Artikel "Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit"

Argh. Habe mich schon durchs Manifest quälen müssen. Auf das "Kapital" verzichte ich wohl erstmal.
Danke für den wiki-Link, recht informativ.
Den 7 Pro-Argumenten steht ein Kontra entgegen, das hat es ja leider in sich:

"Das steuerliche Existenzminimum beträgt heute (2005) 7.664 Euro im Jahr. Wenn man dieses Existenzminimum als Mindestgrundeinkommen ansetzt, ergibt sich für Kritiker ein Finanzierungsbedarf von 620 Mrd Euro im Jahr. Die gesamten Steuereinnahmen des Staats betragen aber derzeit nur rd. 450 Mrd. Euro. Kritiker haben deshalb erhebliche Zweifel an der Finanzierbarkeit des Modells."
 
Redphil schrieb:
aus diesem Posting
Wie sollte deiner Meinung nach ein besseres System aussehen, daß diese ganzen schlechten, aber leider sehr dominierenden Menschlichen Eigenschaften in Zaum hält, aussehen?

Ich bezweifele daß es je so ein System geben wird. (Da bin ich wohl ein zu großer Menschen-Kritiker.)

Und wenn doch, dann ist es nur sehr langfristig möglich.
Man müsste wohl der Menschheit von Kindauf eintrichtern was richtig und was falsch ist und jegliche Anreize "falsches" zu tun unterbinden, somit könnte man über Generationen hinweg evtl. eine "gesundere" Gesellschaft formen.
Das wäre wohl die einzige Möglichkeit denn eine gesunde und friedliche Gesellschaft kann nur durch einen gesunden Menschenverstand erschaffen werden. Mit einer dummen Masse, wie wir sie jetzt haben, bleibt alles beim alten.

-EDIT-
Allerdings muss ich in letzter Zeit immer öfter feststellen daß es immer mehr Menschen gibt denen klar geworden ist das unser System nicht ewig so weiter gehen kann. Es gibt immer mehr die mittlerweile sehr "sozialistisch" denken.
Vielleicht wird es langsam Zeit die Vorteile von Sozialismus/Kommunismus und Kapitalismus in einem neuen System zu vereinen?

Unser System funktioniert auf dauer nur bei ständigen Wirtschaftswachstum aber früher oder später wird der Markt immer mehr gesättigt werden und dann kommt irgendwann der große GAU und nichts geht mehr. Spätestens wenn die Öl-Vorkommen der Welt aufgebraucht sind, wird es kritisch! Und unsere Abhängigkeit vom Öl ist enorm! Kunststoffe, Treibstoffe, Schmierstoffe usw...

XD
 
Zuletzt bearbeitet:
Spätestens wenn die Öl-Vorkommen der Welt aufgebraucht sind, wird es kritisch! Und unsere Abhängigkeit vom Öl ist enorm! Kunststoffe, Treibstoffe, Schmierstoffe usw...

Wobei man bei der jetzigen Entwicklung sagen muss: Je früher desto besser!

Noch haben wir die Möglichkeit Ersatzprodukte selbständig zu entwickeln und daraus Profit zu ziehen. Richtig beschissen wird es uns erst gehen, wenn "die anderen" soetwas zuerst erfinden.

MfG
 
Moinsen!

Vor ein paar Jahren erschien ein Buch mit dem Titel "Die Globalisierungsfalle". Eine der Aussagen war, wenn ich mich recht entsinne, dass über kurz oder lang ca. 20 % der Bevölkerung ausreichen wird, um die Weltwirtschaft am Laufen zu halten. Was Herr Werner hier vorträgt, greift diesen Gedanken auf: Der Faktor Arbeit hat als Maßstab zur Verteilung des Wohlstands ausgedient, wir müssen uns was neues überlegen. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Alsdenn,
DeSTruCtiVuS
 
DeSTruCtiVuS schrieb:
Eine der Aussagen war, wenn ich mich recht entsinne, dass über kurz oder lang ca. 20 % der Bevölkerung ausreichen wird, um die Weltwirtschaft am Laufen zu halten.
Siehe Pareto-Regel oder auch 20/80-Regel. Und darauf läuft letztendlich alles hinaus... ich wüßte nicht wie man das verhindern soll.

