Des Rechners neue Kleider - Tag 1

mj

Technische Administration, Dinosaurier, ,
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Den Anfang macht der Desktop, an sich kein ungewöhnlicher Computer: ein Acer Aspire M5200 Komplett-PC mit AMD Athlon 65 X2 5200+ auf einem Mainboard mit AMDs 780G-Chipsatz und 4GB Arbeitsspeicher. Bewaffnet mit einer frisch gebrannten DVD mit openSUSE 11.1 x86_64 verlief die Installation erstaunlich problemlos. Zu meinem Erstaunen wurde sogar sämtliche Hardware auf Anhieb erkannt. Nach dem Hinzufügen der Community-Repositories für Open Office, Mozilla, Wine, ATI/AMD und KDE-Community war auch das Aktualisieren der standardmäßig mit openSUSE 11.1 mitinstallierten Software (OOo 3.0.0, Firefox 3.0.2, KDE 3.5.9) dank YaST ein Kinderspiel. Anschließend fordert das Programm zum Neustart auf, weil neben diversen Updates auch ein neuer Kernel eingespielt wird.

Nach dem Neustart ist allerdings erstmal Sense – nichts geht mehr. Der Startbildschirm erscheint noch, aber beim Aktivieren des X-Servers wird der Bildschirm schwarz und reagiert auf keinerlei Tastendrücke mehr. Auch ein Wechsel in die Konsole mittels STRG-ALT-F1 ist nicht möglich. Wo der Anfänger möglicherweise bereits kapituliert („Drecksteil, geht nicht, muss wieder neu installieren“) wird das Interesse des Bastlers bekanntlich erst geweckt und der Schuldige war schnell gefunden: das automatische Udpate des Betriebssystems spielt auch den aktuellen fglrx Treiber für die Grafikkarte ein, aktiviert ihn jedoch noch nicht. In der Konfigurationsdatei des X-Servers ist also weiterhin der radeonhd Treiber eingetragen, was zu besagtem Absturz des X-Servers führt. Ersetzt man den Treiber durch fglrx, startet auch X wieder wie gewohnt, produziert allerdings massive Grafikfehler in der Konsole: die Buchstaben sind teilweise verdoppelt.

Auch wirkt KDE plötzlich ungemein träge – der hüpfende Cursor ruckelt und selbst einfachste Programme wie das Terminal benötigen fast eine Minute zum Starten. Kein Wunder, verursacht doch der X-Server 100% CPU-Last. Schuld scheint die Kombination aus fglrx-Treiber, compiz und dem verwendeten X-Server zu sein. Compiz muss samt fglrx-Treiber zunächst vollständig deinstalliert werden, eine Deaktivierung in den Einstellungen von KDE reicht nicht aus, da der Fehler auch bei deaktivierten Desktop-Effekten reproduzierbar auftritt. Nach einem Neustart kann man anschließend fglrx separat wieder installieren. Die Desktopeffekte bleiben jedoch unbrauchbar.

Das nächste Problem war allerdings nicht so ohne weiteres zu umgehen. Nachdem Open Office auf die aktuelle Version 3.1.0 gebracht war, war es an der Zeit, den Duden Korrektor zu installieren. Doch dieser Versuch scheiterte schon im Ansatz: die Software sei auf meiner Plattform nicht lauffähig, hieß es. Wieder Onkel Google bemühen und siehe da: Obwohl auf der Internetseite des Herstellers, also des Duden Verlags, nichts davon steht, ist die Software unter 64-bit Betriebssystemen nicht lauffähig und verweigert bei Erkennung eines solchen Systems die Installation. In Einzelfällen ist es bereits vorgekommen, dass der Duden Verlag Anwendern mit 64-bit Systemen den vollen Kaufpreis zurückerstattet hat.

An dieser Stelle war mein Frust dann doch zu groß, um von vorne anzufangen. Neben der Tatsache, dass ich erst noch das 32-bit ISO von openSUSE hätte herunterladen müssen, war mir einfach die Lust an diesem Gefrickel vergangen. Wenn man schon bei der Aktualisierung des Systems, respektive der Installation aktueller Treiber, scheitert, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Aber Software-Inkompatibilitäten mit dem Ergebnis, dass ein 32-bit Programm nicht unter einem 64-bit Betriebssystem läuft, war selbst mir zuviel.
 
Das ist übrigens bei Windows mit dem Duden Korrektor genauso. Es werden nur 32-Bit Versionen von Windows XP und Vista unterstützt.

Insofern liegt der schwarze Peter wohl eher beim Duden Verlag, als dass man ihn den openSUSE Entwicklern zuschieben könnte, weil sie x86-64 unterstützen.
 
