Einige Analystenmeldungen haben ein paar größere Wellen geschlagen, bei denen man nicht überrascht sein sollte, daß es kein Echo auf eine positive Einschätzung war. Es geht um das leidige Thema der Yields, deren quasi Nicht-Vorhandensein von der in der Kritik stehenden Foundry fleissig dementiert werden. Die Zeitschrift c't beruft sich frei auf Mike Bryant, Analyst bei Future Horizons (UK.). Dessen Einschätzung der Lage ist alles andere als rosig. Nun möchte man Analysten in den meisten Fällen ja die Tür vor der Nase zuschlagen, in diesem Fall bekommt Bryant aber Rückendeckung durch Bob Johnson von Gartner. Johnson rechnete vor, daß die zu erwartende Wafer-Produktion bei TSMC in diesem Jahr die 200.000 nicht überbieten wird. Klingt viel, ist aber gar nix. Das wären nicht einmal 5% der Gesamtproduktion, obwohl doch TSMC schon die 10% knacken wollte und 20% für das Jahr 2012/13 anvisiert hat.
Dazu kommt das die Produktion sich auf mindestens 10 Designs von 7 Kunden verteilt. Weitere 36 stehen noch an. Damit bleibt pro Kunde kaum etwas übrig.
Bryant führte aus, das die schlechte Yieldrate unter anderem dazu geführt habe, daß 6 der 10 Designs nicht laufen würden und erst überarbeitet werden müssten. Für TSMC steht eine Menge Arbeit an. Der Yield sei sogar schlechter als bei GlobalFoundries, was den bisherigen Versprechungen seitens TSMC sämtliche Glaubwürdigkeit nimmt.
Flankiert wurden die Analsten von 2 Foundryaustattern, Lam Research sowie KLA-Tencor. Deren Sprecher gaben an, die Verzögerungen bei der Einführung des vorigen Nodes (40 nm) sowie der steigende Druck durch die Konkurrenz (Samsung, GloFo, STmicro) führten dazu, das ein neuer Node gestartet wurde, bevor der alte vollständig installiert war und stabil lief. Der technologische Abstand zu Intel wird stetig größer. Im Moment besteht ein Abstand von 18 Monaten bis 2 Jahren und wird in Zukunft noch größer. Aus diesem Grund sollen die angepassten Zell-Bibliotheken des 28-nm-Prozesses, auf deren Basis die Entwickler die Chips für den jeweiligen Node erstellen zu früh heraus gegeben worden sein, was zu Fehlern im Chipdesign führte.
Kurz darauf meldete sich TSMC in der Öffentlichkeit und gab über Maria Marced, Präsidentin TSMC Europe, zu verstehen, daß man mit der "Reduction of Defect Density" (der Reduktion der Fehlerdichte) absolut im Plan liege und sogar weiter fortgeschritten sei, als bei gleicher Entwicklungsstufe beim 40 nm Prozeß zuvor.
Das freut einen natürlich für TSMC, nur leider vergaß Frau Marced auch nur ein Wort oder eine Zahl zu den kritisierten Yields fallen zu lassen. Fehlerdichte hin oder her, es sagt nichts darüber aus, mit welchen Stückzahlen zu rechnen ist oder wie hoch der Waferausstoß denn nun ist oder in diesem Jahr sein wird.
Eine Ohrfeige im voraus für die ganzen Beschwichtigungen gab es ja wohl von Apple.
Im August letzten Jahres soll bei TSMC ein Versuchsballon mit A6 Prozessoren für die künftigen iPads und iPhones gestartet worden sein. Ziel war es heraus zu finden, ob TSMC die benötigte Menge an Chips herstellen kann (if yields are promising). Derzeit läuft die Produktion der ARM-Prozessoren aber bei Samsung.
Bei TSMC soll statt dessen ein Respin mit dem A6 aufgelegt worden sein, bei dem Stacked Memory auf die Prozessoren gebracht wird. Also die Yields waren so schlecht, das Apple bei seinem Busenfreund Samsung blieb, mit dem man sich doch so gern vor Gericht trifft. Dort läuft die Produktion ohne Unterbrechung durch Forschungsprojekte, an denen TSMC im Moment herumspielen darf. Das rückt die Aussage des Forschungschefs von TSMC wiederum in ein anderes Licht, der letztes Jahr noch verkündete, man forsche inzwischen an 20 nm und 14 nm Nodes. Apple hat er dabei nicht erwähnt. Und die Yields waren damals laut Unternehmenschef Morris Chang ohnehin kein Problem. Alles eitel Sonnenschein auf Taiwan.
Ajit Manocha von GloFo konnte sich wohl unter anderem deswegen einen kleinen Hieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen, in dem er stolz verkündete, GloFo habe 700.000 Wafer aus der 32 nm Fertigung ausgeliefert, TSMC dagegen nur ein paar mickrige Tausend in 28 nm. Nun ja, das kurze Glück sei Herrn Manocha gegönnt.
Was heisst das nun für unsere beiden Lieblinge AMD und Nvidia? Vermutlich das gleiche wie beim 40 nm Prozeß. AMD wird wieder "only good chips" beziehen, und damit in Kauf nehmen, daß die schlechte Ausbeute für eine geringe Verfügbarkeit bei den Grafikkarten sorgt.
Nvidia wird dagegen weiter auf Risk-Wafer setzen, also den kompletten Wafer abkaufen und selber schauen was noch zu retten ist (Selektion, Validierung). Man könnte daraus schlußfolgern, sie werden auch die Boardpartner wie beim Fermi-Start mit fertigen Karten beliefern, so daß dort nur noch ein Aufkleber drauf muss und alles in einen hübschen Karton wandert. Damit werden auch keine Vorabmuster bei den Premium-AIBs geleakt. Schade um die Benches
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Korrektur:
Mike Bryant ist Analyst bei Future Horizons nicht wie ursprünglich geschrieben Future Tomorrow.