Übersicht über die Socket AM2(+)/AM3 Chipsätze

SPINA

Grand Admiral Special
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Es gibt von S.I. einen Thread namens Welches Mainboard für Phenom II X3/x4 Am2+/AM3 erleichterte HILFE. Dort geht es allerdings etwas ungeordnet zu. Deswegen hier noch einmal in aller Kürze die wichtigsten Punkte, welcher bei der Mainboard Auswahl zu beachten sind. Hier werden keine Mainboards empfohlen, sondern nur Hilfe zur Selbtshilfe geleistet. Für weitere Informationen besucht bitte den Link zu besagtem Thread.

Welche Chipsätze gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von Chipsätzen am Markt. Allerdings ist der Chipsatzfrage weniger bedeutend als man glauben mag. Insbesondere seitdem der DRAM Controller von der Northbridge in die CPU gewandert ist. Und man muss im Einzelfall auch immer schauen welche Funktionen des jeweiligen Chipsatzes die Mainboardhersteller brach liegen lassen oder über Zusatzchips realiseren. Deshalb sollte man mehr Wert darauf legen welche Funktionen nun beim jeweiligen Mainboard vorhanden sind und ob deren Implementierung bestmöglich gelöst ist, als die Entscheidung allein am Chipsatz festzumachen. Es gibt dennoch ein paar Kenngrößen für welche genaue Kenntnisse um den jeweiligen Chipsatz unumgänglich sind. Die folgende Übersicht beschränkt sich dabei auf die derzeitige Marktlage. Deswegen finden sich hier auch keine SiS oder VIA Chipsätze. Angekündigte sowie bereits eingestellte Produkte wie der nVidia nForce 430/630a werden dabei nicht umfasst. Es empfiehlt sich zu dem Chipsatz zu greifen welcher am ehesten den eigenen Befürfnissen entspricht ohne allzuviele Funktionen ungenutzt zu lassen, denn dann sonst zahlt man nicht nur unnötig drauf, sondern es steht meist auch um die Energieeffizienz nicht zum Besten. So ist es kontraproduktiv sich ein Mainboard mit nVidia nForce 780a SLI zu kaufen und dann nur die IGP zu nutzen und alle PEG Slots unbestückt zu lassen. Auf die Angabe von Thermal Design Power Werten wird im folgenden jedoch verzichtet, weil solche Angaben seitens AMD und nVidia nur selten zu finden sind und in die Verlustleistung beim jeweiligen System noch anderen bedeutsamere Faktoren hineinspielen.

