Artikel "Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit"

Bitspyer

Admiral Special
Mitglied seit
12.10.2002
Beiträge
1.010
Renomée
43
Standort
Mainz
Moinsen!

Habe folgenden Artikel eben gelesen:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/949236

Ja, er ist sehr lang, aber SEHR SEHR Lesenswert!

"Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit"

Götz Werner, der Chef der Drogeriemarktkette DM: Deutschland braucht ein Bürgergeld und nur noch eine Steuer

Alle Politiker sind sich einig: Das wichtigste in Deutschland ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Drogeriemarktkette DM ist ein Unternehmen, bei dem seit Jahren neue Stellen geschaffen werden. Doch im Gespräch mit Sönke Iwersen überrascht der Gründer Götz Werner mit ungewohnten Ansichten.

Herr Werner, wie wichtig ist Ihnen die Schaffung neuer Arbeitsplätze?

Überhaupt nicht wichtig. Sonst wäre ich ja ein schlechter Unternehmer. Als solcher habe ich meine Aufgaben zu erfüllen.

Wäre es nicht Ihre vornehmste Aufgabe, Arbeitsplätze zu schaffen?

Ich muss wirklich sagen, dass ich dieses Gerede von der Schaffung neuer Arbeitsplätze langsam nicht mehr hören kann. Warum wird dem so wenig widersprochen? Die Wirtschaft hat nicht die Aufgabe, Arbeitsplätze zu schaffen. Im Gegenteil. Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, die Menschen von der Arbeit zu befreien. Und das ist uns in den letzten 50 Jahren ja auch grandios gelungen.

Sie finden Arbeitslosigkeit grandios?

Moment. Noch keine Generation in Deutschland musste jemals so wenig arbeiten und hatte gleichzeitig einen solchen Lebensstandard wie wir heute. Als ich ins Gymnasium ging, hatten zwei Kinder in der Klasse einen Fernseher und bei zwei Kindern in der Klasse hatten die Eltern ein Auto. Bei meinen Kindern heute gibt es wahrscheinlich zwei Elternhäuser, die keine zwei Autos haben. Und vielleicht zwei Elternhäuser, die keine zwei Fernseher haben.

Aber der Wohlstand kommt doch von Arbeit, nicht von Arbeitslosigkeit. Wie schaffen wir es, dass wieder mehr Arbeitsplätze entstehen?

Das ist nicht die Frage, die sich ein Unternehmer stellt. Kein Unternehmer überlegt sich morgens, wenn er in den Laden kommt: Wie kann ich heute möglichst viele Menschen beschäftigen? Allein die Vorstellung ist schon absurd. Die Frage lautet umgekehrt: Wie kann ich mit einem möglichst geringen Aufwand an Zeit und Ressourcen möglichst viel für meine Kunden erreichen? Wie kann ich den Laden besser organisieren? Und besser organisieren heißt immer, Arbeit einzusparen. Das ist ein absolutes unternehmerisches Prinzip.

Aber Herr Werner. Sie haben bei DM in den letzten Jahren doch selbst tausende von Arbeitsplätzen geschaffen.

Ja schon. Aber unser Unternehmen ist deswegen erfolgreich, weil es produktiver ist als andere. Weil es produktiver ist, wächst es. Weil es wächst, schafft es Arbeitsplätze. Aber die gehen zu Lasten der Arbeitsplätze bei den Unternehmen, die weniger produktiv sind. Volkswirtschaftlich gesehen führt Erfolg bei gesättigten Märkten immer zum Abbau von Arbeitsplätzen.

Sie halten fünf Millionen Arbeitslose also für einen Beweis der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft?

Zumindest ist es ein Ausdruck der Produktivitätsentwicklung. Und eine Produktivitätsentwicklung ist immer ein Fortschritt. Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter 1959 einen VW-Käfer bestellt hat. Da betrug die Lieferzeit 13 Monate. Können Sie sich das heute noch vorstellen?

Kaum.

Sehen Sie. Und Anfang der 70er Jahre warb die Post mit dem Motto: Fasse dich kurz. Der Grund war, dass ständig die Leitungen belegt waren und die Leute sich die Finger wund wählten. Stellen Sie sich mal vor, die Telekom oder Vodafone würden heute mit solchen Werbesprüchen kommen. Das ist gar nicht denkbar.

Sie wollen sagen, dass es uns heute besser geht als früher.

Wir leben quasi in paradiesischen Zuständen. Denn wir sind heute in der Lage, weit mehr zu produzieren, als wir sinnvoll verbrauchen können. Ein Beispiel: Wäre die Wiedervereinigung 20 Jahre früher gekommen, hätte es in Deutschland riesige Mangelerscheinungen gegeben. 1970 war die Wirtschaft noch nicht so weit, mal eben 17 Millionen Menschen mitzuversorgen. 1990 funktionierte das doch erstaunlich glatt. Niemand im Westen musste einen Mangel erleben.

