[Lesertest] Noctua NH-L12S - Österreichische Produktpflege

Oromis

Lt. Commander
Mitglied seit
06.06.2016
Beiträge
104
Renomée
49
Noctua NH-L12S - Österreichische Produktpflege

- Einleitung
- Testsystem
- Spezifikationen
- Lieferumfang
- Design und Verarbeitungsqualität
- Montage
- Lautstärke und Temperatur
- Fazit
- Nachwort

Einleitung
Der 2012 vorgestellte NH-L12 mit seinen beiden unterschiedlich großen Lüftern räumte zur Vorstellung so manche gute Bewertung ab. Mit dem NH-L12S stellte Noctua vor drei Monaten nun eine überarbeitete Version vor, die den Vorgänger ersetzen wird.

Bei den NH-L12ern handelt es sich um Noctuas zweitgrößte Topblower: Über den Modellen NH-L9 und NH-L9x65, aber unter dem NH-C14S.

Der Kühlkörper des NH-L12S ist dabei dem des Vorgängers recht ähnlich, der größte Unterschied liegt bei den Lüftern: Statt einem NF-F12 oben und einem NF-B9 unten kommt nun ein einzelner NF-A12x15 zum Einsatz, der wahlweise über oder unter dem Radiator montiert werden kann.

Der Kühler kostet heute neu knapp 50€ und bietet Kompatibilität für alle gängigen Sockel ausgenommen TR4.

Testsystem
Für die folgenden Tests wird ein System bestehend aus folgenden Komponenten verwendet:
Ein i7 5820K auf Standardtakt, als Mainboard dient ein MSI X99S SLI Plus, als Grafikkarte eine Sapphire R9 380 Nitro.
Verbaut wird das Ganze in einem Anidees AI-6B, vorne und hinten befinden sich jeweils die größtmöglichen Be Quiet! Silent Wings 2 Lüfter, im Boden ist ein Scythe Slip Stream untergebracht.

Spezifikationen
- Abmessungen (BxHxT): 128x70x146mm
- Gewicht: 920g
- Lüfter: 1x120mm (NF-A12x15)
- Lamellen: 47, 0,5 mm dick, 1,5 mm Abstand
- Heatpipes: 4 Stückx6mm
- Kompatibilität: 115X, AM2-AM4, FM1-FM2+, 2011(-3), 2066
- Aktueller Händlerpreis: 50€
- Umdrehungen: 450-1850, 94,2m³/h,

Lieferumfang
Der NH-L12 kommt in einer Verpackung in der gewohnten Noctua-Optik daher. Im Inneren befindet sich der Kühler mit dem vorinstallierten NF-A12x15. Dabei sind selbstverständlich auch alle Montagekits für die entsprechenden Sockel von AMD und Intel sowie der übliche Noctua-Aufkleber aus Metall, ein Low-Noise-Adapter und Noctuas bewährte Wärmeleitpaste NT-1A.


Design und Verarbeitungsqualität
Beim Noctua NH-L12S setzt Noctua auf den für größere Topblower üblichen Aufbau: Wie bei Tower-Kühlern ist der Radiator vollständig getrennt von der Bodenplatte, er wird durch die vier Heatpipes gehalten. Der Lüfter bläst die Luft durch den Radiator auf den Sockelbereich und kühlt dadurch auch umliegende Bauteile wie beispielsweise die Spannungswandler.

Selbige können aber auch zum Problem werden, denn der Kühler ist größer als der reine Sockelbereich von AMD und Intel. Die umliegenden Bauteile dürfen nicht zu hoch sein, sonst passt der NH-L12S nicht. Um den RAM-Riegeln aus dem Weg zu gehen kann man ihn immer auch gedreht installieren, so dass die Heatpipes zu den entsprechenden Anschlüssen zeigen.

Die Basis des Kühlers bietet mit 38x43mm Grundfläche genügend Kontaktfläche für die Wärmeübertragung; so dass selbst Intels Großsockel 2011(-3) und 2066 noch abgedeckt werden. Lediglich AMDs Threadripper wäre noch größer, für diesen ist aber ohnehin kein Montagekit erhältlich – und die TDP desselben würde die Spezifikation des NH-L12S deutlich sprengen: Diese wird von Noctua mit 95W angegeben. Mit Blick auf die genauere Auflistung der unterstützen Prozessoren ist das aber nur für schlecht belüftete Gehäuse der Fall. Bei entsprechender Durchlüftung werden selbst Intels Skylake-X-Prozessoren mit 165W TDP noch für den Betrieb freigegeben.