Northbridges (mit integrierter Grafik):
NorthbridgeCodenameHypertransport LinkAnzahl PCIe LanesOrganisation PCIe LanesIGP Spezifikationen (SM = Shader Model)SouthbridgeBesonderheiten
AMD 740GRS690 (80nm)1.0 (1000 MHz)20 (PCIe 1.1a)1x16 + 4Radeon 2100* (400 MHz), SM 2.0SB700unterstützt kein Cool 'n' Quiet 2.0
AMD 760GRS760 (55nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16 + 6Radeon 3000 (350 MHz), SM 4.0SB700, SB710N/A
AMD 780VRS780V (55nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16 + 6Radeon 3100 (350 MHz), SM 4.0SB700, SB710N/A
AMD 780GRS780 (55nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16/2x8 (Hybrid CrossfireX)** + 6Radeon HD 3200 (500 MHz), SM 4.0, Avivo HD (UVD 1.0)SB700, SB710, (SB750)Sideport Memory (optional)
AMD 785GRS880 (55nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16 (Hybrid CrossfireX)** + 6Radeon HD 4200 (500 MHz), SM 4.1, Avivo HD (UVD 2.0)SB710, (SB750)Sideport Memory (optional)
AMD 790GXRS780D (55nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16/2x8 (CrossfireX) + 6Radeon HD 3300 (700 MHz), SM 4.0, Avivo HD (UVD 1.0)SB750Sideport Memory (optional)
AMD 880GRS880 (55nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16 (Hybrid CrossfireX)** + 6Radeon HD 4250 (560 MHz), SM 4.1, Avivo HD (UVD 2.0)SB850, (SB710)umgelabelter AMD 785G
AMD 890GXRS880D (55nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16/2x8 (CrossfireX) + 6Radeon HD 4290 (700 MHz), SM 4.1, Avivo HD (UVD 2.0)SB850Sideport Memory (optional)
nVidia GeForce 8100 mGPUMCP78V (80nm)3.0 (2600 MHz)19 (PCIe 2.0)1x16 + 3GeForce 8100 (1200 MHz)***, SM 4.0integriertunterstützt CUDA
nVidia GeForce 8200 mGPUMCP78S (80nm)3.0 (2600 MHz)19 (PCIe 2.0)1x16 + 3GeForce 8200 (1200 MHz)***, SM 4.0, PureVideo HDintegriertunterstützt CUDA
nVidia GeForce 8300 mGPUMCP78U (80nm)3.0 (2600 MHz)19 (PCIe 2.0)1x16 + 3GeForce 8300 (1500 MHz)***, SM 4.0, PureVideo HDintegriertunterstützt CUDA
nVidia nForce 750a SLIMCP72P (80nm)3.0 (2600 MHz)19 (PCIe 2.0)1x16/2x8 (2-way SLI) + 3GeForce 8200 (1200 MHz)***, SM 4.0, PureVideo HDintegriertunterstützt CUDA
nVidia nForce 980a SLI****MCP82XE (80nm)3.0 (2600 MHz)35 (PCIe 2.0)*****2x16/4x8 (3-way SLI) + 3GeForce 8200 (1200 MHz)***, SM 4.0, PureVideo HDintegriertnForce 200 PCIe Bridge*****
[TR][TD]
* Die Radeon 2100 (vier Pixel- und zwei Vertexshaderpipelines) des RS740 basiert nicht wie der Name vermuten lässt auf der RV6xx Familie, sondern entspricht der Radeon X1250 des baugleichen RS690.
** AMD hat beim 780G/785G nur Hybrid CrossfireX freigeschaltet. Damit ist CrossfireX offiziell nur mit Karten der Radeon HD 2400 und HD 3400 Serie möglich. Es handelt sich um eine künstliche Treiberbeschränkung.
*** Dieser Wert bezieht sich auf den Takt der Unfied Shader Units. Der Grundtakt der G8x IGP liegt beim MCP72/MCP78 jeweils bei 500MHz.
**** Es handelt sich beim nForce 980a SLI um einen umgelabelten nForce 780a SLI (MCP72XE). Teilweise wird auch von einem Shrink auf 65nm berichtigt, aber eine offizielle Bestätigung hierfür gibt es nicht.
***** Die nForce 200 PCIe Bridge ist nur über 16 PCIe Lanes an den MCP72 Chipsatz mit seinen 19 PCIe Lanes angebunden, bindet aber selbst wieder 32 PCIe 2.0 Lanes an, wodurch ein Flaschenhals bei SLI entstehen kann.