Dafür sind heute im Osten 20 Prozent der Menschen arbeitslos.

Ja, schlimm genug. Aber diese ganze Diskussion um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit führt ins Nichts. Und jeder, der etwas von Wirtschaft versteht, weiß doch eines: Die Zeit der Massenarbeit ist vorbei. Ich war gerade in Island. Doch hat mir ein Fischer erzählt, dass die Isländer heute dank Fabrikschiffen mit einem Viertel der Arbeiter vier mal so viel Fisch produzieren wie vor 30 Jahren. Verstehen Sie? 75 Prozent der Leute werden einfach nicht mehr gebraucht. Solche Beispiele gibt es überall. Unsere Fähigkeit, Dinge zu produzieren, übersteigt unseren Bedarf, Dinge zu konsumieren. Das ist eine ganz einfache Tatsache, und keine Arbeitsmarktreform kann daran etwas ändern.

Trotzdem fordern Politiker, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften ständig bessere Rahmenbedingungen, damit mehr Arbeitsplätze entstehen können.

Ich weiß. Aber wir müssen uns doch fragen: Was ist eigentlich die Aufgabe der Wirtschaft? Es gibt zwei Aufgaben. Die erste: Sie muss die Menschen mit Gütern und Dienstleistungen versorgen. Und nie in der Geschichte hat die Wirtschaft diese Aufgabe so gut erfüllt wie heute. Wir sehen doch den totalen Überfluss. Obwohl die meisten Fabriken längst nicht ausgelastet sind, wird alles produziert, was man sich wünschen kann.

Produziert schon. Aber die Leute haben nicht genug Geld, es zu kaufen.

Aha! Jetzt kommen wir zur zweiten Aufgabe: Die Wirtschaft muss die Güter nicht nur produzieren. Sie muss die Menschen auch mit ausreichend Geld ausstatten, um zu konsumieren.

Ausstatten? Für Geld muss man arbeiten.

Ja, ja. Und wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, nicht wahr? Dieses Denken sitzt immer noch tief in den Köpfen. Aber damit kommen wir heute nicht mehr weiter.

Also wollen Sie das Geld einfach verteilen? Das ist doch naiv.

Meinen Sie? Lassen Sie mich bitte auf folgendes Phänomen hinweisen: Warum gehen in Deutschland Baufirmen zu Grunde, obwohl es im Straßenbau dringenden Bedarf gibt und wir die Leistung erbringen könnten?

Weil der Staat kein Geld hat, die Firmen zu bezahlen.

Ja. Aber dieser Irrtum kommt zu Stande, weil alles immer durch den Geldschleier gesehen wird. Der Lebensstandard einer Gesellschaft hängt doch davon ab, wie viele Güter sie produzieren kann. Nicht davon, wie viele sie finanzieren kann.

Nicht?

Nein. Nehmen Sie die frühere DDR. Dort gab es Geld im Überfluss, aber man konnte sich nur sehr wenig kaufen. Also was ist wichtiger: Das Geld? Oder die Güter?

Was also schlagen Sie vor? Die Maschinen arbeiten, und der Staat verteilt das Geld, damit die Bürger konsumieren können?

So ähnlich. Wir brauchen das bedingungslose Bürgergeld. Eine Lebensrente für jeden Bürger. Selbstverständlich können solche Veränderungen nur schrittweise über einen längeren Zeitraum eingeführt werden.

Wie hoch soll dieses Bürgergeld denn sein?

Hoch genug, um die Grundbedürfnisse zu decken. 1300 bis 1500 Euro.

Schöne Idee. Und wie wird das finanziert? Sagen Sie jetzt bitte nicht, wir brauchen mehr Steuern.

Keine Angst. Ich bin dafür, alle Steuern abzuschaffen. Bis auf eine: die Mehrwertsteuer.

Und wie hoch soll die dann sein?

Das könnten bis zu 48 Prozent sein.

Sie machen Witze.

Nein. Zählen Sie doch mal alle Steuern und Sozialleistungen zusammen. Da haben wir doch schon eine Staatsquote von rund 48 Prozent. Wenn die nur noch über die Mehrwertsteuer zu finanzieren wäre, hätte das riesige Vorteile.

Welche denn?

Die Mehrwertsteuer ist die einzige Steuer, die den Wertschöpfungsvorgang nicht behindert, nicht bremst, nicht verzerrt. Das heißt: die ganze Produktion wird steuerfrei gehalten und es kann unbehindert investiert werden.