Hat eigentlich jemand hier mal aktuelle Zahlen zur Mehrwertsteuer? Denn ich befürchte sie alleine reicht nicht aus um ein System mit Bürgergeld zu finanzieren.
Hieß es im Zuge der aktuellen Mwst.-Diskussion nicht mal, daß 2% mehr Steuer dem Staat ~18 Mrd. € mehr einbringt? Das bedeutet, daß 48% Mwst. dem Staat ~288 Mrd. € mehr einbringt als jetzt - und das ist eindeutig zu wenig. :]
 
X-Dimension schrieb:
aus diesem Posting

Wir müssen uns langsam damit abfinden, daß es immer ein paar Millionen Arbeitslose geben wird.

Kurz und mittelfristig ja, da würde ich Dir recht geben. Langfristig werden sich das bereits jetzt in vollem Gange befindliche Anpassungsverhalten der Menschen auswirken, das in einem drastischen Rückgang der Bevölkerungszahlen durch Verzicht auf Nachwuchs besteht.

Für die Generation meines Kindes (jetzt 4) wird es wegen der Rentenlast sicher am schmerzhaftesten, da hier in ca. 20-25 Jahren eine geringe Zahl von Beitragszahlern auf eine enorme Rentnerschwemme meiner Generation treffen wird (bin selbst einer der sog."geburtenstarken Jahrgänge"). Für die Generation der Enkel (aus meiner Sicht) wird es schon wieder weniger brutal aussehen, denke ich.

Auf dem Arbeitsmarkt wird aber vermutlich eine gewisse Entspannung eintreten, wenn meine Generation abtritt, weil dann einfach nicht mehr soviele Erwerbsfähige nachgewachsen sind.

Alsdenn,
DeSTruCtiVuS
 
deshalb gehts nicht voran. egal welches, die vwl-systeme muss man stück für stück umsetzen. die menschen im land sind aber nicht bereit, diese zeit des wandels zu akzeptieren. deshalb, wird der politischer gegner gewählt, der zumeist ein anderes system bevorzugt.

es darf doch keiner glauben, dass die politischen eliten nichts von diesen alternativentwicklungen wissen. der stein der weisen ist halt noch nicht gefunden und so wird weiter hin und her gezerrt. würde mich nicht wundern, wenn man als grundübel als unsere mediendmokratie ausfindig machen könnte.

das obige modell ist schwer zu finanzieren. alles was man hören würde, wäre ein kommentar wie "nicht finanzierbar".

es sieht aber so aus, als wäre lafos vorschlag von der stärkung der binnennachfrage aber alles andere als abwegig. man käme der finanzierbarkeit einen RIESIGEN schritt näher, und zwar ohne die arbeit zu verteuern, um bei diesem bürgergeldmodell zu bleiben. denn das bürgergeld macht eine krankenschwester dermaßen billig(1200eur), dass eine lohnerhöhung um 800eur noch immer eine kostensenkung um 400eur bedeutet, die wegfallenden steuern noch garnicht mitgerechnet.
die gestärkte nachfrage würde dann sicherlich die finanzierung auf ein stabileres fundament stellen.



mfg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

The Ripper schrieb:
aus diesem Posting
es sieht aber so aus, als wäre lafos vorschlag von der stärkung der binnennachfrage aber alles andere als abwegig.

wird (auf absehbare Zeit) nicht funktionieren! Dies ist das Ammenmärchen-Gegenstück der politischen Linken zu dem Märchen der konservativen Gegenseite, dass Steuererleichterungen Arbeitsplätze schaffen würden. Beides in der aktuellen Situation totaler Humbug.

Jeder Euro, den die Bevölkerung aktuell netto mehr bekommt, wandert in die Altersvorsorge, die Leute haben alle Angst, dass die RV bald die Hacken hochreißt. Schließlich trichtert die Politik den Leuten seit bald 10 Jahren ein, es müsse mehr für die eigene Vorsorge getan werden, und schau mal an, die Botschaft ist angekommen! Und so wird die Sparquote wohl weiter fleißig steigen.