- Alle Chipsätze der AMD RS780 und deren Derivate weisen somit eine IGP mit 40 Unified Shader Units aus. Der Unterschied besteht im Vorhandensein des Unified Video Decoders und des IGP Takts.
- Der AMD 780G (RS780) und 785G (RS880) unterscheiden sich wiederrum dadurch, dass beim 785G eine Radeon HD 4200 IGP mit 40 Unified Shader Units auf Basis des RV620 (beim Vorgänger: RV610) zum Einsatz kommt.
- Anders als die Produktbezeichnung vermuten lassen würde basieren der AMD 890GX und 785G auf demselben Chip (RS880) und unterscheiden sich nur durch die CrossfireX Unterstützung und abermals den IGP Takt.
- Dasselbe Spiel betriebt nVidia. Die GeForce 8300 entspricht der GeForce 8200 (16 Unified Shader Units) ebenso wie bei AMD die IGP des 790GX derjenigen des 780G. Der Unterschied liegt wieder allein in der Shaderfrequenz.
- Der AMD 760G und 780V unterscheiden sich nur durch die unterstützten Videoausgänge, nämlich dadurch, dass der AMD 760G keinen DisplayPort unterstützt, was wiederum der AMD 740G alias 690G beherrscht.
- Beim AMD 740G ist zu beachten, dass die Mainboards mit diesem Chipsatz keine Split Power Planes bieten und dementsprechend Cool 'n' Quiet nicht korrekt mit Prozessoren der 10h Familie arbeitet.
- Bei den Chipsätzen der AMD 8er Serie ist zu beachten, dass sie teilweise noch mit der alten SB710/SB750 anstatt der neuen SB850, ausgeliefert werden und damit nicht ganz auf dem neuesten Stand der Technik sind.

- Alle aktuellen Chipsätze von AMD und nVidia unterstützen neben dem analogen D-SUB sowohl DVI als auch HDMI (1.3a ab RS880). Allerdings können nicht zwei digitale Videoausgänge zugleich genutzt werden.
- Zu beachten ist, dass die aktuellen nVidia Chipsätze kein Dual-Link DVI unterstützen, was für Auflösungen jenseits von 1080p erforderlich ist. Dafür wird anders als bei der AMD RS780 Serie bereits HDMI 1.3a unterstützt.
- Sowohl die gelisteten AMD als auch die nVidia Chipsätze verfügen über einen integrierten High Definition Codec, sodass "Audio over HDMI" bei Verwendung der IGP möglich ist. HDCP ist für die BD Wiedergabe gegeben.
- AMDs Avivo HD und nVidias PureVideo HD beschleunigen sowohl H.264/AVC, VC-1/WMV als auch MPEG-II. Einschließlich Scaling, Deinterlacing und so weiter. Bei AMD aber erst ab dem 785G zwei Videostreams zugleich.
- Ferner gibt es noch einen nForce 720a (MCP78?) und einen nForce 730a (MCP78H). Diese entsprechen allerdings dem GeForce 8100 sowie dem GeForce 8200 mGPU 1:1, sind jedoch nicht für MicroATX gedacht.

Northbridges (ohne integrierte Grafik):
NorthbridgeCodenameHypertransport LinkAnzahl PCIe LanesOrganisation PCIe LanesSouthbridgeBesonderheiten
AMD 770RX780 (65nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16 + 6SB600, SB700, SB710N/A
AMD 870RX780 (65nm)3.0 (2600 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16 + 6SB850, (SB710)umgelabelter AMD 770
AMD 970RX980 (?nm)3.1 (3200 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16 + 6SB920, (SB950)unterstützt IOMMU
AMD 790XRD780 (65nm)3.0 (2600 Mhz)22 (PCIe 2.0)1x16/2x8 (CrossfireX) + 6SB600, SB750N/A
AMD 990XRD980 (?nm)3.1 (3200 MHz)22 (PCIe 2.0)1x16/2x8 (CrossfireX) + 6SB950unterstützt 2-way SLI & IOMMU
AMD 790FXRD790 (65nm)3.0 (2600 MHz)38 (PCIe 2.0)2x16/4x8 (CrossfireX) + 6SB600, SB750N/A
AMD 890FXRD890 (65nm)3.0 (2600 MHz)42 (PCIe 2.0)2x16/4x8 (CrossfireX) + 10SB850unterstützt IOMMU
AMD 990FXRD890 (65nm)3.1 (3200 MHz)42 (PCIe 2.0)2x16/4x8 (CrossfireX) + 10SB950unterstützt 3-way SLI & IOMMU
nVidia nForce 720DMCP78D (80nm)3.0 (2600 MHz)19 (PCIe 2.0)1x16 + 3integriertN/A
[TR][TD]