Also noch mehr Entlastung für die Unternehmen und noch mehr Belastung für die Verbraucher?

Nein. Einfach mehr Klarheit und mehr Fairness. Ich weiß, dass Politiker unterschiedlichster Couleur fordern: Wir müssen die Reichen besteuern, die Unternehmen müssen wir besteuern und damit den kleinen Mann entlasten. Das ist eigentlich eine Lüge. Warum? Weil Unternehmer und Unternehmen faktisch keine Steuern bezahlen.

Da werden Ihnen einige Unternehmerkollegen widersprechen.

Jammern gehört zum Handwerk. Aber jeder Unternehmer weiß, was man mit Steuern macht: Man muss sie einkalkulieren. Alle Steuern, die die Unternehmen zahlen, fließen in die Preise für die Produkte ein. Letzten Endes zahlt immer der Verbraucher.

Was wäre also der Vorteil, alle Steuern in der Mehrwertsteuer zusammenzufassen?

Na, der ganze gewaltige Verwaltungsapparat des Staates würde zusammenschnurren. Denken Sie mal daran, wie viele Beamte ihre Zeit damit verschwenden, die Steuern zu erheben, auszurechnen und zu überprüfen. Das wäre alles überflüssig.

Welche anderen Vorteile hätte Ihr Plan?

Dass die Importe endlich mal richtig besteuert werden. Die billigen Textilien aus China oder Rumänien kommen doch nur so billig hier an, weil sie nur mit einer Mehrwertsteuer von 16 Prozent belastet sind. In jedem Produkt stecken Infrastrukturkosten. Aber die Infrastruktur in Deutschland ist natürlich teurer als die in China. Anders herum würden die deutschen Exporte extrem attraktiv, weil sie von Steuern völlig unbelastet wären. Außerdem würden die Arbeitskosten extrem sinken, weil ja das Bürgergeld auf die Einkommen angerechnet würde.

Wie soll das funktionieren?

Nehmen wir an, eine Krankenschwester verdient 2500 Euro. Nach Abzug des Bürgergeldes von 1300 Euro müsste das Krankenhaus ihr noch 1200 Euro bezahlen. Sie hätte danach gleich viel, aber ihre Arbeitsleistung wäre für das Krankenhaus viel leichter zu finanzieren. Das Bürgergeld würde die arbeitsintensiven Güter und Dienstleistungen entlasten und dadurch den Arbeitsmarkt enorm beleben. Insgesamt würden die Preise dadurch gleich bleiben, denn der Staat müsste ja das zu zahlende Bürgergeld über die Mehrwertsteuer wieder refinanzieren.

Aber wer wird denn in Zukunft noch arbeiten, wenn er für 1500 Euro auch zu Hause bleiben kann?

Sie unterschätzen den immateriellen Wert der Arbeit. Viele Menschen haben sehr viel Spaß an ihrer Aufgabe. Denken Sie auch an alle sozialen Berufe und die ganze Kulturarbeit. Da gibt es einen riesigen Bedarf in der Gesellschaft, der endlich finanzierbar wäre.

Und die langweiligen, die unangenehmen Jobs?

Die müssten dann eben höher entlohnt werden, wenn wir sie benötigen. Natürlich wird es dann zukünftig Berufe und auch Unternehmen geben, denen es schwer fallen wird, Menschen zu finden. Warum? Weil ja die Menschen dann nicht mehr arbeiten werden, weil sie müssen, sondern weil sie in ihrer Arbeit eine Sinnerfüllung erleben. Und auch, weil es ihnen Spaß macht.

Herr Werner, alle sprechen von der Krise. Wer Ihnen zuhört, könnte denken, es geht Deutschland ausgezeichnet.

Das stimmt ja auch. Unser Land hat noch nie so viel Wohlstand produziert wie heute. Wir haben nur Schwierigkeiten, den Wohlstand zu verteilen. Das sind wir einfach nicht gewohnt.

Also keine Krise?

Jedenfalls keine Wirtschaftskrise. Die Frage, die mich wirklich umtreibt, ist eine andere. Wir steuern auf eine Gesellschaft zu, in der die Arbeit verschwindet. Und die Frage ist nur, was die Menschen dann alle mit ihrer Zeit anfangen. Das ist eine Kulturfrage. Das Problem, das wir haben, liegt nicht auf dem Arbeitsmarkt sondern eigentlich in der Kultur. Leider ist dieses Thema im Bewusstsein der Gesellschaft kaum vorhanden. Aber genau hier müssen wir ansetzen.