Alsdenn,
DeSTruCtiVuS
 
dann trage ich nochmals folgenden text zur debatte ein, welcher bereits in einem anderen thread erschien:

DeSTruCtiVuS schrieb:
nterview
„Langfristig wird die Arbeit verschwinden“

US-Ökonom Jeremy Rifkin: Deutschland führt Scheindiskussion



Stuttgart - Es gibt kein größeres Problem in Deutschland und Europa als die Massenarbeitslosigkeit. Politiker aller Parteien versprechen Abhilfe, doch die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung nimmt seit Jahren immer nur zu. Wo soll das enden? Der US-Professor Jeremy Rifkin befasst sich seit Jahrzehnten mit dieser Frage und ist gesuchter Ratgeber von Regierungen und Konzernen. Sönke Iwersen fragte ihn nach der Zukunft der Arbeit.

Herr Rifkin, eines Ihrer Bücher heißt: „Das Ende der Arbeit“. Das meinen Sie doch nicht wörtlich, oder?

Allerdings meinte ich das wörtlich. Als ich dieses Buch
1995 schrieb, waren weltweit 800 Millionen Menschen arbeitslos oder unterbeschäftigt. 2001 waren es schon mehr als eine Milliarde. Die Entwicklung ist eindeutig.

Aber es gibt doch Gewinner. In Europa gilt England als Vorbild. China wächst in irrem Tempo. Und in Ihrem Land läuft es auch gut. Die amerikanische Arbeitslosenquote ist doch traumhaft niedrig.

Das können Sie alles vergessen. Unsere Quote ist niedriger als Ihre, das stimmt. Aber zu welchem Preis? Das schmutzige Geheimnis hinter dem US-Wirtschaftsboom in den 90er Jahren ist die wahnsinnige Verschuldung der privaten Haushalte. Die Verbraucherkredite haben jedes Jahr um neun Prozent zugenommen. Die Mehrzahl der Amerikaner hat heute nicht mal 1000 Dollar an Rücklagen. 2005 wird die Zahl der Privatinsolvenzen die Zahl der Ehescheidungen übertreffen.

Wenn die USA nicht als Vorbild taugen, dann aber England? Dort gibt es so wenig Arbeitslose wie seit 30 Jahren nicht mehr.

England ist dasselbe in grün. Der durchschnittliche Engländer gibt heute 120 bis 130 Prozent seines Jahreseinkommens aus. Das ist Wirtschaftswachstum per Kreditkarte.

Bleibt China. Keine Wirtschaft wächst so stark wie die der Chinesen.

China ist faszinierend, ja. Aber schauen Sie mal genau hin. In den letzten sieben Jahren sind 15 Prozent aller chinesischen Jobs verschwunden. Auch der chinesische Boom kann an der Wahrheit nichts ändern.

Welche Wahrheit meinen Sie?

Die Wahrheit über die Unumkehrbarkeit dieser Entwicklung. Langfristig wird die Arbeit verschwinden.

Warum?

Schauen Sie in die Vergangenheit. Zehntausend Jahre haben sich Menschen andere Menschen als Sklaven gehalten. Nun reden wir uns gern ein, dass die Sklaverei abgeschafft wurde, weil wir so human geworden sind. Aber die Wahrheit ist: Durch die industrielle Revolution ist die Sklaverei überflüssig geworden. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war es billiger, den Ofen eines Kohleofens zu füllen, als den Mund eines Sklaven.

Und da sehen Sie Parallelen zu heute?

Wir sind mitten in einer Umwälzung, die die industrielle Revolution noch übertrifft. Durch die ersten Mechanisierungsschübe verloren Millionen von Menschen ihre Jobs und wanderten vom Land in die Städte, um dort mit den Maschinen zusammen zu arbeiten. Aber die Computer und Informationstechnik von heute machen immer mehr Menschen ganz überflüssig. Selbst die billigste menschliche Arbeitskraft ist teurer als die Maschine.

Aber entstehen durch die neue Technik nicht auch neue Arbeitsplätze?<

Das ist die Hoffnung, an die wir uns seit Jahrzehnten geklammert haben. Die kapitalistische Logik sagt, dass technologischer Fortschritt und gesteigerte Produktivität alte Jobs vernichtet, dafür aber mindestens genauso viele schaffen. Aber die Zeiten sind vorbei.