- Die tatsächliche Anzahl der PCIe Lanes aller AMD Chipsätze liegt um 4 Lanes höher. Diese dienen jedoch der Kommunikation (A-Link Express II/III) mit der Southbridge und sind dementsprechend reserviert.
- Neben dem nForce 720D führt die nVidia Seite auch noch einen nForce 740a SLI. Dieser entspricht dem nForce 750a SLI ohne IGP. Mainboards mit diesem Chipsatz sind bisher aber nicht erschienen.
- Weder GeForceBoost (Gegenstück zu ATi Hybrid CrossFireX), noch HybridPower (Gegenstück zu ATi PowerXpress) stehen bei den nVidia Chipsätzen ohne integrierte Grafiklösung zur Verfügung.
- Ebenso wie es sich beim AMD 880G um einen umbenannten Chipsatz aus der 7er Famile handelt, trifft dies auch auf den AMD 870 zu. Neu ist jedoch die Kombination mit der SB850.

Southbridges:
CodenameAnzahl SATA/PATA PortsAnzahl USB PortsEthernet ControllerAudio ControllerAnzahl PCIe LanesAnzahl PCI 2.3 SlotsBesonderheiten
ATi SB600 (130nm)4/1 (SATA300 AHCI, RAID 0/1)10 (USB 2.0)xAC97/HDA*x6N/A
AMD SB700/710 (55nm)6/1 (SATA300 AHCI, RAID 0/1)12 (USB 2.0)xHDA*x6unterstützt ACC (nur SB710)
AMD SB750 (55nm)6/1 (SATA300 AHCI, RAID 0/1/5)12 (USB 2.0)xHDA*x6unterstützt ACC
AMD SB850 (55nm)6/0** (SATA600 AHCI, RAID 0/1/5)14 (USB 2.0)1x 10/100/1000 MBit/sHDA*2 (PCIe 2.0)6N/A
AMD SB950 (55nm)6/0 (SATA600 AHCI, RAID 0/1/5)14 (USB 2.0)1x 10/100/1000 MBit/sHDA*4 (PCIe 2.0)6N/A
nVidia MCP78 (80nm)6/1 (SATA300 AHCI, RAID 0/1/5)12 (USB 2.0)1x 10/100/1000 MBit/sHDA*N/A***5Hardware Firewall
nVidia MCP72/82 (80nm)6/1 (SATA300 AHCI, RAID 0/1/5)12 (USB 2.0)1x 10/100/1000 MBit/s****HDA*N/A***5Hardware Firewall
[TR][TD]
* Über die Anzahl und Ausgestaltung (Analog/SPDIF) der Kanäle entscheidet der verbaute Audio Codec (z.B. Realtek ALC889A) und nicht die Southbridge.
** AMD verspricht im Datenblatt einen PATA Kanal. Dieser ist jedoch nicht vorhanden. Ebenso wurde Advanced Clock Calibration bei der SB850 gestrichen.
*** Es handelt sich bei allen aktuellen nVidia Chipsätzen um SingleChip Konstruktionen bei denen Northbridge und Southbridge kombiniert ist.
**** nVidia verspricht zwei Gigabit Ethernet Ports im Datenblatt zum nForce 980a SLI, aber dies ist unzutreffend.