Klingt zum Teil sehr träumerisch. Aber man muss ihm in dem Punkt recht geben, das es uns zur Zeit sehr Gut geht und wir wirklich auf hohen Niveu jammern. Dennoch sind seine Vorschläge ("Bürgergeld") sehr utopisch. Andererseits, wie sollen die Menschen konsumieren, wenn sie kein Geld haben. Auch wenn zur Zeit das Geldvermögen der Menschen nie so hoch war wie heute. (Angeblich 100.000 € pro Haushalt!)

SO, mehr kommentiere ich diesen Artikel erstmal nicht, sondern bin auf Eure Stimmen gespannt.
 
Interessante Perspektive.
Mal etwas futuristisch gedacht: In Zukunft werden einfache Tätigkeiten komplett maschinell erledigbar sein. Es werden keine Arbeiter mehr gebraucht, keine Verkäufer, keine Straßenfeger, keine Verwaltungsangestellten etc. Viele Arbeiten dürften von Computern und Robotern erledigbar sein.
Dann hat man das Szenario des Hr. Werner in Potenz.
Die Wirtschaft läuft, Güter in Unmengen, aber immer weniger Menschen haben eine Tätigkeit.
Was dann mit diesen machen? Man könnte sie einfach nur noch vor sich hin konsumieren lassen. Doch das wäre keine Erfüllung. Also muss man alternative Betätigungsfelder erschließen. Im Kultursektor, im akademischen Bereich, überhaupt im Lehrbereich. Eltern könnten problemlos für die Erziehung ihrer Kinder freigestellt werden, etc. .
Dann bräuchte man eben dieses "Bürgergeld", oder man verzichtet gleich komplett auf Währungen. Wenn alle Güter fortlaufend produziert werden würden, also ausreichend verfügbar sind, wieso dann noch mit Geld hantieren?

Diese Vorstellung läßt sich symbolisch zusammenfassen, wenn man sich die Gesellschaft anschaut, die in StarTrek, besonders in TNG :) , immermal im Hintergrund dargestellt wird: 24 Jh., kein Geld nötig, keine Armut, materielle Gleichheit (niemand mehr, der mit der dickeren Leitung o. der fetteren GraKa protzt, das hat einfach keine Bedeutung ;) ), Waren per Replikator jederzeit produzierbar, die Menschen beschäftigen sich damit, ihrem Forscherdrang nachzugehen, sich zu bilden. Friede, Freude, Eierkuchen. Was spricht eigentlich dagegen? *noahnung*
 
Tja, im Grunde hat er Recht. Die Aufgabe der Wirtschaft ist es nicht, Arbeitsplätze zu schaffen. In einem kapitalistischen System hat ein Unternehmer die Aufgabe, maximalen Gewinn bei minimalem Aufwand zu erzielen. Es wäre Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, dass sich so viele Unternehmen in Deutschland niederlassen, dass Vollbeschäftigung erreicht würde - was natürlich utopisch ist. "Vollbeschäftigung" gab's das letzte Mal im Dritten Reich oder in der DDR durch ABM.

In einem Punkt muss ich ihm aber beipflichten, da es auch immer wieder mein Argument ist: schafft alle Steuern ab und verdoppelt die Mehrwertsteuer! Die Einkommenssteuer, die Kraftfahrzeugsteuer, die Gewerbesteuer, die Ökosteuer, etc. etc. und lasst uns alles auf die Mehrwertsteuer umlegen. Erstens würde damit der Verwaltungsaufwand um den Faktor 200 sinken und zweitens würden dann automatisch jene mehr besteuert, die es sich ohnehin leisten können. Wer die Kohle hat, sich einen Porsche oder eine Yacht zu kaufen, zahlt automatisch deutlich mehr Steuern beim Kauf dieser Spielsachen, als ein Geringverdiener, der sich mit einem gebrauchten Ford Fiesta bescheiden muss. Ein Nachteil wäre allerdings dabei: 300.000 arbeitslose Steuerberater zusätzlich ;)
 
Generell ist doch der Haken daran, das alle Staaten auf der Welt bei dem System mitziehen müssten.

Zumindestens im Bereich des kompletten Verzichtes auf Währung. Nur wird man da nicht hin kommen, solange es einen Menschen gibt, der versessen darauf ist, Geld durch seine Finger klimpern zu lassen.

Das ein Unternehmer nur dann Arbeitsplätze schafft, wenn er dadurch einen direkten Vorteil (Gewinnsteigerung) ist auch klar. Allerdings kann ein Unternehmen keinen Gewinn erzielen, wenn die Konsumenten kein Geld zum ausgeben haben. Das ein grosser Teil unseres Geldes im Sumpf der Verwaltung stecken bleibt, ist kein Geheimnis mehr. Wobei ich mit Verwaltung nicht nur die des Öffentlichen Dienstes, sonderen auch die der Unternehmen meine.

