Hauswände aus DDR Zeiten, die seit Jahrsehnten weder mal einen Pinsel, noch eine neue Fuge bekommen haben, besoffene Jugendliche, die auf der Bank sitzend rumgröhlen und Flaschen schmeißen nebst lauten Geplärre aus einem Handy, einen großen Schäferhund, bei dem das Herrchen zulässt, das dieser einen riesigen Haufen mitten auf dem Gehweg plaziert, ohne ihn wegzumachen, gegenüber im 5 Stock läuft seit 2h laute Musik und Gegröhle ohne das sich daran einer stört und mir fällt der Telekom Verteilerschrank auf, den der Hausmeister gestern erst mühsam wieder grau gestrichen hat und der schon wieder voll gekritzelt ist. Vor dem Schaufenster meines Geschäftes steht eine Gruppe ausländisch wirkender Jugendliche und zeigen auf Dinge im Geschäft (ist nachts teilweise beleuchtet)
und ich habe wieder Angst, das wieder einmal eingebrochen wird und nehm mir vor, Morgen früh sicherheitshalber gleich das Video der Überwachungsanlage zu sichern.
Ich bleib noch stehen bis sie verschwinden und es bleibt ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich habe genug und will rein, da rumst es im Hausflur und ich höre eine Frau brüllen und dann noch einen Kelr. großes Gepolter und Geschreiehe und dann ist Ruhe. Ich überlege, ob ich die Polizei anrufen sollte, weil es sich so anhörte, als ob ein Typ seine Freundin verdrischt und beim Gang zum Handy wird mir die Entscheidung abgnommen, weil beide nun aus dem Haus sind und sich gegenseitig beschipfen und wegrennen. Ich denke es ist nun Zeit ins Bett zu gehen und ich kann nur mit offenen Fenster schlafen. Ich komme nicht zur Ruhe und gerade als ich wegnicke, kläfft laut ein großer Hund aus dem Nachbar aufgang. Ich warte ein paar Minuten, aber er hört nicht auf. Es schalt über den ganzen Hof und ist dermaßen laut, das hier und da Fenster geöffnet werden und Lichter angehen. Die verdammte Töhle kriegt sich auch nach einer halben Stunde nicht ein.
Ich steh auf, zieh mich an, nimm mein Handy und leuchte mit dem Handy auf das offene Paterrefenster neben meinem Hausaufgang. Kurz ist es ruhih und dann bellt es wieder laut. Aus einem Fenster in der dritten Etag höre ich noch, das der Besitzter vor 6h gegangen ist und bisher nicht wieder gekommen ist. Na toll. Ich rufe die Bullen an und die sind so etwas von begeistert wegen einem bellenden Hund gerufen zu werden, das sie sofort (ca. 30 min später!!!) da waren und als das Polizeiauto vor dem Haus hält ist der Hund totenstill. Ich stehe da wie ein Idiot und ich versuche den Hund zum bellen zu animieren, indem ich wieder mit meinem Handy in das offene Paterrefenster leuchte, aber der Hund bleibt ruhig. Die Polizei kann nichts machen und zieht wieder ab. Ich gehe wieder in meine Wohnung, noch schnell aufs klo und dann ab ins Bett. Es ist nun schon nach zwei. Kaum liege ich im Bett, geht der Krach wieder los. Resigniert und machtlos ergebe ich mich dem Lärm und irgendwann später siegt die Müdigkeit.
Am nächsten Morgen natürlich verschlafen und um punkt 1min nach 10 klingelt mich mein Handy wach und eine forsche Stimme fragt warum denn das Geschäft noch zu ist und ob denn mal langsam aufgemacht werden wüürde. Er als Kunde würde also nicht ewig warten wollen.

So fängt der Morgen wieder super an...

Das war nur ein winziger Auszug und bei so vielen Dingen sage ich mir, das ist doch nicht normal!

Ist normal das, was alle machen? Normal das, was gerade hof und salonfähig ist?
Wenn dem so ist, dann gute Nacht Marie!
Oder ist normal das, was die Natur einem vorlebt?
Nämlich in Rücksicht und Einklang mit seiner Umwelt in einem Gleichgewicht zu leben?
Die letztere Möglichkeit ist mir am angenehmsten, wenn es sich auch komisch und esotherisch anhört.

Nur mal ein Beispiel:

Einige werden sagen mit der lauten Musik und dem Gegröhle: Es sind nur Kids, die machen nur mal Party, die wollen ihre Grenzen austesten, wir waren früher auch so, ist doch nichts dabei, man soll nicht so ein Spießer sein usw.
Ich sage: Ich war früher nicht so! Nachts um halb eins würde ich nie solchen Krach machen. Zu meiner Zeit hätte man sich das nicht mal getraut, weil einem sonst der Nachbar die Ohren langezogen hätte oder der ABV*er die Anlage eingezogen hätte. Und auch wenn die Konsequenzen nicht da gewesen wären, hätte man es nicht gemacht, einfach weil es sich nicht gehört. Punkt!
Viele Leute fühlen sich gestört. Da sind Kleinkinder, die schlafen, Menschen die frühs zur Arbeit müssen usw. Es ist wie ich finde einfach der Respekt und die Rücksicht der überall fehlt.

Wenn über längere Zeiträume Dinge tolleriert werden und man sich daran gewöhnt, ist das dann "normal" Wenn dem so ist, dann kann quasi alles irgendwann einmal als normal gelten, oder?
Wo sind da die Grenzen der Menschen? Tiere wissen instinktiv ihre Grenzen und ein Bär, wenn er es denn könnte würde z.B nie mit dem rauchen oder mit exesiven Alkoholkonsum anfangen.
Schauen wir doch mal: Fast alle Jugendlichen rauchen udn saufen, zumindest ein nicht geringer Teil. Warum? Weil es unter diesen als völlig normal gilt.


So, nun habe ich genugb Denkanstöße gegeben und mir die Finger wund getippt. Ich möchte hier keine Diskussion über unsere verrohte und verkommene Zivilisation oder über unsere ach so schreckliche Jugend, sondern ehe was ihr als normal empfindet und was als eurer persönlicher Maßstab gilt, wenn ihr Dinge beurteilt und eine Wichtung gebt.
Nehmt ihr mehr eure angediehene Erziehung und euer Elternhaus als Maßstab der zu beurteilenden Dinge, oder meint ihr völlig frei davon zu sein und autonom und unparteiisch alles beurteilen zu können oder findet ihr das als normal, was die Masse als normal betrachtet weil es fast jeder so tut oder macht oder..., oder...