- Bei der Southbridge SB710 von AMD handelt es sich um eine fehlerbereinigte Version der SB700. Dies betrifft jedoch nur den Taktgeber, sodass dies keine Auswirkungen für Endanwender hat.
- Hauptunterschied zwischen dem SB710/810 und dem SB750/850 ist jeweils die Unterstüzung von RAID 5. Es handelt sich dabei jedoch nicht um ein vollwertiges Hardware RAID 5.
- Der in die AMD SB850 integrierte Ethernet Controller (MAC) bleibt meist brachliegen, weil die dafür erforderlichen PHYceiver Chips teuer sind als andere am Markt befindliche vollwertige NICs.
- Einige Funktionen von OverDrive (AOD) sind mangels Advanced Clock Calibration (ACC) bei der 850 nicht mehr verfügbar. Dasselbe gilt für die "Freischaltung" von Kerne über ACC.
- Bei der angekündigten SB920 handelt es sich aller Voraussicht nach um eine umgelabelte SB850. Die ehemals angekündigte SB810 ist nie erschienen und entspräche einer SB710.
- Beim nVidia MCP78 und MCP72 stehen die SATA Ports 5/6 nur im AHCI und RAID Modus zur Verfügung. Im Native IDE Modus sind nur die SATA Ports 1-4 nutzbar.
- Selbst die kleinsten Varianten des MCP72 und MCP78 unterstützen dabei ausnahmslos die nVidia MediaShield (RAID) und FirstPaket (Firewall) Technologie.

Offizielle Produkseiten
AMD Desktop Chipsets with Integrated Graphics: Klick
AMD Desktop Chipsets with Discrete Graphics: Klick
nVidia GeForce Motherboard GPU: Klick
nVidia nForce MCP: Klick

Fazit: Für die meisten Anwender ist ein nVidia GeForce 8200/nForce 750a SLI oder AMD 785G/SB710 die beste Wahl. Beim AMD 785G soll es in Einzelfällen Einschränkungen bei der 2D Beschleunigung unter Windows NT 5.1 geben. Danke der gefallenen Preise wird auch der AMD 880G/SB850 langsam interessant. Während sich die Northbridges gleichen, bringt die SATA600 Schnittstelle der SB850 beim Einsatz moderner SSDs einen größeren Schub. Obgleich bezüglich des SATA Durchsatzes Intel Chipsätze, wie der H67/P67 noch immer von ihren AMD Pendants unerreicht bleiben. Aber die Lage hat sich schon gebessert. Man bezahlt bei der Kombination aus AMD 880G/SB850 allerdings RAID5 mit und der praktische Nutzen davon ist für meisten Anwender doch recht gering. Der deutliche Aufpreis für den AMD 890GX lohnt sich dagegen im Regelfall nicht, denn die 200 MHz IGP Takt machen den 890GX nicht "spieletauglich". Kommt es einem nicht auf CrossFireX an und kann man eine IGP entbehren ist der AMD 870 die kostengünstigere Wahl. Es gibt sogar von ASRock ein Mainboard bei dem mit dem baugleichen AMD 770 in einer x8/x8 Konfiguration spezifikationswidrig CrossfireX möglich ist. Meiden sollte man eigentlich nur den 740G, da es sich bei ihm um einen umgelabelten 690G handelt (deswegen läuft auch OverDrive nicht) und seine Radeon 2100 IGP seitens AMD nicht mehr offiziell unterstützt wird. So erscheinen nur noch quartalsmäßig oder noch seltener Catalyst Updates. Möchte man mit CrossFireX experimentieren und entscheidet sich für den AMD 790FX sollte man darauf achten kein Mainboard mehr mit der SB600 zu nehmen. Die SB750 ist unproblematischer was den USB Durchsatz und den SATA AHCI Betriebsmodus angeht. Allerdings wurde der AMD 790FX ohnehin schon weitgehend vom AMD 890FX/SB850 verdrängt. Ein "X" im Namen gibt bei AMD Chipsätze die CrossfireX Tauglichkeit an. Das "G" zeigt das Vorhandensein einer integrierten Grafiklösung an. Bei nVidia sind solche Rückschlüsse aus dem Namen nicht uneingeschränkt möglich. Dieser Hersteller hat sich aber aus dem Chipsatzgeschäft zurück gezogen.