Gut möglich, habe ich nicht getestet. Ich gebe daran auch nicht Novell/SuSE die Schuld, ärgerlich ist es trotzdem.
 
Solche ähnlichen Erfahrungen und Software-Gefrickel hat einem eigentlich gewünschten Wechsel zu Linux bisher im Wege gestanden. Und im Oktober wird Windows 7 geliefert...
 
Das traurige ist, dass einige Dinge so genial gelöst sind, dass man sie schmerzlich unter anderen Systemen vermisst. Und dann gibt es derart dämliche Probleme, die unter Windows seit 10 Jahren nicht mehr aufgetreten sind. In solchen Momenten ist mir dann echt zum Weinen zumute.
 
Dass nach der Installation von fglrx erstmal Schicht im Schacht ist, hätte ich dir sagen können, ist nämlich bei Ubuntu haargenauso. Aber du fragst ja nicht. ;D
 
Der war ja nicht mal aktiv, das war das Problem ;D
 
Oha, ich wollte noch diesen Monat in den Duden Korrektor investieren. Das Geld kann ich mir jetzt getrost sparen, da ich nur noch 64-Bit Systeme einsetze.
 
Die Office-Bibliothek, also quasi der Duden als Nachschlagwerk für den PC, soll wohl mittels --force-architecture installiert werden können. Das Plugin für Open Office ist jedoch nur auf 32-bit Systemen lauffähig.
 
Den 32/64bit Spaß hatte uich unter Kubuntu schon mit dem Firefox und daher kommt bei mir immernoch kein 64bit Linux zum Einsatz. Bei Windows hatte ich keinerlei Probleme mit meinem 64bit Vista (ok bin ich warsch. auch die Ausnahme *g*), aber unter Linux wars immer ein ziemlicher Krampf.

Den Spaß mit fglrx kenne ich auch noch, ein leidvolle Geschichte...
 
Ja, fglrx war schon früher immer mein Lieblingsfeind und der Hauptgrund, warum ich seit langem Nvidia-Karten empfehle. Wer zu dämlich ist, einen funktionierenden Treiber zu schreiben, hat es nicht verdient unterstützt zu werden. Glücklicherweise gibt es heutzutage noch radeonhd, so dass man zumindest eine 2D-beschleunigte Alternative hat. Bis vor kurzem war dies ja nicht der Fall und ohne funktionierenden fglrx war man auf den unbeschleunigten vesa-Treiber angewiesen. Ich erinnere mich dunkel, dass mir genau dieses Problem schon einmal einen Umstieg vereitelt hat.
 
fglrx und flash sind die größten krücken unter linux. die mangelnde unterstützung durch spieleentwickler ist allerdings auch sehr schade.

wenn ich 3d-leistung haben möchte unter linux nutze ich auch ne nvidia-karte, zum normalen arbeiten ohne 3d-effekte tuts auch die rs780 igp mit dem quelloffenen ati-treiber (radeon). viel erfolg bei deinem wechsel auf linux und halt die ohren steif!
 
Leider hast du recht. Wobei mich beides, 3D und Flash, eher peripher tangiert, daher reicht die RS780 IGP auch tatsächlich völlig aus. Und wenn der fglrx-Treiber mal läuft, ist er auch sehr flott. Probleme hatte ich damit bisher, abgesehen von den Darstellungsfehlern in tty1-6, keine.
 
Du sprichst mir doch immer wieder aus der Seele ;)
Ich setze nun auch schon länger nicht zuletzt wegen der, meines Erachtens mangelhaften, ATI Treiber- unterstützung/umsetuzung auf Nvidia und empfehle diese Karten auch eher.

DualMonitor unter Linux mit ATI ein Krampf, mit Nvidia wie unter Windows, also auch für Anfänger machbar usw.

Nur schade das IBM(Lenovo) bei den Thinkpads noch immer auf ATI setzt, sonst würde ich ja auch mal über ein neues schickes Thinkpad nachdenken. Aber nu gut das ist ein Arbeitsgerät und da brauche ich keine tollen 3D Leistungen etc.
 
Ich will ja nicht stänkern, schon gar nicht über diesen toll geschriebenen Blog!
Aber ich frage mich schon warum sich die Linux-Gemeinde ernsthaft wundert, dass der Pinguin den Fenstern nicht den Rang abläuft, nachdem ich diesen Artikel gelesen habe.
 
Weiß nicht was das gejammer soll. Ich meine eben nur, dass openSuSE nicht unbedingt die beste Wahl ist. Bei Ubuntu funktioniert das mit dem fglrx Treiber vollkommen problemlos. Hält man sich an die richtigen Anweisungen geht meistens alles wie es beschrieben wird.
 
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