In diesem Sinne auf eine interessante und vielseitige Dikussion zu dem Thema:

Was ist normal?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, aber "normal" ist prinzipiell der falsche Ansatz !
Es ist offensichtlich, daß sich die Mehrheit immer gerne an diesem so populären und ach so harmlos-beiläufigen Wörtchen orientiert. Ich gehöre einer Minderheit an, die das "Normale" schon seit Ewigkeiten ablehnt, die "normal" irrelevant findet.
Eine "Norm" kommt immer von außen, haben andere vor Dir für Dich (!) erdacht und wollen und müssen sie Dir grundsätzlich aufzwingen - das ist das Wesen der "Normalität".

Ich frage mich immer, was will ich, was sollte ich (tun) etc. ?
Als nächstgelegene Vokabel kommt höchstens mal der Begriff "Natürlichkeit" ins Spiel.
Also die versuchsweise Orientierung an einer biologischen Natur - oder auch meinetwegen allg. physik. Naturgesetzen.

Man sollte bedenken, daß jeder einzelne Mensch absolut alle Qualitäten in sich trägt, die zur Beurteilung des Kosmos, des Lebens, des ....whatever ausreichen !

Eine Fokussierung auf das Selbst, auf die eigene Persönlichkeit und ihre spezifischen (!) Bedürfnisse und Bedingungen ist mitnichten immer Ausweis überbordenden Egos, nein.
Es ist der Weg, sich, den Menschen, im Kern und an und für sich kennenzulernen.
Es hilft, das Selbstbewußtsein aufzubauen, das Selbstvertrauen zu gewinnen, das "Normative" als Fessel, Gefängnis und Geissel zu entlarven und abzulehnen, sein "eigenes Ding" zu finden, mit allem, was dazu gehört, an Konsequenzen, Verantwortung, geistiger Reife und dem großen Überblick.

Wer nach dem "Normalen" sucht, wird sich selbst verlieren und/oder nie finden. Er wird nicht in die Tiefen der Seele vordringen, weil "Genormtes" das weder vorsieht noch fördert.

Es kommt nicht darauf an, was da draußen für ein Gezappel, für eine Hysterie herrscht, "Millionen Fliegen können nicht irren...." und so .. nee nee !

erstmal.

gute Nacht !
 
Ich bin der Meinung das es gar kein normal geben kann, weil normal letztendlich immer subjektiv ist und Moral, Normen und Werte halt nicht mal eben so allgemeingültig festgelegt werden können.

Daher haben sich vor einigen tausend Jahren ja die Leutchen auch gedacht, dass es vielleicht mal an der Zeit ist ein paar Regeln aufzustellen um all die "Individuen" mal dazu zu bringen ihre ganz eigenen Gelüste vielleicht mal im Zuge eines besseren Zusammenlebens etwas zurückzustellen. Ein Buch mit solchen Regeln wäre z.B. die Bibel. Damals wurden solche Klamotten halt noch in nette Geschichten verpackt, heute macht man ein § davor und verklausuliert alles dermaßen, damit auch Arbeitsplätze für Leute geschaffen werden die das dann wieder dechiffrieren können.

In der Theorie sagt mir mein Verstand das es ja an sich normal ja sogar selbstverständlich seien müsste, etwas Rücksicht auf seine Mitmenschen zu nehmen. Aber leider sieht man täglich an zich Beispielen das hier das für die meisten Leute Egoismus deutlicher normaler zu seien scheint.

...
Ich frage mich immer, was will ich, was sollte ich (tun) etc. ?
...


Das sehe ich z.B. ganz anders. Ich sehe es aus der anderen Sicht. "Wie würde es mir ergehen wenn jemand anders jetzt so oder so reagiert/agiert?". Sprich ich versuche so zu handeln, wie ich auch erwarten würde das man mir gegenüber handelt. Denn ein "was will ich" ist ja eben wieder egoistisch gedacht. Banal gesagt halt getreu dem Motto "Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu." Da ist der Punkt "was sollte ich..." schon etwas näher dran.

Dumm halt dabei das man mit der Einstellung schnell mal zum Fußabtreter wird, weil viele andere halt scheinbar nicht nach dieser Maxime handeln können/wollen. Aber so bin ich wenigstens mit mir im Reinen. Und ja dass kommt sicherlich von meinem Elternhaus, aber auch mein Gesamter Bekanntenkreis sieht das ähnlich und handelt ähnlich. Da aber eben auch weil wir alle recht ähnlich erzogen wurden. Darüber habe ich mich mit diversen Leuten schon häufiger unterhalten und letztendlich ging es immer in die Richtung das man da halt von seinen Eltern entsprechend geprägt wurde. Ein Punkt an dem ich mich dann auch oft bei der Betrachtung meiner Mitmenschen so frage: "Was habe deine Eltern bei dir nur falsch gemacht?".

Wichtig ist aber auch zu beachten, dass sich Zeiten ändern und damit eben auch die allgemeinen Verhältnisse und somit auch das Miteinander. Für mich war der Punkt gekommen als ich mich selber bei dem Gedanken "früher war alles besser" ertappt habe, oder eben auch bei Sätzen wie "das hätte es damals nicht gegeben". Typische Dinge halt für die man seine Eltern früher immer belächelt, ja wenn nicht sogar mal gehasst hat. Das ist eben der Moment wo man merkt, dass sich die Welt schneller dreht als man sich selbst weiter mit anpassen kann. Oder wo man eben einfach nicht mehr mitgehen will.

Ob sich dabei immer alles im guten Sinne weiter entwickelt kann man sicherlich bezweifeln. Aber letztendlich gehört irgendwie alles zur Evolution und zu dem Punkt "aus Fehlern lernen wir". Ist halt nur blöd wenn die Evolution gerade Fehler macht und man davon betroffen ist.

Was ich auf jeden Fall rückblickend sagen kann:
Gefühlt wurde ich gut erzogen und es gibt auch heute noch Elten die ihre Kindern nach den gleichen Maßstäben erziehen wie ich erzogen wurde. Und das gibt mir ein wenig Hoffnung dass meine Normalität nicht völlig aussterben wird :)

Irgendwie dazu passend wie ich finde:
http://www.zeit.de/kultur/musik/2013-03/fs-the-gathering-of-the-juggalos-2
http://blog.zeit.de/netzfilmblog/2011/10/05/american-juggalo/
http://www.youtube.com/watch?v=RXRAQyiqx-M

Was ist also normal?

PS:
Nachts die Polizei wegen einem bellenden Köter zu rufen käme mir aber z.B. nicht in den Sinn. Wozu gibt es Oropax?