Was unterscheidet den Socket AM3(+) vom AM2(+)?
Der Unterschied liegt in der Unterstützung von DDR3-RAM beim Socket AM3(+), welcher höhere Taktraten erlaubt als DDR2-RAM und dabei etwas sparsamer ist. Für den Socket AM3 bedarf es jedoch spezieller Prozessoren, während im Socket AM2(+) im Idealfall alle derzeit erhältlichen AMD Phenom und Phenom II Prozessoren lauffähig sind. Ausgenommen die neuen Vision FX Prozessoren. Diese erfordern zumindest offiziell zwingend den Socket AM3+, werden aber wohl auch in einigen Socket AM3 Mainboards lauffähig sein. Welcher Prozessor ab welchem Firmwarestand verbaut werden darf, verraten die CPU Support Lists, welche von jedem Mainboard Hersteller bereit gestellt werden. Zu beachten ist dabei insbesondere, dass bei sehr günstigen Mainboards häufig Prozessoren mit einer hohen Thermal Design Power (TDP) aufgrund zu schwach dimensionierter Spannungswandler nicht unterstützt werden, sodass es im Einzefall unabhängig von dem zum Einsatz kommenden Sockel doch Einschränkungen bei der möglichen Prozessorpalette gibt. Grundsätzlich ist aber jeder Chipsatz, welcher das Hypertransport Protokoll unterstützt sowohl zum Socket AM2(+) als auch zu AM3(+) kompatibel, sodass sich ein AMD Phenom II X4 955 Black Edition theoretisch selbst mit einem zu Socket 754 Zeiten verbreiteten nVidia nForce 3 250 kombieren lassen würde, wodurch jener jedoch seine Hypertransport Link Frequenz drosseln würde. Der HyperTransport Link 1.0 war bis zum Sockel AM2 gebräuchlich. Mit dem Sockel AM2+ wurde auf HyperTransport 3.0 umgestellt. Abseits der Schnittstelle zur Northbridge gab es mit jedem Sockel auch Anpassungen bei den Anforderungen an die Spannungswandler. Demnächst steht die Ablösung des Sockel AM3 durch den Sockel AM3+ an. Dieser beherbergt die Prozessoren der Familie 15h und hat wieder erhöhte Anforderungen an die Stromversorgung. Aus Sicht des Chipsatzes sind aber wie gewohnt keine Anpassungen erforderlich. Ob man nun zum Socket AM2(+) oder AM3(+) greift, sollte man davon abhängig machen, ob man noch größere Mengen DDR2-RAM besitzt. Ist dies zu verneinen, lohnt es sich den geringen Aufpreis für DDR3-RAM zu zahlen. Dafür wird man mit einer besseren Aufrüstbarkeit in einigen Monaten belohnt. DDR2-RAM ist ein Auslaufprodukt. Aber die Speicherfrage ist wie gesagt vom Chipsatz losgelöst zu betrachten.

Welche Formfaktoren gibt es?
Entscheidend ist auch die Wahl des Formfaktors. Diese hat zwar nur mittelbar etwas mit dem Chipsatz zu tun, verdient aber dennoch Beachtung. Am geläufigsten sind dabei das klassische ATX (305x244mm) und das Micro ATX (244x244mm) Format. Wenn man nicht gerade ein Gehäuse hat indem es sehr beengt zu geht, sollte man der besseren Aufrüstbarkeit im Zweifelsfall lieber zum klassischen ATX Format greifen. Dort sind sieben Slots für PCIe/PCI Steckkarten möglich. Bei Micro ATX sind es derer nur vier. Ansonsten gleicht sich die Ausstattung in den meisten Fällen. Es gibt ferner noch eine Vielzahl anderer Formate, wie dem BTX Format von Intel oder dem DTX Format von AMD. Beide konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Gewisse Bedeutung hat allerdings noch das ITX Format von VIA gewonnen, welches Mainboards mit einer Seitenlänge von 170x170mm (Mini-ITX), 120x120mm (Nano-ITX) und 100x72mm (Pico-ITX) spezifiziert. Es gibt solche ITX Mainboards auch mit dem Socket AM2(+) oder AM3. Meist aber mit spartanischer Ausstattung und zu hohen Preisen. Teilweise sind dort die Hauptprozessoren aber schon fest verlötet und dementsprechend nicht auswechselbar.

