Seasonic S12II Bronze 330W

soulpain

Grand Admiral Special
Mitglied seit
19.02.2008
Beiträge
2.549
Renomée
1.762
Standort
Disneyland
<center>
2_sea12.png
</center>

Seasonic war bereits des Öfteren in unseren Tests vertreten und konnte bislang immer gute Messwerte liefern. Nun wurde die bekannte Mittelklasseserie S12II in einem Update auf 80Plus Bronze Niveau gebracht, weshalb wir das S12II-Bronze 330 Watt unter die Lupe genommen haben. Es handelt sich dabei um den kleinsten Vertreter für Officesysteme, der jedoch auch über einen PCIe Stecker für dedizierte Grafikkarten verfügt. Ob zusätzlich an anderen Stellen Verbesserungen vorgenommen wurden und wie hoch die Effizienz bei 230 VAC ist, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten.

In dem Marktsegment gibt es nicht allzu viel Konkurrenz neben den Pure Power von be quiet!. Einige Chieftec und Compucase Versionen bewegen sich noch auf diesem Gebiet. Höchstens aber die Eco80+ Serie kann dem noch ähnliche Fabrikate entgegen setzen, was den Bekanntheitsgrad betrifft, weshalb wir dort bewusst den Vergleich suchen. Trotz der begrenzten Auswahl zählt das Seasonic Netzteil mit etwa 40 € Startpreis nicht gerade zu den günstigsten Modellen der Leistungsklasse. Deshalb haben wir überprüft, ob sich der Kauf zu diesen Konditionen lohnt. Wie immer wünschen wir den Usern viel Spaß beim Lesen des Artikels!

[break=Produkteigenschaften]
<center>
1_1_vperackung.png
</center>

Auf der blau-schwarzen Verpackung wird nach wie vor mit einem neuen Standard in Sachen leiser Kühlung geworben, wobei der Text wohl noch zum Zeitpunkt der S12II-Einführung geschrieben wurde. Damals konnten die S12II überzeugen, heute ist die Konkurrenz in Sachen Lautstärke aber erheblich stärker, weshalb wir diesen Punkt selektiert betrachten. Ansonsten zählen zu den Produkteigenschaften der ATX Standard 2.2 und active PFC. Über ein modulares Anschlusssystem verfügt das Netzteil hingegen nicht. Dafür wurde es wie gesagt modernisiert und soll bei 115 VAC 80Plus Bronze Niveau erreichen können. Ein SLI- oder CrossFire Zertifikat wurde aufgrund der niedrigen Nennleistung nicht vergeben, allerdings soll es sehr gut mit aktuellen AMD-Plattformen harmonieren. Darüber hinaus gewährt der Hersteller auf sein Produkt 3 Jahre Garantie.

<center>
1_2_lieferumf.png
</center>

Im Lieferumfang enthalten sind ein Molex zu 2x Floppy-Adapter (15 cm), ein Seasonic Aufkleber, die Befestigungsschrauben, ein Kaltgerätekabel sowie ein Benutzerhandbuch in schwarz-weiß. Das Netzteil selbst ist natürlich auch mit von der Partie und dessen Festanschlüsse wurden mit einem Kabelbinder versehen.

<center>
1_1_nt22.png
</center>

Das Netzteil zeigt hier seine matt schwarze Oberfläche, welche durch die Verpulverung sehr kratzfest und robust verarbeitet ist. Weiterhin sind die Entlüftungslöcher wabenförmig gestaltet worden und das Lüftergitter steht nicht hervor. Außerdem beträgt die Bautiefe lediglich 14 cm und das schwarze Lüftergitter zeigt das blaue Seasonic-Logo in seiner Mitte. Insgesamt handelt es sich also um ein eher schnörkelloses Gerät, was den meisten Benutzern aber sicherlich entgegen kommt. Äußerliche Merkmale wie LED-Lüfter oder aufwendige Lackierungen standen bei Seasonic bisher jedenfalls immer hinter anderen Kriterien.