Die vier in die Bodenplatte eingelassenen Heatpipes sind vernickelt und alle auf einer Seite nach oben geführt. Es gibt keine Abdeckkappen für die Heatpipes, das heißt die Enden an der Baeplate sind sichtlich eingedrückt – ein kleines optisches Manko.

Bei dem verbauten Lüfter handelt es sich um das erst dieses Jahr vorgestellte Modell NF-A12x15, das vor wenigen Wochen hier im Test war. Der Lüfter verfügt über einen vierpoligen Anschluss und ein schwarz gesleevtes Kabel.

Die Verarbeitung hat die von Noctua gewohnte, exzellente Qualität: Die Lamellen sind perfekt gerade, die Vernickelungen sauber. Die Baseplate ist sehr fein und fehlerfrei gefräst und auch am Lüfter lässt sich nicht das Geringste kritisieren. Einzig das weiterhin auf optisch ansprechender Abdeckungen für die Enden der Heatpipes verzichtet wird ist schade.

Montage
Wie wenig überraschend kommt auch beim NH-L12S Noctuas schon fast zehn Jahre altes System Secufirm2 zum Einsatz, das erstmals für Sockel 1366 eingeführt wurde. Das System erlaubt es alle Noctua-Kühler auf der Montagevorrichtung zu montieren, ohne dieses jedes mal abbauen zu müssen. Davon ausgenommen sind lediglich die Kühler NH-L9a und NH-L9i, die aus Platzgründen ein anderes System einsetzen.

Die Montage gestaltet sich auf allen Sockeln simpel: Zuerst muss man die Montagebrücken am Mainboard befestigen. Bei Intels Großsockeln und allen AMD-Sockeln wird die bereits vorhandene Backplate verwendet, für Intel 1150 bis 1156 liegt eine bei. Die Montagebrücken werden einfach auf den jeweiligen Abstandshaltern festgeschraubt.
Anschließend trägt man die Wärmeleitpaste auf – die beiliegende reicht für mehrere Installation problemfrei aus – und schraubt den Kühler von oben her fest. Dafür liegt ein dünner Schraubenzieher bei, der gut durch die Aussparungen im Radiator passt. Der Lüfter muss für die Installation lobenswerterweise nicht abgebaut werden.
Über eine dritte Aussparung kann man zudem die Montagevorrichtung am Kühler selbst abschrauben; das wird dann nützlich wenn Noctua in Zukunft sein Montagesystem ändert und wie bisher immer Upgradekits anbietet.

Ist der Kühler installiert wird nun einfach noch der Lüfter angeschlossen und der Betrieb kann starten. Anbei bemerkt kann der Lüfter nicht nur, wie im Auslieferungszustand, unter dem Radiator, sondern auch darüber befestigt werden. Dafür müssen einfach die Montageklammern abgenommen und neu eingesetzt werden.
Der Betrieb mit dem Lüfter über dem Radiator ist laut Noctua leistungsfähiger, hat aber natürlich auch einen höheren Anspruch an die Bauhöhe. Im Zweifel kann es nicht schaden beides zu probieren, da die Ergebnisse stark vom individuellen Luftstrom abhängen dürften.

In der Praxis ist der Montageprozess sehr einfach umzusetzen; die drei klar voneinander abgetrennten Montageanleitungen für die drei Plattformen (115X, 20XX, AM/FMX) sind hier von Vorteil. Der Kühler hält nach der Installation bombenfest, was nicht verwunderlich ist: Auch der deutlich größere und schwerere Noctua NH-D15 setzt auf dieses System. Man könnte einfach die beiden Schrauben lösen und den anderen Kühler aufsetzen.

Lautstärke und Temperatur
Während der Tests beträgt die Zimmertemperatur 20°C. Das jeweilige Szenario bleibt immer 20 Minuten am Laufen, anschließend wird der von Coretemp ausgelesene Temperaturwert als Ergebnis notiert.
Um die maximale Temperaturbelastung zu erzeugen wird der Prozessor mit Prime95 (Small FFTs) belastet.

Hinweis: Auf dem Raijintek EreBoss kommt ein Be Quiet Silent Wings 2 mit 120mm Rahmenbreite zum Einsatz. Die Zahlenangaben ("50/50") geben die Lüfterspannung von Gehäuse- und Kühler-Lüfter in Prozent an.

In Konfiguration A ist der Lüfter unter dem Radiator installiert, in B darüber.