Ernsthaft: Solche Dinge muss man in der Großstadt wohl einfach ab können. Eben leider aus dem Grund das nicht jeder auf jeden Rücksicht nimmt...leider.

Wer Ruhe will, muss eben aufs Land bzw. an der Statdtgrenze wohnen. Dann hat man eben einen längeren Weg zur Arbeit etc.

Aber wenn da halt beispielsweise jemand zur Nachtschicht muss und seinen Hund zu Hause lassen muss, der dann hin und wieder mal bellt etc. dann ist das halt leider so. Denn hier treffen ja auch zwei "Normalitäten" um nicht zu sagen Welten aufeinander. De eine arbeitet nachts, der andere tagsüber. Wer hat jetzt Recht?
 
Zuletzt bearbeitet:
"Normal" ist ein definierter Begriff, der menschengemachte Zustände in Verbindung mit der von den betroffenen Menschen gewohnte Umgebungseigenschaften beschreibt.
 
Normal kommt doch anscheiend von Normen und Normen, also festgelegte Regeln, die sich sicher im Laufe der Zeit ändern braucht jede Gesellschaft und jede Lebensform, damit sie miteinander exestieren können. Enbend so konnt das Wort Normalität davon.

Sicher gibt und gab es in vielen Kulturen Normen, die nur dazu dienten der Elite das Herschen und leben einfacher zu gestalten. Garkeine Frage...
Aber ist das normal bzw. die Normalität?
Nein, denn sonst würde man dies nicht kritisieren, sondern für gut und normal befinden.

Die Beschneidung z.B. finden die Angehörigen derer Kulturkreise sicher als normal.
Viele aus der westlichen Welt sehen das anders. Für meinen Teil ist das Körperverletzung eines Kindes. Wenn der Junge z.B. 18 wäre und selbst darübr entscheiden würde und sich dann für eine Beschneidung entscheiden würde, wäre es sicher einfacher zu tolerieren und zu verstehen.

Bestimmte Dinge als normal oder unnormal anzusehen, hat sicher auch viel mit Reife, Lebenserfahrung und auch mit Bildung zu tun.
Erst ein Maß dieser drei Dinge befähigt doch erst einen Menschen beurteilen zu können.

MaliceFX schreibt: "Man sollte bedenken, daß jeder einzelne Mensch absolut alle Qualitäten in sich trägt, die zur Beurteilung des Kosmos, des Lebens, des ....whatever ausreichen !"

Ist dem wirklich so? Ich denke nicht.

Das Kind, das in einem kleinen iranischem Dorf, fern jeglichen Kontaktes zur westlichen Welt aufwächst und für den das Schulwissen nicht mehr als etwas schreiben und lesen und ansonsten nur der Koran von oben nach unten und von hinten nach vorne besteht wird sicher viele Dinge als normal ansehen, über die wir den Kopf schütteln. Er ist garnicht in der Lage alles richtig zu beurteilen. Für ihn wäre es vieleicht völlig normal, sich mit Sprengstoff in einer Menschenmenge hochzujagen, weil er so erzogen wurde und der Koran dazu mißbraucht wurde.
Der gleiche Junge in England aufgewachsen oder nur einen Teil dort gelebt und vieleicht sogar studiert, wird 100% in vielen Dingen anders entscheiden.
 
Ich würde auch sagen das kaum ein Mensch, ja sehr wahrscheinlich sogar gar kein Mensch in der Lage dazu ist alles zu erfassen und zu beurteilen und daraus ggf. eine Norm abzuleiten.

Eben weil wir auch alle Opfer von uns selbst und unserer beschränkten Weltsicht sind.

Empfehlenswert in dem Punkt übrigens auch noch die Sendung Taboo auf National Geographic. Natürlich immer etwas reißerisch aufgemacht weil ja fürs TV. Aber da wird wunderbar gezeigt wie schnell man doch eigentlich an Normen und Werten zweifeln kann und wie beschränkt die eigene Sichtweise doch ist.

Von daher bleibe ich auch weiterhin dabei das es wirkliche Normalität gar nicht geben kann. Sondern nur eine gefühlte Normalität für jeden selbst, die aber auch logischer Weise mit der gefühlten Normalität anderer kollidiert.

Dabei stellt sich doch dann eher die Frage ob man seine eigene Normalität hier und da eben einfach mal anpassen sollte, um diese Kollisionen zu vermeiden? Und das ist dann eben wieder die Rücksichtnahme gegenüber anderen und eben sein eigenes Ego nicht über andere zu stellen und eben nicht auf Biegen und Brechen seinen eigenen Willen oder sein eigenes Wohl über das anderer erheben zu wollen/müssen.

Das ist aber halt eine Utopie und womöglich ist es von der Natur/Evolution auch gar nicht gewollt. Denn ohne Konflikt kein Fortschritt. Das zeigt sich immer mal wieder im Kleinen wie auch im Großen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Konformität wird als normal begriffen.

Der "Alltagswahnsinn" im Eingangsbeitrag beschreibt hauptsächlich Rücksichtslosigkeit. Doch warum verhalten sich Menschen rücksichtslos? Weil sie "unnormal", "verrückt" oder "böse" sind? Ist es so einfach? Ist es vielleicht Unbewusstheit? Vielleicht ist es Frustration, weil sie das Gefühl haben, dass auch auf sie -- und ihre individuellen Bedürfnisse -- keine Rücksicht genommen wird. Sei es vom nächsten Individuum oder der Gesellschaft. Das setzt das Verhaltensmuster in Gang, ebenso nicht auf diese und deren Werte Rücksicht zu nehmen. Sie reflektieren die Welt, in der sie leben. Sie lehnen die Welt ab, von der sie sich abgelehnt erfahren, verhalten sich nicht gesellschaftskonform, asozial usw. (ohne diese Begriffe gleichzusetzen). Und doch entstammen sie der Mitte der Gesellschaft, der sie sich nicht zugehörig fühlen, weil diese sie ablehnt. Wenn das mal kein Grund innerer Zerrissenheit ist.

Der unreflektierte Mensch findet Halt in Konformität, sei es die der Gesellschaft oder einer mehr oder minder fanatischen Gruppe. Weil er sich selbst nicht erkannt hat, definiert er sich durch äußere Werte und Normen. Er hat weder eine eigenständige Moral entwickelt noch erkennt er im anderen Menschen zuallererst den Menschen, sondern charakterisiert diesen anhand seiner Äußerlichkeiten als Neger, Juden, Türken, Behinderten oder Schwulen. Er kann im anderen Menschen nicht den Menschen erkennen, weil er diesen noch nicht in sich selbst identifiziert hat. Der konformistische Mensch definiert sich durch seine Gruppenzugehörigkeiten. Er begrenzt sich -- und sein Denken -- durch abstrakte, der Natur fremde Konzepte, die letzten Endes vollkommen willkürlich sind.