Sind Sie da sicher?

Ganz sicher. Sehen Sie, ich verdiene einen Teil meines Einkommens damit, die Chefs großer Konzerne zu beraten. Wenn ich die frage, ob sie in Zukunft noch Zehntausende von Mitarbeiter haben werden, dann lachen die laut los. Die Wirtschaftsführer wissen längst, wo die Reise hingeht.

Wohin geht sie denn?

Wir vollziehen gerade einen Wandel hin zu einem Markt, der zum allergrößten Teil ohne menschliche Arbeitskraft funktioniert.
Bis 2010 werden nur noch zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Fabriken gebraucht. Bis 2020 werden es weltweit nur noch zwei Prozent sein.

Das klingt unglaublich.

Nicht unglaublicher, als was wir schon erlebt haben.
Von 1982 bis 2002 stieg die amerikanische Stahlproduktion von 75 auf 102 Millionen Tonnen. Im selben Zeitraum nahm die Zahl der Stahlarbeiter von 289.000 auf 74.000 ab. In den 20 größten Volkswirtschaften der Erde sind zwischen 1995 und 2002 mehr als 30 Millionen Arbeitsplätze abgebaut worden. Wohin sie schauen, dasselbe Bild: Die Produktion steigt, die Produktivität steigt, aber die Arbeitsplätze nehmen ab.

Aber was ist mit Service, mit Dienstleistungen, mit hochqualifizierten Jobs?

Die haben längst dasselbe Problem. Die amerikanische Telefongesellschaft Sprint ist seit Jahren dabei, menschliche Vermittler durch Spracherkennungsprogramme zu ersetzen. 2002 sprang die Produktivitätsrate bei Sprint um 15 Prozent nach oben, der Gewinn stieg um 4,3 Prozent, und 11.500 Jobs wurden abgebaut. Die Net-Bank in Australien hat 2,4 Milliarden Dollar Einlagen. Eine herkömmliche Bank dieser Größe hätte um die 2000 Angestellte. Aber die Net-Bank benötigt nur 180 Mitarbeiter.

Wie kann so etwas funktionieren?
Dank Internet, Satellitentechnik und Breitbandleitungen kann die Information heute praktisch mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus rasen. Es gibt da eine nette Formulierung von Paul Saffo vom Institute für die Zukunft in Kalifornien. Er sagt, dass sich das Geschäft in den 80ern darum drehte, dass Menschen mit Menschen reden.

Jetzt geht es um Maschinen, die mit Maschinen reden. Der Mensch wird überflüssig.

Sie beraten doch Regierungen. Was sagen Politiker eigentlich, wenn Sie denen von Ihren Thesen erzählen?

Mit den Politikern ist das so eine Sache. Im Jahr 2000 haben sie die Europäischen Regierungschef getroffen und beschlossen, Europa bis 2010 zum leistungsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Und was ist geschehen? Nicht viel.

Und das liegt daran, dass die Politiker ihnen nicht zugehört haben?

Es liegt daran, dass viele Politiker Europa lieber als Sündenbock missbrauchen, anstatt sich dem Grundproblem zu stellen: Die Arbeit verschwindet. Das will kein Politiker seinen Wählern erzählen.
Statt dessen betet man immer wieder dieselben drei Pseudotheorien herunter.

Drei Pseudotheorien?

Immer dieselben drei, ja. Erstens: Wir verlieren in unserem Land Jobs, weil die bösen Unternehmer Stellen ins Ausland verlagern. Zweitens: Wir haben genug Jobs, die Leute sind nur nicht richtig ausgebildet. Und drittens: Wir haben zu wenig Jobs, weil die Sozialabgaben zu teuer sind. Alle drei Argumente sind absurd.

Wissen Sie, dass genau diese Argumente gerade in Deutschland diskutiert werden?

Natürlich weiß ich das. Ihre Regierung hat mich ja gerade erst wieder zu einem Vortrag eingeladen. Aber der Reihe nach.
Erstens: Die Zahl der Jobs die in Deutschland verschwinden weil sie zum Beispiel nach Osteuropa oder China verlagert wird, ist verschwindend gering. Sie macht gerade mal ein Prozent der abgebauten Stellen aus. Der wirkliche Jobkiller ist der technologische Fortschritt. Aber davon hören Sie von den Politikern kein Wort. Maschinen machen sich als Buhmann eben schlechter als Chinesen oder Polen.