Im Testfeld ordnet sich der NH-L12S sehr ähnlich dem AXP-100RH ein: Knapp hinter den etwas bis deutlich teureren Tower-Kühlern und deutlich vor den Einstiegsmodellen wie beispielsweise dem Hyper 212 LED ein.
Auffällig sind dabei die Temperaturunterschiede zwischen den Versionen A und B: Ist der Lüfter unter dem Radiator installiert wirkt sich eine geringere Drehzahl desselben stärker aus. Reduziert man allerdings die Gehäusebelüftung obendrein verliert hier die andere Variante etwas mehr. Der direkte Konkurrent AXP-100RH wird jeweils ein Mal knapp geschlagen und ein Mal knapp verfehlt. Ein klarer Vorzug ist aus Sicht der Kühlleistung somit keinem Modell zu geben – stattdessen sollte individuell entschieden werden.

In gut belüfteten Gehäusen sind High End Prozessors wie der i7 5820K auch mit moderater Übertaktung noch gut zu bewältigen; in schlecht belüfteten (ITX-)Umgebungen sollte man allerdings nicht über die High-End-Modelle der kleineren Sockel hinaus gehen.

Bei der Lautstärke gibt es das bereits beim Test des NF-A12x15 ermittelte Bild: Im Idle sehr leise, im Lastbetrieb dank der hohen Drehzahl zwar – je nach Konfiguration – wahrnehmbar, aber nicht störend. Ein Lagergeräusch oder vergleichbare Störquellen sind lobenswerterweise nicht zu vernehmen.

Fazit
Für die knapp 50€, die für den NH-L12S zu Buche schlagen, bekommt man einiges geboten.

Mit 70mm Einbauhöhe schlägt sich der Kühler im Testfeld gut. In gut belüfteter Umgebung dürften selbst Prozessoren mit 8 und mehr Kernen noch recht gut im Griff zu halten sein; für den Betrieb eines Mittelklassemodells in einem ITX-Gehäuse ist der Kühler auf jeden Fall ausreichend. Die Lautstärke bleibt dabei immer angenehm, Lagergeräusche sind nie zu vernehmen.

Bei der Montage erhält man das von Noctua gewohnte Paket: Das altbewährte SecuFirm2 funktioniert auch beim NH-L12S perfekt und ohne Kritikpunkte. Beim Zubehör zeigt sich der Hersteller ebenso, wie gewohnt, großzügig: Ausreichend Wärmeleitpaste und ein Vorsteckwiderstand liegen genauso bei wie der dünne Schraubenzieher, der bei der Installation hilfreich ist.

Bei der Verarbeitungsqualität bestätigt sich der sonstige Eindruck: Durchgehend saubere Ausschnitte und Fräsungen, optisch aufgewertet durch die gut gelungene Vernickelung. Hier lässt sich nichts wirklich kritisieren, abgesehen von dem Fehlen von Heatpipe-Abdeckungen.

Alles in Allem ist der NH-L12S zweifellos ein guter Kühler für große und kleine (ITX-)Systeme, der durch sehr gute Verarbeitungsqualität, viel Zubehör und dank zahlreicher Montageoptionen auch mit viel Flexibilität auftrumpfen kann. Das einzige Problem das genannt werden kann ist der Preis: Obwohl der NH-L12S mit nur noch einem statt wie der Vorgänger mit zwei Lüftern ausgeliefert wird, kostet er doch gleich viel. Zumindest eine geringe Ersparnis gegenüber dem Vorgänger wäre hier noch erfreulich gewesen.

Positiv:
- Kühlleistung, Lautstärke
- Montage, Zubehör, Garantie
- Verarbeitungsqualität

Negativ:
- (Preis)
 
Danke für den Test.
 
Ein klarer Minuspunkt wäre für mich die Riefen in der Baseplate. In diesem Fall besteht ein punktueller Kontakt zu backplate, was die Wärmeübertragung einschränkt. Was mich interessieren würde, ob diese Fläche der Baseplate eben ist.
In einem kürzlich erhaltenen Highendtowerkühler Sychte Ashura sind in der Kontaktfläche ebenfalls Riefen zu sehen.
 
Ich finde das Statement von Noctua leider nicht mehr, aber die sind laut denen nicht so schlimm wie sie aussehen ;) Neben der Tatsache, dass die Rillen schlicht produktionsbedingt durch das Fräsen entstehen (nachträgliches Schleifen wäre natürlich möglich), erhöhen diese winzigen Bahnen die Oberfläche der Baseplate deutlich. Dadurch bekommt die Wärmeleitpaste mehr Übertragungsfläche.

Ob jetzt da die minimal höhere Strecke mehr Verlust gibt als durch die höhere Oberfläche gewonnen wird kann ich leider unmöglich sagen, aber es hat auf alle Fälle nicht nur Nachteile ;)
 
Zurück
Oben Unten