Ein aktuelles Beispiel unreflektierter Kinder, die äußerer Scheinidentität bedürfen, weil sie unfähig sind, sich zu erkennen, sind die "Identitären". Das genaue Gegenteil dessen, als das sie sich bezeichnen, sind sie. Sie wähnen sich als kulturelle Elite, unterlegen Hollywood-Motive mit dumpfen Slogans wie vom Slogan-Maker und beweisen damit nur ihre Identitätslosigkeit. Ihre Identität ist vielmehr Coca Cola, McDonalds und Harry Potter als irgendetwas anderes. Diese Clowns sind nicht identitär, sondern identitätsbedürftig, nicht, weil ihnen jemand ihre (deutsche/europäische) Identität nicht gestatten würde, sondern weil sie schlicht zu blöde und verblendet sind, sich eigenständig und wahrhaftig zu erkennen -- als Menschen.

Wenn diese alberne Gruppe, die sich als "Identitäre Bewegung" gibt, einen Nutzen hat, dann den, in ihrer Schlichtheit das Wesen aller zu offenbaren, die nach äußerlicher Identität streben. Es sind unreflektierte Kinder, nicht willens oder nicht fähig, sich wahrhaftig zu erkennen. Deshalb klammern sie sich an Oberflächen -- weil sie nichts anderes haben. Es sind jene Oberflächen, durch die sich der unreflektierte Mensch seit jeher in Konflikte verstrickt -- weil der eine seine Oberfläche höherwertig als die des anderen wertet, sich von ihrem Schein blenden lässt und dabei blind gegenüber dem einen Kern ist. Denn im Innersten angetrieben bleibt der Mensch von denselben Bedürfnissen und Nöten, vom nackten Insulaner bis zum Anzugaffen im Vorstand einer Bank, nur die Erscheinungsformen, die Legitimationen seines Handelns sind mehr oder weniger "entwickelt", mehr oder weniger subtil, mehr oder weniger verschleiert. Während die einen sich buchstäblich verschleiern, verschleiern sich die anderen im Geiste. Während die einen ihre Sicht begrenzen, begrenzen die anderen ihre Erkenntnisfähigkeit durch anerzogene, abstrakte Normen und Werte, die sie so wenig hinterfragen wie sich selbst.

Definieren bedeutet begrenzen. Doch der Mensch, die geistige Idee des Menschen, ist nicht begrenzt. Wer sich, Identität, Normalität definiert, begrenzt sich, begrenzt seine Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Wenn es so etwas wie Normalität in der Natur gibt, dann ist es Wandel. Nichts bleibt. Keine menschengemachte Regel, keine Grenze, keine Normalität ist festgeschrieben. Da kann sich das stillstehende, identitäre Vieh, das Entwicklung und alles Fremde scheut, weil es das Bestehende bedroht, noch so sehr wehren. All sein Kämpfen ist nie mehr als Ausdruck seiner Agonie. Das Fatale an ihm und seinesgleichen Engstirniger ist, dass sie in ihrem Todeskampf andere mit sich reißen.

Der Mensch findet solange keinen Frieden miteinander, solange er keinen Frieden mit sich selbst gefunden hat. Rücksichtslosigkeitt ist nur eine Ausdrucksform dessen. Wir leben in Unzufriedenheitsgesellschaften, die gerade inneren Frieden nicht fördern. Im Gegenteil, innerer Unfrieden wird gesät, weil der den Menschen zum Nutzvieh macht, das verrichtet, was man will, solange, bis es nicht mehr kann und dann entsorgt wird. Und dabei glaubt dieses Vieh noch, individuelle Interessen, seien es konsumistische, kulturelle, religiöse oder politische zu verfolgen. Aus der physischen Versklavung wurde eine psychische, deren Ketten weitaus schwieriger zu sprengen sind, weil sich der Sklave nicht mehr als solcher erkennt, sondern als Mitglied der Gruppe X, Gruppe Y oder Gruppe Z wähnt.

Statt die Ursache seiner Unzufriedenheit im unmenschlichen System zu erkennen, verkennt das unreflektierte Vieh diese im Systemstörer, dem Systemfremden. Es kann den Fehler im System nicht erkennen, weil es damit sich selbst erkennen müsste -- denn das unreflektierte Vieh IST das System. Es ist das System, von dem es zehrt, um schließlich von ihm verzehrt zu werden. Die Ursache seiner Unzufriedenheit ist es selbst. Aber davon will es natürlich nichts wissen und zeigt mit dem Finger auf jeden, der sich äußerlich von ihm unterscheidet.
 
Es gibt kein "Normal", keiner von uns ist "Normal", Normen unterliegen ständigem Wandel, die können auch nicht als Anhaltspunkt dienen. Ich würde allenfalls von Durchschnitt(lichkeit) sprechen, wenn etwas gemeint ist, was relativ viele Mensche leben/tun.

Zu dem Elternvergleich.. Ja, es ist definitiv so, dass man über das eigene Elternhaus mehr Dinge mitbekommt und anschließend lebt, wie einem offensichtlich anerzogen wird. Ich habe im Alter von 18 Jahren erschreckenderweise feststellen müssen, dass ich gar nicht wie meine Freunde auf unterschiedlichste Situationen reagiere, mich so Verhalte, sondern wie meine Eltern. Meine Bekannten taten es vermutlich genauso, nur fiel mir das nicht unbedingt auf. Das gesamte Wertekonzept eines Menschen unterliegt zudem wohl immer einer starken Prägung aus der Kindheit.

Zu deinen nächtlichen Erfahrungen: In bestimmten Wohngegenden war das gewiss schon immer so. Ob ein paar besoffene Malocher, Nazis oder Einwanderer nachts "die Sau rauslassen", macht keinen Unterschied. Einzig die Konzentration von Menschen in städtischen Gebieten hat enorm zugenommen. Was du da schilderst erlebt man auf dem Land vielleicht in einem Jahr in allen Nächten zusammen. Aber auch dort gibt's Ausnahmen, wenn man z.B. in der Nähe einer Landdisse wohnt.
 
@NackterGolfer:
Größtenteils Zustimmung.