[break=Leistung und Anschlüsse]
<center>
1_lesitung.png
</center>

Alle Modelle der S12II-Serie sind mit zwei mal 17 A auf den +12 V Leitungen angegeben, wobei die kleinste Version dort dauerhaft 24 A liefern kann. Mit 120 Watt (und 18 bzw. 20 A) dürften die beiden kleinen Schienen für aktuelle Systeme ausreichend dimensioniert worden sein und die Spitzenleistung liegt weit über der Combinedangabe von 330 Watt. Es wurde also großzügig gerechnet.

<center>
2_kabelmana.png
</center>

Während der 24-pin Hauptstrang einen sehr weichen Sleeve spendiert bekommen hat, ist die Ummantelung der anderen Leitungen eher einfach und kostengünstig, weshalb man die Farbe der Leitungen darunter noch sehen kann. Intern wird der Mantel mit einigen Kabelbindern gesichert und auch kurz hinter dem Ausgang befindet sich ein weiterer für den Halt der Stränge. Zur Erhöhung der Flexibilität wurden einige Stellen kurz vor den Steckerköpfen aber frei gelassen.

<center></center>

Die Leitungsstränge sind sehr lang und erreichen im Falle des 6-pin PCIe Steckers sogar 60 cm, die 4-pin und 24-pin Versorgung liegen bei immerhin 55 cm, womit das Netzteil sämtliche Konkurrenten in diesem Bereich übertrifft. In Folge dessen würde man bei Verwendung eines HTPC allerdings schon Schwierigkeiten mit dem Verlegen haben. Dementsprechend kürzer sind die Peripherieanschlüsse, etwa bei den sechs Molexsteckern, während die vier SATA-Anschlüsse leicht versetzt aufgereiht sind. Insgesamt ist das keine schlechte Bilanz für ein 330 Watt Netzteil, für den recht hohen Kaufpreis aber auch durchaus zu erwarten.

[break=Ein Blick unter die Haube]
<center>
1_2_intern2.png
</center>

Die vertraute Topologie mit den drei schwarz eloxierten Kühlkörpern kommt auch bei Arctic Cooling, Silver Power und weiteren OEM-Kunden zum Einsatz. Im Überblick ist der Aufbau sehr klar und einfach, zudem erlaubt die insgesamt dünn besiedelte Platine einen gute Luftzirkulation. Die Enden der Kühlkörper wurden insbesondere sekundärseitig abgebogen, um eine größere Kühlfläche zu erzeugen. Es wird in Double-Forward Topologie, also mit zwei Transistoren, geschaltet, wie es mittlerweile üblich ist.

Die EMI-Filterung beginnt auf einer ergänzenden Platine hinter dem Eingangsbereich, wo sich zwei Y-Kondensatoren, eine Spule sowie ein X-Kondensator befinden. Über die beiden Leiter mit einem Ferritkern geht es weiter zur Hauptplatine, wo ein MOV und eine Schmelzsicherung positioniert wurden. Eine weitere Spule und Gleichtaktdrossel sowie ein X-Kondensator vor und hinter der Gleichichterbrücke als auch zwei Y-Kondensatoren sind vorzufinden. Die gut dimensionierte Gleichrichterbrücke selbst ist am mittleren Kühlkörper befestigt worden.

Im Leistungsfaktor-Vorregler befinden sich Halbleiter von Fairchild wie auch der PWM/PFC Chip von Champion. Die PFC-Drossel wurde nur mäßig befestigt und wackelt bei einfacher Berührung, wurde dafür aber mit einem Kunststoffmantel umgeben. Beim Primärkondensator handelt es sich um einen 105 °C Kondensator von Nippon-Chemicon mit 400 V Spannungsfestigkeit und ausreichenden 270 Mikrofarad in low-profile Bauweise, weshalb dieser nicht die Kühlkörper überragt. Hier lässt sich der Preisunterschied zu anderen Modellen dieser Leistung durch die Wahl der Bauteile begründen.

Darauf folgen wie üblich einige Optokoppler und zwei Transformatoren im zentralen Bereich. Die Ausgangsleitungen von zuletzt genannter Komponente wurden, trotz Kupferlackdraht, zusätzlich ummantelt. Der große Übertrager ist wie üblich für die Speisung im Hauptbetrieb verantwortlich, während der kleinere rechts daneben +5 VSB versorgt.