Die Verwaltung wird nicht von heute auf morgen ausgedünnt, aber man sollte es tun. (Stellen nicht nachbesetzen) Vielleicht bleibt dann wieder etwas Geld übrig, was aber bestimmt in den Säckeln der Obrigen landet.
 
Ihr schonwieder mit Star Trek und Verzicht auch Währung....Schuster bleib bei deinen Leisten. So weit geht der Artikel gar nicht.

Im übrigen finde ich dies ein sehr interessantes Thema. Da würde ich sogar gerne eine Diplomarbeit drüber schreiben, aber es fällt wohl eher in die Kategorie VWL...

Man müsste doch einige Sachverhalte untersuchen. Z.B. die Finanzierbarkeit sowie mögliche Folgeerscheinungen. Z.B. könnte dieses Bürgergeld IMHO zu Inflation führen.


MfG
 
Ja, in diese Richtung habe ich auch schon Gedacht, da ja der Staat eventl. Geld druckt, obwohl keine Einnahmen fliessen.
 
Sehr schöner Artikel. Marx lässt grüßen. Ist zwar noch nicht ganz Kommunismus, aber auf dem Weg dahin.

Leider sind jedoch die Menschen, die solch ein System umsetzen und mitgestalten würden noch lange nicht geboren. Eh der Egoismus der Menschen überwunden ist, wird noch viel Wasser die Elbe entlang fließen.
 
Mit Kommunismus hat das eigentlich nicht viel zu tun. Es geht nur darum die Grundbedürfnisse zu decken und ein gewisses Niveau der Binnennachfrage zu erhalten.

Wer mehr will, muss auch arbeiten und der wirtschaftliche Wettbewerb bleibt erhalten, schliesslich gibt es noch immer freie Märkte mit Angebot und Nachfrage.

MfG
 
Nero24 schrieb:
aus diesem Posting

[...]

In einem Punkt muss ich ihm aber beipflichten, da es auch immer wieder mein Argument ist: schafft alle Steuern ab und verdoppelt die Mehrwertsteuer! Die Einkommenssteuer, die Kraftfahrzeugsteuer, die Gewerbesteuer, die Ökosteuer, etc. etc. und lasst uns alles auf die Mehrwertsteuer umlegen. Erstens würde damit der Verwaltungsaufwand um den Faktor 200 sinken und zweitens würden dann automatisch jene mehr besteuert, die es sich ohnehin leisten können. Wer die Kohle hat, sich einen Porsche oder eine Yacht zu kaufen, zahlt automatisch deutlich mehr Steuern beim Kauf dieser Spielsachen, als ein Geringverdiener, der sich mit einem gebrauchten Ford Fiesta bescheiden muss. Ein Nachteil wäre allerdings dabei: 300.000 arbeitslose Steuerberater zusätzlich ;)

Nur wird sich dann niemand mehr die Yacht oder den Porsche in Deutschland kaufen, sondern im Nachbarland.
Schon jetzt wohnen doch viele Reiche in der Schweiz oder Monaco oder sonstwo und kaufen auch 90% ihres Konsums dort ein, heißt also defakto totale Steuerbefreihung für Superreiche.
 
Das würde ich so nicht sagen. Es soll ja auch nicht so sein, dass durch die hohe MwSt die Produkte teurer werden. Da andere Kosten wegfallen, werden die Kosten für Produkte auf dem jetzigen Niveau bleiben. Wenn gut situierte Damen und Herren in Paris oder New York einkaufen wollen, dann tun sie das auch jetzt, besondere Anreize werden durch diese Idee IMHO nicht geschaffen.
Und wenn sie hier keine Steuern zahlen wollen, dann schaffen Sie es auch jetzt :-)

MfG
 
Solche Vorhaben müßten imho zumindest im Rahmen der EU durchgeführt werden.
 
Das Problem ist eh, so lange jemand nur aif die Maximierunge seines Geldvermögens aus ist, funktioniert das System nicht.

Bei so einem System pendelt sich über kurz oder lang alles auf einem gleichen Level ein.
 
Also ich versteh das nicht. Einerseits redet der Kerl von Bürgergeld, dass bedingungslos jeder erhalten soll und nominal bei 1300€-1500€
2 Seiten später redet er davon, dass eine Krankenschwester in seiner Traumvorstellung 2500€ verdient und davon dann 1300€ abgeben muss? :o
Ziemlich undurchsichtig das ganze.