Nur ein Punkt von wegen das die Konzentration in Städten zugenommen hat.
Das trifft nicht auf jede (Groß-)Stadt zu und dennoch werden solche "Probleme" größer. Hier kann ich halt für Dortmund sprechen, wo die Bevölkerungsdichte seit '93 recht kontinuierlich um ~1.000-3.000 etwas abnimmt.

Nur werden Sie größer weil wir sie zu unseren Problemen machen, da sie nicht unserer Norm entsprechen oder sind es wirklich Probleme?

Um bei dem Beispiel der nächtlichen Ruhestörung zu bleiben.
Wenn es früher für Jugendliche "normal" war um 21 Uhr zu Hause seien zu müssen und man sich somit an einen ruhigeren Abend gewöhnt hat, so rennen die Jugendlichen eben heute länger rum und benehmen sich ggf. aus der Sicht anderer rücksichtslos. Wie hie geschildert interessiert es sie eben nicht ob da jemand in Ruhe auf dem Balkon sitzen oder von mir aus auch pennen will.

Liegt das Problem dann aber vielleicht auch darin das der Rest der Gesellschaft nicht angepasst hat?

Nur mal eine Theorie dazu - die zugegebener Maßen sicherlich abwegig ist, aber es geht ja um Denkanstöße. Daher nehme ich jetzt mal als Grundlage die Forschung bezüglich Schlafgewohnheiten mit Nachtigall und Lerche. Sprich einige sind Frühaufsteher (Lerchen) andere sind eben Spätaufsteher (Nachtigall)

Nehmen wir also einfach mal an das der Mensch früher eher zu den Lerchen gehört haben und danach hat sich eben das gesamte Leben ausgerichtet. Nehmen wir dann weiter an das es sich mit der Zeit gewandelt hat und es jetzt einfach mehr Nachtigallen gibt. Früher musste sich also die Nachtigall der Lerche anpassen, ob sie wollte oder nicht. Muss das dann jetzt nicht andersrum sein? Warum also muss hier z.B. Tante Emma morgens verschlafen im Laden ankommen? Wäre es da nicht sinniger den Laden erst gegen Mittag zu öffnen und halt somit abends auch so lange aufbleiben zu können, dass auch die gröhlenden Jugendlichen im Bett sind wenn man selber pennen geht?

Wie gesagt, nur mal so als Denkanstoß.

Denn mit dieser "Normalität" das sich alles immer so früh abspielen muss, habe ich schon mein Leben lang Probleme. Eben weil ich eher Nachtmensch bin. Interessiert das jemanden? Nö.

Nur so ganz langsamen kommen mehr und mehr Arbeitgeber mal dazu die Gleitzeiten noch flexibler zu gestalten usw. Von Änderungen an Schulen sind wir noch weit weg.

Ganz früher ist man mit den Hühnern aufgestanden, also vermutlich so gegen 4. Heute tingelt die Masse wohl so gegen 7:30 Uhr ins Büro oder eben in die Schule. Was wenn das längst überholt ist und 10 Uhr mal angemessen wäre?
Ich würde das sehr begrüßen, die Frage ist wie vielen es da noch so geht und ob sich da die Gesellschaft nicht zwingend anpassen müsste.
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Thread ist es wohl normal, wenn man etwas längere Postings formuliert.

Der Begriff "Normal" lässt sich auf "alles" anwenden, bei dem sich eine gewisse Regel(mäßigkeit) ablesen lässt.
Nur seltene Ereignisse sind "nicht Normal".
Stattdessen können aber mehrere Dinge als Normal angesehen werden, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, einzutreffen.
Beispiel:
Man fährt hinter einem Auto an eine Kreuzung.
Es ist normal, wenn es geradeaus fährt.
Ebenso ist es normal wenn es links abbiegt.
Und genauso ist es normal wenn es rechts abbiegt.
Es ist aber nicht normal, wenn es plötzlich mit Vollgas quer über Die Kreuzung schießt und von der Fahrbahn abkommt.

Ich würde sagen, "normal" kann man gut mit "üblich" übersetzen.

Interessant wäre es, zu untersuchen, "wo genau"der Übergang zwischen "selten" und "üblich" liegt.
 
In diesem Thread ist es wohl normal, wenn man etwas längere Postings formuliert.

Kein einfaches Thema und eine interessante Fragestellung.
Mit nur 2 Sätzen kann man das kaum abhandeln, dass wäre unnormal ;D

Zum Rest:
Im Prinzip das was ich meine. Wenn es heutzutage "normal" ist dass Jugendliche abends noch bis 23 Uhr "feiern", oder Hunde alleine in der Wohnung gelassen werden und bellen, dann ist das eben normal und man muss sich ggf. anpassen.

Wobei ich auch was Wort normal durch üblich ersetzen würde. Beide meinen zwar so ziemlich das Gleiche, aber irgendwie will mir der Begriff "normal" da nicht so recht schmecken.

Und angemerkt sei ja auch noch das Tante Emma ja nach dem jeweils eigenen Ermessen und der, vermuteten, eigenen Prägung gefragt und gar nicht unbedingt nach extrem allgemeinen Aussagen gefragt hat.

Auch wieder ein Punkt wo man normalerweise ;D etwas mehr drauf eingehen müsste ;)
 
Womit du aber eben auf die eigentliche Frage des TE nicht wirklich eingegangen bist ;)

Ich gehe da eben eher analytisch/wissenschaftlich vor und sehe es als Diskussion und nicht als "so ich schreibe jetzt einen Satz und versuche diesen als Totschlagargument anzubringen".

Wieder zwei Normalitäten die aufeinander prallen ;D
 
Ich schließe mich, wie in allen anderen Threads auch, vorbehaltslos Socke an.

Normal ist, unter Ableitung von der Norm, das, was am meisten in der Gesellschaft anzutreffen ist. Dieses oder jenes machen alle bzw wurde schon immer so gemacht. Der Soziale Ninja macht quasi am Besten das, was gemeinhin als normal angesehen wird. Vielleicht sollte man noch hinzufügen, dass normal aber nicht gleichzusetzen ist mit richtig oder gut. Um allen Pessimisten gleich entgegen zu kommen, es ist aber auch nicht gleich als schlecht anzusehen. Normal würde ich daher als gesellschaftliches Nullum einstufen.