Im Sekundärschaltkreis teilen sich +5 V und +12 V eine Speicherdrossel, während +3,3 V davon abgeleitet seine eigene Filterung mit geringerem Fassungsvermögen aufweist. Hochkant gewickelte Stabkerndrosseln mit geringer Eigenkapazität wurden ebenfalls zur Entstörung verbaut. Zur Glättung werden Nippon-Chemicon Kondensatoren mit 105 °C aus der KZE Serie verwendet, die mit je 2200 Mikrofarad ausgelegt sind. Am Ausgang der ersten +12 V Schiene befindet sich zudem ein Nippon-Chemicon Feststoffkondensator. Wieder ein Argument für den hohen Preis, obwohl der Einsatz hier sicherlich nicht erforderlich erscheint. Die Platine ist aus Hartpapier, wurde an der Oberfläche aber mit Harz verstärkt. Viel verändert hat sich seit der ersten Revision zusammengefasst nicht, aber die Bauteilwahl ist mitunter auch heute noch beachtlich.

[break=Sicherheit]
Mit SCP (Kurzschlussschutz), OVP (Überspannungsschutz), OLP (Überlastschutz) und der Möglichkeit eines lastfreien Betriebes (NLO) ist das Netzteil grundlegend abgesichert. Auch der PFC-Chip sorgt primärseitig für den nötigen Spannungsschutz und verhindert zu hohe Stromanstiege bei gleichzeitig abfallenden Spannung unter Lastbedingungen. Mit Soft-Start werden zudem hohe Anlaufströme vermieden, was mittlerweile in den meisten IC-Bausteinen dieser Art gewährleistet wird. Eingangsseitig befinden sich ein spannungsabhängiger Widerstand (MOV) mit Ummantelung sowie eine Schmelzsicherung als Sollbruchstelle bei Überstrom als passiver Schutz. Beidseitig ist das Produkt also gut abgesichert worden, auch wenn wir OCP vermissen.

<center>
1_sicherheit2.png
</center>

Der Abstand der Hauptplatine zur Seitenwand mit den Entlüftungslöchern beträgt 2,5 cm, während die Strecke zur Zusatzplatine am Eingang geringer ausfällt. Hier ist eine Schutzfolie als Berührungsschutz aber nach wie vor nicht erforderlich - die Distanz reicht aus. Ansonsten beträgt die Strecke zwischen den galvanisch getrennten Schaltkreisen mehr als 5,5 mm gemäß VDE und primärseitig schirmt eine Schutzfolie ab, zumal die PFC-Drossel wie erwähnt auf eine eigene Plastikhaube setzt.

Dafür fehlt sekundärseitig eine Abisolierung, zumal der Abstand hier lediglich 0,5 cm beträgt. Wobei die meisten ausgangsseitigen Leitungen mit jeweils einem Schrumpfschlauch versehen worden sind. Das reicht allerdings nicht, da genug offene Stellen durch die Kondensatoren, der Schwesterplatine und den Jumpern bestehen. Weiterhin ist der Platz zur anderen Seite hin sehr begrenzt. Dessen ungeachtet wurde der PE-Leiter sehr fest in der Mulde am Gehäuse angebracht und lässt sich nicht ohne weiteres von der Schraube oder dem Kopfstück lösen. Insgesamt sind die Schutzmechanismen guter Durchschnitt, trotz SCP hätte man allerdings mehr auf den Berührungsschutz achten und einen lokalen Überstromschutz an den Schienen realisieren können.