Diese Utopie ist meiner Meinung nach leider nicht zu erreichen, genausowenig wie der ursprüngliche Kommunismus. Solange es einige wenige gibt, die die Unternehmen besitzen, werden diese immer mehr Geld haben als andere. Und somit können sich diese auch mehr leisten als andere. Also müsste man Unternehmen verstaatlichen, oder aber die Besitzer der Unternehmen kriegen keinen Gewinn mehr (das wird in dem Artikel nicht deutlich - generell sind die Erläuterungen dazu absolute unzureichend). In beiden Fällen würde die Produktivität des Unternehmens schlagartig nachlassen, da ja gar kein Konkurrenzdruck besteht! Es besteht kein Anreiz mehr besser zu sein als der Rest (ausser vielleicht für einige wenige Idealisten).
Mal angenommen in der Anfangsphase hätten wir die totale Überproduktion (umweltverträglich und nachhaltig), sodass jeder alles haben kann? Was wäre die Folge davon? Doch wohl unweigerlich ein Bevölkerungsanstieg und zwar so lange bis das ach so tolle System zusammenbricht. Dann werden Güter wieder rar, und die die noch welche Besitzen haben wieder mehr Geld als andere und letztenendes sind wir wieder da wo wir jetzt sind: Ausbeutung.

Also dieser Artikel regt mich ja so derart auf, weil er eine Unkentniss und träumerei an den Tag legt, dass ich ihm am liebsten jeden Punkt widerlegen würde ;D

Ich meine die besten Beispiele für menschlichen Egoismus liegt doch vor unserer Haustür, wir müssen nur die Zeitung aufmachen. Korruption bei Vorstandsmitgliedern bei nicht näher genannten Firmen oder bei hochrangigen Politikern, also im Prinzip Menschen die alles besitzen, zeigen doch, dass die Gier nach Geld beim Menschen unendlich ist!
Firmenbosse werden gefeuert weil sie das Unternehmen in den Ruin treiben und dafür kriegen sie auch noch eine dicke Abfindung! In der 3. Welt stecken sich Politiker das Geld in die Tasche während draussen die Leute verhungern.
Glaubt ihr, das wäre in dieser Utopie anders? Leute die Macht haben missbrauchen sie. Das war so, das ist so und das wird immer so bleiben. (Selbst bei Star Trek missbrauchen hochrangige Admirale ihre Macht :P)

In wenigen Punkten hat der Mann aber recht: Die Wirtschaft wird durch "Optimierungsprozesse" Arbeitsplätze zerstören. Ich frage mich nur was passiert, wenn alles durch Maschinenproduziert wird, also niemand mehr Arbeit hat. Wer soll dann die Produkte kaufen?


mfg Brutus5000, der das mal loswerden musste :)
 
Brutus5000 schrieb:
aus diesem Posting
Also ich versteh das nicht. Einerseits redet der Kerl von Bürgergeld, dass bedingungslos jeder erhalten soll und nominal bei 1300€-1500€
2 Seiten später redet er davon, dass eine Krankenschwester in seiner Traumvorstellung 2500€ verdient und davon dann 1300€ abgeben muss? :o
Ziemlich undurchsichtig das ganze.

Die Krankenschwester erhält weiter ihre 2500, nur würde ein großer Teil über das "Bürgergeld" direkt vom Staat kommen, also nichts mit abgeben.
 
Lest das Ding doch mal richtig!

Es ist keine Rede vom Kommunismus oder irgendeiner Abart davon. Es ist weiterhin ein Kapitalismus, der sich jedoch nur noch über eine Steuer (MwSt) finanziert und eine gewisse Grundversorgung bereitstellt, was schlussendlich den Unternehmen wieder zugute kommt.

Wer mehr will muss sich dem Wettbewerb stellen und für sein Geld arbeiten. Ebenso stehen die Unternehmen weiterhin in einem Wettbewerb, da immernoch das Marktgeschehen die Umsätze bestimmt.

MfG
 
Crashman schrieb:
aus diesem Posting

Lest das Ding doch mal richtig!

Es ist keine Rede vom Kommunismus oder irgendeiner Abart davon. Es ist weiterhin ein Kapitalismus, der sich jedoch nur noch über eine Steuer (MwSt) finanziert und eine gewisse Grundversorgung bereitstellt, was schlussendlich den Unternehmen wieder zugute kommt.

Wer mehr will muss sich dem Wettbewerb stellen und für sein Geld arbeiten. Ebenso stehen die Unternehmen weiterhin in einem Wettbewerb, da immernoch das Marktgeschehen die Umsätze bestimmt.

MfG
Soviel ist doch schon klar. :) Schließlich ist der gute Mann immer noch Unternehmer, der wird sich schon nicht selber das Wasser abgraben. Trotzdem spricht doch nichts dagegen, seine Überlegungen zu modifizieren und auszubauen.
 