Mich haben z.B. schon immer Frauen interessiert, die nicht normal waren. Für mich war das dann schön. Hauptsache es wurde nicht langweilig. Und ich hab es auch gerne ertragen, wenn ich mir deswegen Sprüche anhören musste. Hier im Forum war es dann scherzhaft "Schlauchbootlippe". Von meinen Eltern kamen tatsächlich Abwertungen in Sachen Herkunft und Hautfarbe. Mich hat das sehr irritiert, weil ich eigentlich anders erzogen wurde. Da wurde sehr viel Wert auf Gleichheit etc gesetzt. Aber dann bitte nur draussen und nicht in der Familie. Zusätzlich gab es noch Unterscheidungen nach Regionen. Ich konnte aber nie dahinter kommen, warum eine Freundin aus Frankreich besser gestellt wird, als eine Schwarze. Heute verstehe ich es, weil das kulturell für ältere Generationen etwas greifbarer ist. Letztlich seien das die elterlichen Schutzmechanismen, weil man doch nur das Beste für die Enkelkinder wolle. Hab dann gelernt, dass man die Alten einfach nur labern lässt und damit am Besten fährt. Das spart Nerven und Zeit.

Und das führt schon direkt zum nächsten Problem. Was nämlich nicht normal ist, das führt bei den Menschen zu Misstrauen und Argwohn. Man kann es aber auch keinem verübeln, weil es, so nehme ich an, eine Art evolutionärer Schutzmechanismus ist, die Techniken und Gewohnheiten, die man gemeinhin kennt, beizubehalten, und neuem gegenüber erstmal skeptisch gegenüber steht. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.

Für mich war die Logik leider nie sehr einleuchtend. Ich habe aber auch schon früh gelernt, dass das Vorteile mit sich bringt. Schon im Kindergarten hatte ich Freunde aus Afrika, Asien und dem nahen Osten. Bei denen zu hause ging immer die Post ab, ganz anders als bei uns. Die sitzen und essen auf dem Fußboden, verfügen über eine Rezept- und Gewürzvielfalt, die die unsere in Potenzen übersteigt. Und als Mensch wurde man auch ganz anders aufgenommen. Die Mutter eines Freundes begrüßt mich noch heute nicht als Gast, sondern als ihren vierten Sohn. Eine solche Herzlichkeit lässt sich kaum überbieten, bringt aber auch Nachteile mit sich. Ich werde ungefragt in den familiären Ablauf eingebunden. Ich baue den Grill auf oder gehe eben schnell einkaufen, wenn etwas fehlt. Aber das anschließende Beisammensein ist es echt wert und man nimmt es gerne in Kauf, dass man auch mal Hand anlegen muss.
 
Und angemerkt sei ja auch noch das Tante Emma ja nach dem jeweils eigenen Ermessen und der, vermuteten, eigenen Prägung gefragt und gar nicht unbedingt nach extrem allgemeinen Aussagen gefragt hat.
Für mich ist dies nur eine komplexe Ausprägung der allgemeingültigen Aussage.
Es ändert sich lediglich das Bezugssystem.

Weil Beispiele so anschaulich sind:
In einer gedachten Gesellschaft würde jedem Neugeborenen ein Punkt auf die Nasenspitze tätowiert.
Damit, was bei uns üblich ist, nämlich keinen Punkt auf der Nasenspitze zu haben, fallen wir in einer solchen Gesellschaft extrem auf.
Wie gesagt, das gilt natürlich nicht nur für den Punkt, sondern für alles. Also nicht nur für physikalische Gesetze, sondern auch für Verhalten, sexuelle Orientierung, gesellschaftliche Strukturen, Kleidung... eben für alles.
Besucht uns ein Mensch aus dieser Gesellschaft, befindet er sich bei uns in der Minderheit. Dann fallen nicht wir, die wir keinen Punkt haben auf, sondern er mit dem Punkt.
Das Bezugssystem entscheidet also darüber, ob etwas "selten" oder "üblich" ist.
 
Womit du aber eben auf die eigentliche Frage des TE nicht wirklich eingegangen bist ;)

Ich gehe da eben eher analytisch/wissenschaftlich vor und sehe es als Diskussion und nicht als "so ich schreibe jetzt einen Satz und versuche diesen als Totschlagargument anzubringen".

Wieder zwei Normalitäten die aufeinander prallen ;D

Analytischer als mein Satz, wird es nicht ;)
Wie gesagt. Da "normal" eine Definition ist, kann sich diese jederzeit ändern.
Deswegen lohnt sich die Debatte nicht.
Man sollte sich halt nur erkundigen, was in Gegenden "normal" ist, wo man evtl. längere Zeit leben will ;)
 
Mich haben z.B. schon immer Frauen interessiert, die nicht normal waren. Für mich war das dann schön. Hauptsache es wurde nicht langweilig. Und ich hab es auch gerne ertragen, wenn ich mir deswegen Sprüche anhören musste. Hier im Forum war es dann scherzhaft "Schlauchbootlippe".

Amen Bruder!

Probleme mit "nicht normalen" im Sinne von Ausländer oder einfach nur Menschen die anderweitig von der Norm abweichen, hatte ich seitens meines Elternhauses eher wenig. Liegt wohl auch daran das mein Vater Lehrer war und er somit eh alles Mögliche kannte.

Meine Mutter hatte anfangs ein paar Vorbehalte als ich irgendwann nur noch in schwarz rumgerannt bin und diese böse Musik gehört habe, aber auch das hat sich schnell gelegt.

Und ich komme immerhin vom Dorf, aber auch da gab es eher wenig Probleme.
Wenn dann meist eher im Kreis von Altersgenossen. Das übliche "Mobbing" in der Schule halt wenn man nicht, wie jeder andere auch, Schlager hört, Fußball spielt und spätestens mit 16 jeden Tag saufen geht.
 
@ O/T:

Konformität wird als normal begriffen.
Ist dem wirklich so?
Du hast in einigen Ausführungen sicher Recht, gerade was bestimmte Mechanismen und unserer Gesellschaft betrifft. DAS sollte man auch ohne Hochschulabschluss erkennen.
Das wir immer mehr von den Großkonzernen mit den eingespannten Medien via internet, TV, Rundfunk und Zeitschriften als reine Konsumenten erzogen werden, die nur noch stupide konsumieren sollen ohne zu hinterfragen. Das Leben lang glitzernden Idealen und gestellten heilen Welten hinterherjagen und immer mit offener Geldbörse.
Die Medien strotzen nur vom Futterneid und versuchen zu bestimmen, was man heute haben muss und wie man aussehen sollte und was man denken und fühlen sollte, damit man richtig Mainstream ist und der Großteil der heutigen Jugend und natürlich auch viele Erwachsene lassen sich in diese Maschinerie einspannen und denken von sich, selbst gesteuert zu handeln und alles selbst mit freien Willen zu entscheiden.
Das ist ja das perfide daran. Vielen ist es nichteinmal bewußt, das sie sich nur Zwängen aussetzten um dazu zu gehören. Sie empfinden das nicht als Zwang, sondern als freie Willensentscheidung.
Aber dieses Verhalten entspricht sicher der heutigen Normalität, aber es ist nicht normal.