Was ist das zweite Pseudoargument?

Das ist auch so eins für die Wahlreden: Wir müssen die Leute nur richtig ausbilden oder weiterbilden und schon ist das Beschäftigungsproblem gelöst. Nehmen wir mal an, man könnte tatsächlich alle fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland so fortbilden, wie sich die Politiker das vorstellen. Was wäre denn dann? Es gebe immer noch nicht genug Jobs. Die Zeiten der Massenarbeit ist vorbei. Wir werden nie wieder Tausende von Leuten sehen, die aus den Fabriktoren strömen. In Zukunft wird Arbeit etwas für die Eliten sein. Für besondere Aufgaben wird man immer noch die Top-Ärzte, Top-Anwälte oder Top-Designer brauchen. Aber Durchschnittsqualität kann ein Computer oder ein Roboter billiger liefern.

Wo liegt der dritte Fehler?

Ah, die sozialen Systeme. Darüber sprechen Sie hier schon seit Jahren, nicht wahr? Nun, ich will nicht sagen, dass es in Deutschland keinen Reformbedarf gibt. Aber wenn jemand daran denkt, den Weg der USA einzuschlagen, dann kann ich davor nur warnen. Je härter sie die Sozialsysteme beschneiden, desto eher tauchen die Probleme an anderer Stelle wieder auf. Schlechtere Gesundheit, größere Armut, weniger Sicherheit, mehr Kriminalität. Natürlich ist die US-Arbeitslosenquote niedriger als die deutsche. Aber bei uns sitzen allein zwei Millionen Leute in den Gefängnissen. Meinen Sie, das ist keine versteckte Arbeitslosigkeit? Glauben Sie mir, sie sind hier immer noch besser dran.

An den Problemen ändert das aber nichts - und Sie sagen, dass alles noch schlimmer wird. Sehen Sie sich eigentlich als Apokalyptiker?

Weil ich das Ende der Arbeit vorhersage? Nein. Erstens: Ich ziehe nur logische Schlüsse aus Dingen, die ich in der Wirtschaft jeden Tag beobachten kann. Und zweitens: Ich halte das Ende der Arbeit durchaus für eine positive Sache.

Aber was sollen all die Leute denn machen, wenn sie keine Arbeit mehr haben?

Sehen Sie, so verbogen sind wir heute. Ich sage, die Menschen werden für den Produktionsprozess nicht mehr gebracht und Sie fragen, was sie dann bloß machen sollen. Als ob es die Erfüllung des Menschen wäre, Tag für Tag dieselbe stupide Tätigkeit auszuführen.
Dasselbe Blech zu formen oder dieselben Fragen am Telefon zu beantworten. So eng definieren wir uns. Ich sage: Lasst die Maschinen das übernehmen. Aber viele Leute können sich einfach nicht vorstellen, was sie ohne Arbeit anfangen sollen. Das ist traurig.

Entschuldigen Sie, aber die Frage ist doch nicht, was die Menschen mit ihrer freien Zeit anfangen, sondern mit welchem Geld Sie ihre Miete und ihr Essen bezahlen, wenn alle Jobs verschwinden.

Sie haben ja Recht. Also, es gibt verschiedene Ansätze. Besonders wichtig ist der so genannte Nonprofitsektor. Gemeint sind hier Aktivitäten von der Sozialarbeit über die Wissenschaft, Kunst, Religion bis hin zum Sport. In den Niederlanden sind heute bereits 12,6 Prozent aller Vollzeitstellen im Nonprofitsektor angesiedelt. In Deutschland sind es erst 4,9 Prozent. ier gibt es ein Potenzial für Millionen von Arbeitsplätzen.

Aber wie soll dieser Nonprofitsektor finanziert werden?