Mal eine Frage:

Was glaubt ihr passiert, wenn Deutschland eine MwSt. von 48% (oder nehmen wir Nero24' Satz von 32%) und in der Schweiz bleibt sie auf 7,6%? Meinetwegen können wir sie auch verdoppeln - dann sind wir bei 15,2% in der CH...

Was passiert nun?

Wo werden wohl die Güter in Zukunft gekauft?
Vermutlich da wo man die Hälfte bis einen Drittel Steuern draufschlägt, oder? Privatpersonen zahlen ja im EU Raum dort steuern, wo sie einkaufen... (gut ich weiss - die CH ist weder in der EU noch in der Zollunion - insofern nur hypotetisch...)

Aber selbst wenn die Steuern harmonisiert werden und sich Standorte nicht mehr konkurrenzieren - was machen jene Länder, die ohnehin tiefere Steuern haben... (z.B. Luxembourg) ? Die wissen ja dann gar nicht mehr wohin mit dem Geld :)

Ich halte es für utopisch - tut mir leid.

Früher bei der New Economy haben die sog. Ökonomen erzählt, dass durch neue Produktionsverfahren, und dadurch frei werdenden Ressourcen (Arbeitslose) ein Produktivitätsgewinn erschaffen wird, welcher zu neuen Jobs in neuen Bereichen (wie Informatik) führt. Dies ging solange gut, bis sich die ganze Illusion als Blase entpuppt hat. Natürlich ist in dieser Story ein Körnchen Wahrheit drin - ebenso im Artikel oben! Z.B. dass wir ein Verteilungsproblem haben - das stimmt sicherlich...

Aber die 5 Mio Arbeitslosen in Deutschland auch noch als Beleg für eine enorme Steigerung der Produktivität darzustellen ist doch eine Frechheit und Selbstbetrug!!

Es täuscht doch über notwendige Reformen hinweg! Was haben denn andere Länder besser gemacht, die ebenso grosse Produktivitätsgewinne haben (was aus moderneren Verfahren herrührt) aber nur eine halb so hohe Arbeitslosenquote haben (Holland, OEsterreich, England, Schweiz, USA usw)?
 
Da alle anderen Steuern wegfallen, wird die Produktion in Deutschland natürlich billiger. Das macht heimische Produkte gegenüber importierten Waren attraktiv, denn Sie sollten ungefähr genausoviel kosten wie jetzt, wärend Importwaren teurer werden.

Dadurch besteht auch kein Grund Produkte im Ausland zu kaufen. Desweiteren wären Exportwaren auch ungemein attraktiv. Man müsste aber nachrechnen, ob sich das wirklich so ammortisiert und das System bezahlbar wäre.
So pauschal kann man darüber keine Aussagen treffen.

MfG
 
Crashman schrieb:
aus diesem Posting

Da alle anderen Steuern wegfallen, wird die Produktion in Deutschland natürlich billiger. Das macht heimische Produkte gegenüber importierten Waren attraktiv, denn Sie sollten ungefähr genausoviel kosten wie jetzt, wärend Importwaren teurer werden.

Dadurch besteht auch kein Grund Produkte im Ausland zu kaufen. Desweiteren wären Exportwaren auch ungemein attraktiv. Man müsste aber nachrechnen, ob sich das wirklich so ammortisiert und das System bezahlbar wäre.
So pauschal kann man darüber keine Aussagen treffen.

MfG

Du hast ja gar keine anderen Steuern auf Produkten ausser der Mehrwertsteuer - folglich kann auch nichts wegfallen. Private zahlen bei Import die ausländische Mehrwertsteuer (sofern EU Ware) und Firmen bezahlen auf Investitionsgüter, Material usw. ohnehin keine MwSt. Da ändert sich nichts.
Du hast aber insofern recht, dass z.B. weder eine Ertragssteuer, noch eine Körperschaftssteuer auf die Produkte umgelegt würde. Somit ergäbe sich tatsächlich eine gewisse Verbilligung der Produkte im Handel... Aber die würde natürlich durch die MwSt-Erhöhung mehr als wettgemacht, so dass der Endverbraucher am Ende so oder so mehr bezahlt. Ob ihm Netto mehr in der Tasche bleibt, ist ja nicht nur eine Frage der MwSt. bzw. der Lohnsteuer, sonder auch der Lohnnebenkosten, Krankenversicherungsbeiträge usw...
 
Der Mann hat doch vollkommen Recht!
Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze schaffen schließt sich gegenseitig aus, das sollte doch eigentlich jeder wissen.