Das größte Manko, wie ich finde, ist die Fähigkeit sich selbst zu reflektieren und Konsequenzen daraus zu ziehen. Es ist oft gerade in der jüngeren Gesellschaft nicht einmal der Wille hierzu zu erkennen.

Ich definiere normal, einfach immer im unbewußten Vergeleich mit der Natur.
Seitdem es die Natur gibt, gibt es immer ein Gleichgewicht, es sei denn der Mensch greift ein. Alles ist ein perfekter Mechanismus und alles ergänzt sich.
Die Menscheit könnte man von der Erde tilgen und kein Tier und keine Pflanze würde etwas vermissen.
Aus diesem ewig existierenden Gleichgewicht kann man für sich bestimmte Verhaltensregeln positive Regeln des Miteinanders herausleiten, wenn man möchte.

In der Arbeit mit viel Kundenkontakt muss man sich schon manschmal arg zusammenreißen. Wenn der Frust dann verraucht ist, denke ich meistens "arme Sau", kennt es ja nicht anders und für ihn ist es normal.

Oft, (gerade bei Jugendlichen und Kindern und manchmal auch bei Erwachsenen) mache ich mir immer kleine Späße und versuche Ihnen vorzuhalten, das sie was "falsch" machen. Sicher werden die wenigsten das begreifen, aber mir versüßt es oft den Arbeitsalltag.

Beispiel:

Die Ladentür wird aufgerissen, trotz Schneematsch und das vorhanden sein von zwei großen Schmutzfangmatten im Eingangsbereich (die nicht genutzt wurden) kommen zwei Jugendliche reingepoltert, der ganze gefließte Boden ist voll mit Schneematsch, Dreck und kleinen Streusplitt und und fragen sofort ob ich Ware XYZ hätte und was es kosten würde. Ich tue dann erstmal so, als ob ich sie nicht bemerken würde und sie schauen sich etwas betreten im Laden um und nach einer bis einer halben Minute schaue ich dann auf uns sage: Schönen guten Tag, wie kann euch helfen?
"Nein habe ich nicht, weiß auch nicht wann es wieder reinkommt! Einen schönen Tag noch"...
und weg sind sie. Natürlich ohne auf Wiedersehen zu sagen.
Ich darf dann wieder zum Besen und Wischmopp greifen, damit der nächste Kunde ein sauberes Geschäft vorfindet.

Sie werden sicher nicht verstanden haben, warum ich sie anfangs ignoriert habe, weil sie weder den Anstand hatten sich wenigstens ein wenig die Drecksbotten abzutreten und mir dabei zusätzliche Arbeit bescheert haben und nicht einmal schafften ein einfaches Hallo zu sagen bevor sie lospolterten. Ihre Frage hätten sie sich auch selbst beantworten können, wenn sie sich ein wenig umgeschaut hätten, aber das wäre ja mit Arbeit verbunden.
Die simpelsten Regeln des Anstandes werden nicht mehr beherscht.

Spaß macht es auch bei Jugendlichen in ihren eigenen Slang zu verfallen.
Kommt einer rein und fragt:

Ey, habt ihr so ne Xbox? So ne neue, meine alte hat gestern den Arsch hochgerissen.

Ich: He Alder, ist ja echt mies, das dir deine Xbox kaputt gegangen ist. Geht die nicht mehr zu reparieren?

Er: Nein mann, n Kumpel hat schon versucht.

Ich: Echt scheiße ohne Konsole, kann man garnicht mehr zocken. Ich hab grad keine da, aber vieleicht kommt ja bald son Honk rein und verkloppt mir seine für kleines Geld. Schau die Tage mal wieder rein, dann können wir vieleicht nen Deal machen.

Er: Ja man Alder, bis die Tage dann und geht.

Ich muss mir dann so das laute loslachen verkneifen...

Oft bekomme ich Fragen, ob ich Ware X habe und wenn nicht warum nicht (!!!) und wann denn mal sowas reinkommen würde und was es dann kosten würde. Zu 100% bin ich mir sicher, das die garkein Geld in der Tasche haben.
Was sind das für Fragen? Ware die ich habe liegt im Geschäft ausgepreist zum Verkauf aus. Ich habe auch schon mal gesagt, Als nach ner PS3 gefragt wurde:
Moment, da muss ich mal in den Keller, da habe ich noch ein paar Paletten, die vor sich hinstauben. Welche Ausstattung soll sie haben? Ein perplexer Blick und dann
dann kam die tausendmal am Tag gehörte Antwort. Ich wollt ja nichts kaufen sondern mich ja nur mal informieren.
Achso... schon klar...

Ich gehe in ein Geschäft weil ich die Absicht habe was zu kaufen und habe auch entsprechendes Geld oder EC Karte dabei. Informationen habe ich mir vor dem Kaufentschluss schon geholt und zwar aus dem Internet oder Fachzeitschriften.
Natürlich berate ich auch gerne, wenn ich merke, das wirkliches Kaufinteresse vorhanden ist. Ob dann hieraus ein Kauf stattfindet ist erstmal nebensächlich. Ich als Verkäufer muss den Eindruck habe, das die Möglichkeit besteht Umsatz zu machen bzw. das ernsthaftes Interesse vorhanden ist.
Ich bin keine Wärmestube und kein Kummerkasten oder eine soziale Einrichtung, sondern ich muss Gewinn erwirtschaften, damit ganz viele am Monatsanfang ihre Rechnungen bezahlt bekommen, damit meine zwei Angestellten was aufs Brot legen können und ich brauch auch mal etwas mehr als ne Schmalzstulle. Aber die meisten denken wohl, der sitzt da drin, schauket sich die Eier und hat nichts zu weiter zu tun.

Wenn ich schon beim ersten Anblick sehe, das die nicht mal einen Euro in der Tasche haben, aber von mir hochwertige Elektronikartikel erklärt und womöglich vorgeführt haben wollen ist Schluß. Verarschen kan ich mich selber.

Wiedermal ein paar Beispiele der mich umgebenden "Normalität".die ich aber als nicht normal ansehe.

Normal ist das alles (für mich) nicht.
Aber vieleicht komme ich ja auch von einem anderen Stern... :D
 
Analytischer als mein Satz, wird es nicht ;)
Wie gesagt. Da "normal" eine Definition ist, kann sich diese jederzeit ändern.
Deswegen lohnt sich die Debatte nicht.
Man sollte sich halt nur erkundigen, was in Gegenden "normal" ist, wo man evtl. längere Zeit leben will ;)

Nochmals:
Im Startposting fragt Tante Emma nach eigenen Erfahrungen und der eigenen Maxime.