[break=Belastungstest]
<center>
1_seatest.png
</center>

<center>
1_sea1.png
</center>

<center>
1_sea2.png
</center>

<center>
1_sea3.png
</center>

<center>
1_sea4.png
</center>

<center>
1_sea5.png
</center>

Dass der Wirkungsgrad keine neuen Rekorde aufstellt, war zu erwarten. Dennoch steigert das S12IIBronze diesen Wert besonders bei hoher Last gegenüber der Vorgängerversion um einige Prozentpunkte auf mehr als 85,5 % und sackt danach nicht mehr so stark ab. Dafür könnte das Ergebnis unter geringer Last, namentlich 10 %, mit knapp über 74 % Effizienz durchaus besser sein. Allerdings überprüft 80Plus erst ab 20 %, wo das Netzteil problemlos Bronze-Niveau erreichen konnte. Ebenso bei 230 VAC und unserem Lastszenario überschreitet es die dafür notwendige 82 %-Marke sichtlich. Ähnlich gut sieht es mit dem Leistungsfaktor aus, der schnell eine Korrektur von 0,9 erreicht und sich unter Volllast auf einem Niveau oberhalb von 0,99 bewegt. Dieses Ergebnis erreichen viele Geräte nur mit geringerer Eingangsspannung.

Alle drei Spannungen liegen anfangs auf einem recht hohen Wert und lassen Raum für den Abfall unter Last, welcher sich gerade bei +12 V1/V2 sehr moderat verhält. +3,3 V startet hingegen mit 3,38 V und landet dennoch bei 3,24 V, was zwar nicht kritisch, aber eine stärkere Tendenz nach unten ist. Wobei man hinzufügen muss, dass diese Schiene kaum noch beansprucht wird. Irgendwo zwischendrin liegt die +5 V-Versorgung und kommt zu keinem Zeitpunkt in problematische Bereiche.

[break=Lautstärke]
<center>
1_sealaut.png
</center>

Eine leicht verbesserte Effizienz sollte in der Regel dazu führen, dass man den Lüfter unter hoher Last etwas schonen kann, was hier aber nicht der Fall zu sein scheint. Es hat sich bei der Lüftersteuerung nichts geändert und nach wie vor sorgt die (mittlerweile) konservativ anmutende Kühlung für geringe Abwärme bei hoher Beanspruchung. Dafür muss man in den letzten 20 % unseres Belastungstests auch Werte von 26-35 dBA hinnehmen, was aufgrund der ohnehin geringen Verlustleistung eines 330 Watt Netzteils nicht erforderlich gewesen wäre. Diese Höhen wird man als Office-Nutzer aber kaum zu spüren bekommen und mit 19-20 dBA zufrieden sein. Wobei die Eco80+ Serie in Sachen Nebengeräusche momentan die Nase etwas vorne hat.

Das Konzept einer mehr als ausreichenden Kühlung geht also auf, während Silent-Fetischisten nur bedingt auf ihre Kosten kommen. Dabei ist die Bauweise im Innern sehr offen und die dünnen Kühlkörper erlauben einen Luftstrom bis in die untersten Bereiche. Selbst sekundärseitig hält sich die Sperrigkeit in Grenzen, wo das Abtragen der warmen Luft sonst naturgemäß etwas schwieriger ausfällt. Hinzu kommt, dass die sehr hochwertige Wahl an Bauteilen mit höheren Temperaturen zurechtkommen würde.

<center>
3_fan.png
</center>

Von Beginn an setzte die Baureihe bereits auf ADDA Rotoren. Hierbei handelt es sich um das Modell AD1212MB-A71GL mit 120 mm, sieben Lüfterblättern und einem Kugellager. Die Leitungen der Stromversorgung wurden sicher in der Zuführung verklebt und sollen dem Lüfter 0.33 A spendieren. Ein recht hoher Maximalwert, wenn wir bedenken, dass selbst stärkere Netzteile durchaus mit schwächeren Fabrikaten auskommen. Eine Erklärung dafür, warum das Netzteil unter 100% Last dermaßen laut wird, ist also die ungebremste Stärke des von Haus aus schon potenten Lüfters. Trotzdem soll nicht untergehen, dass einige Hersteller in der Preisklasse Gleitlager Lüfter einsetzen, welche zwar oft leiser, aber nicht ganz so langlebig sind.