Seit der Steinzeit hat der Mensch sein Wissen und seine Fähigkeiten dazu benutzt Dinge zu erschaffen die ihm die Arbeit erleichtern oder gar komplett abnehmen.
Mit der Industrialisierung hat sich das Ganze nur noch verstärkt und es wird auch in Zukunft so weiter gehen!

Es wird in Zukunft immer weniger Arbeit geben, das liegt einfach am System, daher halte ich das Gerede von "Arbeitsplätze schaffen" für reine Augenwischerei.
Wo sollen die Arbeitsplätze denn herkommen? Wenn wan als Unternehmer wirtschaftlich arbeiten will, dann geht das auf Dauer nur durch Rationalisierung und Rationalisierung bedeutet immer Arbeitsplatzvernichtung!

Wir müssen uns langsam damit abfinden, daß es immer ein paar Millionen Arbeitslose geben wird. Die Menschen müssen auch endlich begreifen das Arbeitslose keine faulen Schmarotzer sind wie es uns die Politiker immer weiß machen wollen, sondern ein Produkt unseres gewinnorientierten Systems, das sonst auf Dauer nicht funktionieren kann!

Das Bürgergeld wurde übrigens schon vor rund 1000 Jahren diskutiert, da die Menschen schon damals erkannt hatten, daß es immer weniger Arbeit geben wird.

XD
 
Zuletzt bearbeitet:
X-Dimension schrieb:
aus diesem Posting
Das Bürgergeld wurde übrigens schon vor rund 1000 Jahren diskutiert, [...]
Wirklich? Oder die tausend nur zur Veranschaulichung eines langen Zeitraums?
 
@Redphil

-> Du kennst Karl Marx? :)

Die Theorien von Kapitalismus und Kommunismus stammen aus dem Industriezeitalter! Schon damals gab es auf beiden Seiten Kritiker und Befürworter, und seitdem wurden logischerweise auch Vor/Nachteile und auch mögliche Auswirkungen diskutiert.
Mit der steigenden Arbeitslosigkeit hatte man schon im Industriezeitalter zu kämpfen. Massenarbeitslosigkeit ist ja eine direkte Auswirkung der Industrialisierung. Wo Früher 1000 Bauern mit der Sense auf einem Feld standen fährt heute ein einziger Bauer mit seinem Mähdrescher herum.

Hätten wir in den letzten Jahrhunderten nicht regelmäßig Kriege gehabt, wäre der Kapitalismus schon früher an seine Grenzen gestoßen.
Es ist zwar immer hart so etwas zu sagen, aber kaum etwas kurbelt die Wirtschaft mehr an als ein Krieg. Kriege schaffen Arbeitsplätze, das hat sich der Ösi mit der Popelbremse schon zu nutzen gemacht.

Marx hatte das Problem erkannt aber er ist von einem falschen Menschenbild ausgegangen. Er hatte die menschliche Gier nach Macht, Geld, Besitz und den Neid falsch eingeschätzt. Deswegen hat der Sozialismus und auch der Kommunismus wie Marx es wollte auch nie wirklich existiert!

XD
 
X-Dimension schrieb:
@Redphil

-> Du kennst Karl Marx? :)

Hatte noch nicht das Vergnügen, ihn persönlich kennenzulernen. *suspect* ;)
Das Manifest habe ich mir mal zu Gemüte geführt, fand ich aber nicht so berauschend. Kam auch von dem, was man so landläufig unter "Kommunismus" versteht eher weniger rüber, kann mich auch nicht erinnern, dort was vom "Bürgergeld" o. ähnlich gelesen zu haben, ist aber möglich, daß diese Info meinen grauen Zellen entfleucht ist.

X-Dimension schrieb:
Marx hatte das Problem erkannt aber er ist von einem falschen Menschenbild ausgegangen. Er hatte die menschliche Gier nach Macht, Geld, Besitz und den Neid falsch eingeschätzt. Deswegen hat der Sozialismus und auch der Kommunismus wie Marx es wollte auch nie wirklich existiert!

Ja, die Staaten, die sich soz./komm. schimpfen/schimpften waren auch bloß totalitäre Regime. Wie sollte deiner Meinung nach ein besseres System aussehen, daß diese ganzen schlechten, aber leider sehr dominierenden Menschlichen Eigenschaften in Zaum hält, aussehen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Spätestens wenn du alle Bände von "Das Kapital" durchgelesen Hast wirst du irgendwo den Begriff "Menschengeld/Existenzgeld/Bürgergeld" finden.

Hier übrigens noch ein paar Infos zum Bürgergeld selbst:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bürgergeld

XD
 
Zurück
Oben Unten