Wenn du dich da persönlich dich da strikt nach einer lehrbuchartigen Definition ausrichten kannst ok. Ich kann das eben nicht und differenziere.
.
EDIT :
.

Für mich ist dies nur eine komplexe Ausprägung der allgemeingültigen Aussage.
Es ändert sich lediglich das Bezugssystem.

Die beiden Sätze sind, auch wenn ich verstehe was du damit sagen willst, etwas widersprüchlich.

"Komplexe Ausprägung vs. lediglich" passt für mich da nicht zusammen.
Eben weil es eine komplexe Ausprägung ist, halt ich es für nicht so einfach fassbar.

Aufs große ganze bezogen hast du ja vollkommen Recht. Normal ist das was eben die meisten machen und daher ein zu erwartender Umstand ist.

Es beschreibt aber nur einen Zustand der sich auf Grund diverser Faktoren über eine lange Zeit entwickelt hat. Und hier ist doch eben interessant warum es sich so entwickelt hat.

Warum ist X jetzt normal, Y aber nicht. Und warum war Z mal normal ist aber jetzt undenkbar oder gar abnormal?

An sich ziemlich spannend. Und man kann es vielleicht sogar darauf herunterbrechen das, außer der ständigen Veränderung, nichts normal ist *chatt*

@Tante Emma:
Sorry aber bei deinen Beschreibungen aus dem Alltag musste ich schon etwas schmunzeln.
Das Leben als Verkäufer und damit solche Situationen kenne ich ja auch nur zu gut.

Aber da halt ich es mit den Amerikanern: der Kunde ist König.
Letztendlich willst du ja was vom Kunden, nämlich sein Geld weil er damit deinen Lebensunterhalt finanziert. Klar will der Kunde von dir auch Ware, aber du bist nun mal nicht der Einzige Händler. Und wenn dem Kunden etwas bei dir nicht passt, geht er also zum nächsten.

Du bist Dienstleister und musst somit leider auch mit den Ungepflogenheiten deiner Kunden leben und sie dennoch gut behandeln. Das mag nicht immer schön sein, ist aber leider so. Es sei denn du kannst halt hier und da immer mal auf das Geld der Kunden verzichten.

Vom Grundtenor her hast du aber absolut Recht, aber du wolltest ja an sich auch keine Diskussion über die (aus unserer Sicht) verkommene Jugend oder? ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmals:
Im Startposting fragt Tante Emma nach eigenen Erfahrungen und der eigenen Maxime.
Ich habe gelernt, dass Abweichungen von einer Norm immer vorkommen können.
Dann versuche ich eine "möglichst Objektive" Bewertung zwischen Gut und Schlecht vorzunehemen.
Ist es nicht schlecht, toleriere ich es.
 
Nochmals:
Im Startposting fragt Tante Emma nach eigenen Erfahrungen und der eigenen Maxime.

Wenn du dich da persönlich dich da strikt nach einer lehrbuchartigen Definition ausrichten kannst ok. Ich kann das eben nicht und differenziere.


Dann sag ' ich's mal so:
In Deutschland ist "Egal" ="Normal" geworden, wie in sonst keinem anderen Land. Es gibt überall Maxime, nur in Deutschland nicht.
Dass das immer noch Nachwirkungen aus dem letzten Jahrtausend sind, ist klar. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch Selbstschutz. Die Frage ist : Selbstschutz vor was? Vor der eigenen Angst, der eigenen fehlenden Zivilcourage , oder beidem ?
 
Ich habe gelernt, dass Abweichungen von einer Norm immer vorkommen können.
Dann versuche ich eine "möglichst Objektive" Bewertung zwischen Gut und Schlecht vorzunehemen.
Ist es nicht schlecht, toleriere ich es.

Von deinen Eltern gelernt? Vom Freundeskreis? Von der Gesellschaft? (klar irgendwo teils teils, aber was würdest du sagen/vermuten hat dich stärker geprägt?) Was bedeutet "ist nicht schlecht" für dich?

;D

Deshalb schreibe ich immer mehr und frage mich warum man anderen diese Dinge immer so aus der Nase ziehen muss hehe ;)
.
EDIT :
.

Dann sag ' ich's mal so:
In Deutschland ist "Egal" ="Normal" geworden, wie in sonst keinem anderen Land. Es gibt überall Maxime, nur in Deutschland nicht.
Dass das immer noch Nachwirkungen aus dem letzten Jahrtausend sind, ist klar. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch Selbstschutz. Die Frage ist : Selbstschutz vor was? Vor der eigenen Angst, der eigenen fehlenden Zivilcourage , oder beidem ?

Da ich noch nicht überall auf der Welt war, kann ich das nicht beurteilen.
Kann aber sagen das es in Österreich kaum anders ist als hier, wohingegen es in England und Kanada in der Tat in vielen Bereichen ganz anders zugeht.

Aber wenn ich mich da einige Erzählungen einer iranischen Freundin erinnere die 3 Jahre in Schweden gelebt und studiert hat, so ist es da teils deutlich schlimmer als hier. Denn sie war froh das die Leite hier offener sind, mehr Zivilcourage haben usw.
 
Von deinen Eltern gelernt? Vom Freundeskreis? Von der Gesellschaft? Was bedeutet "ist nicht schlecht" für dich?
Ich glaube das lernt man von überall und allem im Laufe des Lebens.
Ich versetze mich bei solchen Fragestellungen gerne in die andere Person.
Gut ist es für mich, wenn man andere so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte.

Und auch gut ist es für mich, bereit zu sein (oder in der Lage zu sein sich einzugestehen) von anderen auch mal etwas lernen zu können.
 
Dann sehen wir das wohl ähnlich (hätte mich auch gewundert wenn nicht *g*), denn das schrieb ich ja auch schon so :)
 
Aber wenn ich mich da einige Erzählungen einer iranischen Freundin erinnere die 3 Jahre in Schweden gelebt und studiert hat, so ist es da teils deutlich schlimmer als hier. Denn sie war froh das die Leite hier offener sind, mehr Zivilcourage haben usw.


In Schweden ist der Alkohol teurer. Somit haben die Leute weniger Mittel zum "offen" werden ;)

Vielleicht ist es aber auch andersrum gewesen. Als Frau aus dem Iran war sie selber in Schweden erstmal zurückhaltender...
 
Zurück
Oben Unten