Was ist noch zu beachten?
Man sollte sich bei der Auswahl des Mainboards immer die Position aller Anschlüsse vergegenwärtigen und schauen wie diese mit dem geplanten System harmonieren. Zum Beispiel kann es hinderlich sein, wenn der ATX Stromanschluss sich links vom Prozessorsockel befindet und das Netzteil untypisch am Boden des Gehäuses sitzt. Dann ist eine Kabelführung nur über die Steckkarte hinweg möglich. Dann wäre eine Position des ATX Stromsteckers links der DIMM Slots vorzugswürdig, obwohl dies elektrisch nicht die beste Lösung ist für den internen Aufbau des Mainboards. Auch auf die Position der SATA Ports sollte man achten. Es ist ärgerlich, wenn sich später herausstellt, dass ein Teil der Ports nicht nutzbar ist, weil eine überlange Grafikkarte diese verdeckt. Entscheidend ist ferner auch noch die Organisation der PCIe Ports. Oftmals tummeln sich die PCIe x1 Slots direkt um den primären PEG Port, was sich als nachteilig erweisen kann bei leistungsstarken Grafikkarten mit ausuferenden Kühlkörpern. Bei manchen Mainboards kommt es außerdem vor, dass einige PCIe Slots ihre Lanes mit anderen Slots sharen und die Link Width in bestimmten Konstellationen zurückgestuft wird oder sogar PCIe Slots bei der Bestückung anderer Slots unbenutzbar werden. Auch dem ATX Backpanel sollte man Aufmerksamkeit schenken und auf eine hinreichende Anzahl an USB/IEEE1394/Legacy Ports für den eigenen Bedarf achten.

Aber das beste Layout bringt nichts, wenn die Firmware Schwächen aufweist. Es gibt zahlreiche Mainboards, welche durch ein gelungenes Hardware Design glänzen, aber deren Potential ungenutzt bleibt, weil das BIOS voller schwerer Bugs ist, welche erst nach Monate mit Updates gefixed sind oder gar nie gelöst werden können. Dasselbe gilt für unausgereifte Treiber. Oftmals legen die Mainboardhersteller auch Programme bei mit den sich die Anzahl der Phasen der Spannungswandler variieren lässt oder Übertaktungssoftware mit großklingendem Namen deren genaue Funktionsweise im Dunkeln liegt. Solche Programme lässt man besser gleich links liegen und bezieht sie nicht in die Kaufentscheidung ein. Läge dem Hersteller wirklich etwas an den Funktionen hätte er sie softwareunabhängig in die Firmware integriert. Dem übrigen Lieferumfang an Kabeln und Blenden sollte man dagegen schon einen Blick würdigen. Oftmals fehlen nämlich auch Zubehörteile um den vollen Funktionsumfang des Mainboards ausschöpfen zu können und diese müssen erst aufwendig und kostspielig beim Hersteller nachbestellt werden. Zu nennen wären beispielsweise proprietäre HDMI/DVI Adapter.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man wegen der möglichen Bugs, welche man dem Hardware Design nicht ansieht, immer auch einen Blick in die Foren der jeweiligen Mainboardhersteller werfen und die Diskussionen dort im Vorfeld des Kaufs verfolgen sollte. Auch die Mainboard Datenbank dieses Forums könnte sich als nützlich erweisen. Testberichte haben sich wegen mangelnder Langzeiterfahrung in dieser Hinsicht nicht als aussagekräftig erwiesen. Und beim Hardware Layout sind oft auch Kleinigkeiten bei denen die Hersteller geschludert haben, wie der Beschriftung der Pin Header auf dem Mainboard oder den Dimensionen der Heatsinks, welche dann anderen Komponenten im Weg sind.