[break=Beurteilung]

Wie der Name bereits verrät, hat sich bis auf den Wirkungsgrad nicht allzu viel geändert und selbst bei diesem Punkt sind die Verbesserungen nur marginal ausgefallen. Deshalb hat sich Seasonic gegen eine neue Bezeichnung wie etwa S12III entschieden und fokussiert seine Bemühungen auf die Erweiterung der X-Serie. Was bleibt, ist ein nach wie vor hochwertiges Netzteil mit guter Steckerausstattung, dass bei der Lautstärke etwas hinter aktuelle Modelle wie das Eco80+ 350 Watt zurück fällt. Wer das Netzteil im Bürorechner kaum auslastet, wird aber auch bei zuletzt genanntem Kriterium zufrieden sein.

Verarbeitung und Elektronik

Ein 330 Watt Gerät benötigt vergleichsweise kleine Komponenten, weshalb es nicht allzu schwer fallen sollte, eine saubere Verarbeitung zu gestalten. Trotzdem überzeugt Seasonic gerade in diesem Bereich mit einem sehr schlanken und gut gestalteten Innenraum. Das identifiziert sich durch die sehr sauber angelöteten Komponenten, einer zusätzlichen Platine hinter dem Eingangsbereich, statt dem üblichen Chaos in der Filterung, wie auch der klaren Gliederung durch drei angemessen dimensionierte Kühlkörper. Selbst wenn wieder mal die PFC-Drossel durch ihre wacklige Anbringung auffällt, sind die Absicherungen durch diverse Folien und genügend Abstand zwischen den Bauteilen umfangreich.

Insbesondere ist die Entfernung zwischen dem PCB und der Seite mit den Entlüftungslöchern sehr groß, weshalb hinter dem AC Inlet kein Berührschutz erforderlich ist und im Zweifelsfall der entsprechende Schutzmechanismen greifen würde. Vertreten sind auch ein MOV und wie immer die Schmelzsicherung als passive Komponenten, während der Chip mit aktiven Sicherungsfunktionen bei Überlast und Spannungsschwankungen in Erscheinung tritt. Da sich die Werte, wie wir gleich noch mal aufgreifen, aber stets auf einem guten Niveau halten, dürften solche Komplikationen in der Regel erst gar nicht entstehen. Über ein lokales OCP verfügt das Netzteil nicht, wobei man sich mit den 17 A bis hin zur damals üblichen Maximalbelastung von 20 A pro Schiene einen recht großzügigen Puffer genehmigt hat. Eine sinnvolle Ergänzung wäre OCP aber dennoch, auch wenn das volle Leistungsspektrum selbst mit einem 6-pin Grafikanschluss nur schwer ausgereizt werden kann.

Ansonsten wird das Bild von 105 °C Kondensatoren japanischer Herkunft geprägt, welche primärseitig nicht wirklich notwendig sind, in dieser Preisklasse aber ein durchaus seltenes Bild abgeben. Immerhin werden selbst bei OEM-Kunden wie Silver Power oder Arctic Cooling nur günstigere taiwanesische Modelle der Marke OST verbaut. Mit diesen hatten wir bisher allerdings keine Probleme und da es mit der Kühlung sehr gut aussieht, bedarf es sicherlich auch keiner Feststoffkondensatoren an +12V. Dabei ist es eine durchaus nette Idee, um sich in dem Bereich etwas von der Konkurrenz abzutrennen. Nur folgt wie immer der Hinweis, dass ein Netzteil von seinem generellen Aufbau lebt und den Umgebungsbedingungen, in der es arbeitet, weniger durch die Wahl einzelner Highlights. Gleichermaßen sind zwei Hauptschalter, sprich Double Forward, eine bekannte Lösung, die nicht unbedingt als Besonderheit in den technischen Daten vermerkt werden müsste. Es ist eben doch eine recht einfache Topologie, welche in die Jahre gekommen ist und +3,3 V in Abhängigkeit von +5 V ableitet und filtert. Abschließend möchten wir jedoch nicht unerwähnt lassen, dass wir dieses Seasonic selbst erworben haben und es deshalb schön anzusehen ist, wie sich die Kondensatorbestückung in der Verkaufsversion fortsetzt.