Durch Steuerumschichtung. 90 Prozent der Regierungseinnahmen weltweit stammen aus der Besteuerung von Arbeit und Kapital. Wir müssen viel stärker zur Besteuerung von natürlichen Ressourcen kommen. Warum sollen sich die Unternehmen einfach frei bedienen? Eine Besteuerung von Ressourcen würde sowohl zur Schonung der Umwelt führen wie zur Senkung von Unternehmensgewinnen. Die Steuereinnahmen könnten dann in den Nonprofitsektor fließen und dort Mehrbeschäftigung stimulieren. Man könnte auch über etwas anderes nachdenken. Wenn Maschinen immer mehr Menschen ersetzen, warum sollte es in Zukunft nicht genau so eine Maschinensteuer geben, wie es heute eine Einkommenssteuer gibt?

Haben Sie noch mehr Anregungen?

In meinem Land gibt es 250 Zeitdollar-Projekte. Es handelt sich dabei um eine Parallelwährung, die ganz auf der Zeit basiert. Für jede Stunde Arbeit erhält man einen Zeitdollar, für den man wiederum Waren oder Dienstleistungen kaufen kann. Die Idee dahinter ist, das in einer sozialen Gemeinschaft jenseits von Gewinnmaximierung die Zeit eines jeden von uns gleich wertvoll ist – sei er nun Arzt, Müllmann oder Taxifahrer.

Und das soll im großen Stil klappen? Das klingt sehr utopisch.

Wir brauchen ja gerade Utopien. Generationen von Ökonomen haben sich damit beschäftigt, die Marktwirtschaft zu analysieren und Vorschläge zu machen, wie sie besser funktionieren könnte. Dabei ist der Mensch aus dem Blickpunkt geraten. Es ist doch so: Die Globalisierung hat versagt.

Warum hat sie versagt?

Weil sie zu viel Geld von unten nach oben verteilt hat. Die 356 reichsten Familien besitzen heute 40 Prozent des Reichtums der Menschheit. Diese Entwicklung führt uns in den Abgrund. Wenn die Unternehmen die Löhne immer weiter drücken, wird irgendwann niemand mehr ihre Produkte kaufen. Das ist so logisch, dass es eigentlich jeder verstehen müsste. Was wir brauchen, ist eine Reglobalisierung, bei der die Bedürfnisse der Mehrheit im Vordergrund stehen, nicht die Gewinnspannen einer kleinen Minderheit. Der technische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Ich sehe zwei Alternativen für unsere Zukunft. Die eine ist eine Welt mit Massenarmut und Chaos. Die andere ist eine Gesellschaft, in der sich die von der Arbeit befreiten Menschen individuell entfalten können.

Das Ende der Arbeit kann für die Menschheit einen großen Sprung nach vorn bedeuten. Wir müssen ihn aber auch wagen.
 
und dann noch ein paar bemerkungen zum thema:

steuern sind ja nun tatsächlich dazu da, entwicklungen zu steuern. die mwst als einzige steuer gibt dieses ziel vollkommen auf, denn so ist es völlig egal, wie ein produkt erzeugt wurde (hoher energieverbrauch, sozial-dumping). gerade der ressourcen-verbrauch muß durch erhöhung von steuern und abgaben verteuert werden - eben nicht nur der energieverbrauch...

das dann die kosten an den verbraucher weiter gereicht werden ist klar - aber es wird eben auch einsparpotential weiter gereicht. beispiel lkw-maut und ökosteuer: ein schritt hin zu richtigen entwicklung, die transportkosten so weit den realistischen (=ökologischen und sozialen) kosten anzugleichen, so daß es sich nicht mehr rechnet, die milch von hamburg nach bayern zu bringen um sie als joghurt wieder zurück zu kutschieren.

klar, als unternehmer hätte man gerne nur eine steuer (wenn es denn schon eine sein muß) - aber die interessen des unternehmers sind nicht immer deckungsgleich mit denen der gesamten gesellschaft...
 
ich befürchte Ihr lasst noch zu sehr den menschlichen faktor ausser acht - das ganze leben ist ein wettbewerb (neu-deutsch: "life's competiton") - die natur macht es uns vor: nur der stärkste, schnellst, klügste überlebt - dieses "verhalten" ist m.E. größtenteils instinktgesteuert.
d.h., dass "egoismus", vorteilsdenken usw. veranlagung sind (beim einen mehr, beim anderen weniger, einige haben es auch weitestgehend mental unter kontrolle :] , ...)