Fazit: Ein hoher Preis bedeutet nicht gleich eine hohe Güte des Mainboards, ebenso wenig wie ein niedriger Preis zwingend auf verdeckte Mängel schließen lässt. Ein Indikator ist dabei oftmals die vom Hersteller zur Verfügung gestellte Dokumentation. Ein ausführliches, bebildertes Handbuch lässt vielfach Rückschlüsse auf die Qualitäten des Mainboards zu und ein Blick hinein vor dem Kauf schadet daher niemals, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallos Spina!

Na gut, meins ist ein Bilderbuch mit Durchblätteroption, mit ein paar Tips und Anmerkungen -
Deines ist in sehr anschaulicher Tabellenform, das ist für manchen noch schöner und übersichtlicher!
Anerkennung und Danke für die Mühe!
Insbesondere die Aufstellung der einzelnen Chipsätze gefällt mir gut!;D
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die übersichtliche Darstellung der einzelnen Chipsätze.
Als AM2 Nutzer wird spätetens beim Aufrüsten die Wahl des Chipsatzes kommen, und
als nVidia Fanboy "duck" hätte ich da schon meine Schwierigkeiten.
Ist es ratsam, bei AMD-Chipsätzen grundsätzlich ATI Grafikkarten zu verwenden oder spielt das keine Rolle? Und wie sieht es umgekehrt aus?
 
Ist es ratsam, bei AMD-Chipsätzen grundsätzlich ATI Grafikkarten zu verwenden oder spielt das keine Rolle?
Das spielt glücklicherweise nur noch für Hybrid SLI oder Crossfire eine Rolle. Ansonsten gibt es da keinerlei Schwierigkeiten.

Unter Windows XP kooperieren sogar zwei Grafiktreiber miteinander. Das habe ich selbst mit einer GeForce 8300 mGPU und einer Radeon HD 2600 XT ausprobiert.
 
Gut finde ich den satz, "Testberichte haben sich wegen mangelnder Langzeiterfahrung in dieser Hinsicht nicht als aussagekräftig erwiesen."

wohl wahr, was nützen die schönsten ergebnisse, wenn sich nachher rausstellt, die boards rauchen nach ner zeit gerne ab.

geht halt nix über persönliche erfahrungen.
 
Zuerst mal: Dein Eröffnungsposting ist eine großartige Zusammenfassung. Spitze!

Nun noch eine kleine Ergänzung des "MicroATX Spezialisten" (als der ich mich hier immer wieder positioniere):

/ Klugsch****ermodus ein /

Bei MicroATX sind 244 x 244 mm das Maximalmaß. Asus z.B. baut oft Boards in allen möglichen Varianten unterhalb dieses Maßes, z.B. 244 x 224 oder auch 244 x 194 mm.

Der MicroATX Design-Guide (www.formfactors.org) nennt folgende empfohlene Tiefenmaße für das Board: 244 mm, 223.5 und 177.8. Wobei mir kein Board bekannt ist, das tatsächlich mit 244 x 177.5 auskäme....

/ Klugsch****ermodus aus /
 
Zuletzt bearbeitet:
ich frag mich nur grade, wie ich beim onlinekauf sehen kann, ob ein ordentlich bebildertes handbuch dabei ist. ;)

ansonsten stimmts schon, ist auch ein indikator inwieweit sich der hersteller mühe gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich frag mich nur grade, wie ich beim onlinekauf sehen kann, ob ein ordentlich bebildertes handbuch dabei ist. ;)
Die gibt es doch immer auch als PDF beim Hersteller zum Download, wie auch die CPU Support und die Memory Validation Lists.
 
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