hinzu kommt beim menschen noch denken und (selbst-)bewußtsein, dass uns wohl hauptsächlich von den (meisten) tieren unterscheidet.
das bestreben, sich von der masse abzuheben (job, geld, urlaub, music, mode, auto, auftreten, ... wie auch immer) ist speziell in letzter zeit sehr ausgeprägt wahrnehmbar - auch ich selbst kann mich vielen sachen schwer entziehen.
dann: das bestreben, nicht nur macht über sein eigenes leben und schicksal auszuübern ist durchaus "menschlich". macht, kontrolle, (hab-)gier und die restlichen "todsünden" sind recht starke triebfedern der menschlichen entwicklung.

allein aus dieser betrachtung heraus ist es für mich schlichtweg nicht vorstellbar, eine "gleichmacherei" aller menschen zu betreiben! auch ich finde es auf den ersten blick verlockend, mir vorzustellen, ab morgen z.B. weniger und nur noch "just for fun" arbeiten zu gehen, ohne einbußen im lebensstandart - das problem wird, denke ich, die "beschäftigung" sein - ich hätte wohlmöglich arge probleme, den tag, der mom. mit arbeit ausgefüllt ist, mit sinn zu füllen. ferner würden einem wohl auch viele soz. kontakte aus dem arbeitsleben und z.T. wohl auch die geistige forderung an den eigenen intellekt fehlen.

ich kann nur von mir ausgehen: ich denke (immer) noch so, dass arbeit und das erarbeiten des eigenen wohlstandes ein elementarer bestandteil meines lebens ist - ich stecke mir ziel auch im berufsleben, versuche die grenzen der eigenen leistungsfähigkeit und des eigenen intellekts auszuloten. was geschiet, wenn die menschen keine ziel mehr haben (seien sie auch noch so schöde und ggf. rein materielle vorstellungen geknüpft)?!?

die solidarität bzw. der solidargedanke, die mom. noch nicht zu unterschätzender "klebstoff" dieser gesellschaft sind, wird m.E. auch immer brüchiger, was einer entwicklung hin zur philantrophen "gesellschaft der gutmenschen" in meinen augen auch immer fraglicher erscheinen läßt ...

jedoch einen plan, was/wie/wann etwas anders laufen muss in zukunft, habe ich allerdings auch nicht *noahnung*

zoni ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die "Drei Pseudothesen" ;D

Also das muss ich mir merken... ;)

XD
 
der artikel ist wirklich sehr gut..
obwohl der reporter sehr merkwürdig wirkt..
um ehrlich zu sagen nicht wirklich intelligent..
sicher provokative fragen gehören dazu aber einige sachen holla die waldfee..

Brutus5000 schrieb:
aus diesem Posting

Also ich versteh das nicht. Einerseits redet der Kerl von Bürgergeld, dass bedingungslos jeder erhalten soll und nominal bei 1300€-1500€
2 Seiten später redet er davon, dass eine Krankenschwester in seiner Traumvorstellung 2500€ verdient und davon dann 1300€ abgeben muss? :o
Ziemlich undurchsichtig das ganze.
:]
 
zitat v. @Bitspyer:

<i>Generell ist doch der Haken daran, das alle Staaten auf der Welt bei dem System mitziehen müssten. </i>

die regierung schafft entsprechende rahmenbedingungen, man isoliert sich nicht dabei, da der staat seine einnahmequelle beibehält (die vorgeschlagene mehrwertsteuer), um das bürgergeld zu finanzieren


zitat v. @Bitspyer:

<i>Nur wird man da nicht hin kommen, solange es einen Menschen gibt, der versessen darauf ist, Geld durch seine Finger klimpern zu lassen.</i>

jeder ist seines glückes schmied, wenn einer in der form verantwortung übernehmen möchte (z.B. gründung einer firma), soll er dafür entsprechend entlohnt werden, es wird auch zukünftig nach ökonom. regeln gewirtschaftet, bis dieses werte-ausgleich-prinzip durch eine höhere technik abgelöst wird, was aber noch lange dauern dürfte (anspielung aus "armageddon-zyklus")


zitat v. @moosmutz:

<i>" Marx lässt grüßen. Ist zwar noch nicht ganz Kommunismus, aber auf dem Weg dahin."</i>

marx betrachtetete selbst seine theorie über den kommunismus als nicht realistisch, nur als unsere höchste gesellschaftsform, der mensch entledigt sich ganz seiner materiellen bedürfnisse bzw. besitz-anspruch-gebaren, der mensch als mensch, ganz nackisch, heute noch eine utopie, ich stimme zu, daß dieser obige gedanke ein schritt in diese richtung macht, da durch diese zeit, die dem menschen dann gegeben ist, mehr zum nachdenken bzw. letztendlich für sich selber sinnvoll genutzt werden kann, ansonsten lebt der mensch nur, um zu arbeiten


zitat v. @Bitspyer:

<i>"Das Problem ist eh, so lange jemand nur aif die Maximierunge seines Geldvermögens aus ist, funktioniert das System nicht." </i>

der mensch hat einkommen (bürgergeld), um grundbedürfnisse zu befriedigen, und etwas mehr, um luxusgüter zu beanspruchen, und viell. etwas mehr, basierend auf seinem geltungsdrang (nach @adler: das kompensieren v. minderwertigkeitsgefühlen), der wirtschaftkreislauf bleibt erhalten, ist gar absolut stabil (garant dafür sind bürgergelder), mehreinnahmen können andersweitig investiert werden (z.B. auch aktien, obwohl ich nix davon halte)


zitat v. @Brutus5000

<i>2 "Seiten später redet er davon, dass eine Krankenschwester in seiner Traumvorstellung 2500€ verdient und davon dann 1300€ abgeben muss?"</i>

ich würde vorschlagen, bürgergeld differenzierter bei inanspruchnahme eines arbeitseinkommen auszuzahlen, um so höher das einkommen, um so weniger bürgergeld

beispiele:
- bei 2500€ arbeitseinkommen bügergeld in höhe v. viell. 1000€ auszuzahlen? statt 3500€ gesamteinkommen nur 3000€,
- bei 3500€ arbeitseinkommen nur 700€ bürgergeld usw.


zitat v. @Brutus5000:

<i>"Also dieser Artikel regt mich ja so derart auf, weil er eine Unkentniss und träumerei an den Tag legt, dass ich ihm am liebsten jeden Punkt widerlegen würde"</i>

er wird darüber erhaben sein, ich finde seine sichtweise nicht nur vernünftig, sondern auch bissel logisch! es ist ein anfang, ähnliche betrachtungen gab es schon, letztendlich ist es auch nur angedacht o. vorausgedacht!


zitat v. @feelx:

<i>"Wo werden wohl die Güter in Zukunft gekauft?"</i>

was ist mit den anderen steuerformen, die dann entfallen?


zitat v. @Redphil:

<i>"Trotzdem spricht doch nichts dagegen, seine Überlegungen zu modifizieren und auszubauen."</i>

das meine ich auch, ersteinmal keine panik, unsere politiker sind korrumpiert, v. deren seite kann man nur müdes lächeln erwarten, interessant ist, daß es v. einem unternehmer betrachtet wird und wichtig! es existiert nun ganz offizell ein utop. gedanke, der mensch muß nicht mehr arbeiten, irgendwann in nächster zeit, und das kann zur realität werden sein :-)


gruß @tam tam (warum funktionieren die "i-tags" nicht?)
 
naja, am rad der geschichte drehn wir sowieso nicht. fakt ist, das die produktivität steigt und steigt und steigt. das kann NIEMAND bestreiten. es entwickelt sich grad ein RIESENproblem, nämlich die massenarbeitslosigkeit in der "ersten" welt. man muss sich früher oder später der frage stellen: "was machen wir mit den leuten ohne arbeit"?

WAS WAS WAS WAS WAS WAS WAS ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?


so jetzt spinnt mal rum....aber net vergessen, die produktivität steigt und steigt ;). wird ein großer teil der menschen überflüssig??? diese frage ist der schlüssel. benutzt w-fragen, hehe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, da wird mann sich etwas einfallen lassen müssen.

Die Leute brauchen Geld um zu Leben und eine Aufgabe die in der Gesellschaft respektiert wird.

MfG
 
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