Anschlüsse und Leitungslänge

Im Vergleich zum Eco80+ 350 Watt fällt auf, dass die maximale Länge der Peripherieleitungen mit 70 cm gegenüber 80 cm etwas zurück fällt, dabei die Anzahl und Länge der anderen Stränge aber deutlich vor Enermax liegt. So bietet das Seasonic Netzteil einen 60 cm langen PCIe Stecker, wenn auch nur mit einem 6-pin Kopfstück, wie auch 55 cm lange 24-pin und 4-pin ATX12V Anschlüsse. Da diese Netzteile durchaus in kompakten Mini-Towern oder HTPCs unterkommen, können die Längen zwar stören, 45 cm bei Enermax wiederum sind bei entsprechender Verlegung in größeren Gehäusen aber etwas wenig. Weiterhin offeriert das S12IIBronze sechs PATA Stecker gegenüber vier und eine identische Anzahl an SATA Anschlüssen. Seasonic verzichtet auf einen fest angeschlossenen Floppystecker und legt statt dessen einen Adapter mit zwei Köpfen bei. Dafür können sie keine Mainboards mit 8-pin Zusatzversorgungen beliefern, wobei oftmals nicht alle angeschlossen werden müssen und 4-pin Lösungen bei den Systemen der Zielgruppe ausreichen sollten.

Dementsprechend richtet sich das 330 Watt Netzteil vor allem an sparsamere Rechnerkonfigurationen, die sowohl mit X2 Prozessoren bei der täglichen Arbeit helfen, als auch mit X3 CPUs und einfachen Grafikkarten multimedialen Anwendungen nachgehen, wohingegen Enermax besonders in kleinen Gehäusen auftrumpft und dort keine überflüssigen Leitungsabschnitte verstaut werden müssen. Wir empfehlen, dass S12IIBronze aber durchaus mal mit einer HD 5770 zu betreiben und auch Spiele laufen zu lassen. Unter diesen Umständen wird man schnell feststellen, wie viel Potenzial hinter so einem kleinen Spross steckt, da sich außer der steigenden Lautstärke nicht viel ändert und Qualität manchmal mehr zählt, als der Nennwert auf dem Datenblatt stärkerer Stromversorger.

Messergebnisse und Preisvergleich

Man muss kaum erwähnen, dass Seasonic in Sachen Spannungsregulierung auch neueren Topologien Paroli bieten kann und viele der getesteten Netzteile sogar übertrifft. So fällt +12 V über den gesamten Verlauf um gerade mal 1,5 % ab, während die kleineren Schienen mit 3-4 % immer noch in einem soliden Bereich liegen und keinerlei Komplikationen auftreten. Einzig die etwas unausgeglichene +3,3 V Leitung fällt mit einem Abfall von 3,38 V auf 3,24 V etwas auf, aber auch da haben wir sicherlich schon schlimmere Werte gesehen, zumal Enermax hier ebenfalls kleinere Einbrüche aufzeigte.

<center>
1_seavergl1.png

Rot: Enermax Eco80+ 350W; Schwarz: Seasonic S12IIBronze 330W</center>

Trotz allem ist das Eco80+ von der Grundausstattung her einen Tick neuer und liegt bei 10 % Last deutlich näher an der 80 %-Marke, während Seasonic unterhalb von 75 % herumdümpelt. Das Blatt wendet sich mit steigender Belastung, wo Seasonic aufgerundet 86 % erreicht und sich das 80Plus Bronze Logo verdient, während das Enermax wieder etwas auf 80 % herunter geht. Das Verhältnis ist hier also relativ ausgeglichen mit leichtem Vorsprung für Enermax, da die meisten User das Gerät eher schwach auslasten werden. Dafür kann man Seasonic beim Kriterium Leistungsfaktor nichts vor machen, welcher schon zu Anfang bei 0,836 liegt und sich auf über 0,99 steigert. Es bleibt also wieder mal dem Leser überlassen, wie er wählt, da das Ergebnis hier klar von den individuellen PC-Konfigurationen und der Auslastung abhängt.

<center>
1_seavergl2.png

Rot: Enermax Eco80+ 350W; Schwarz: Seasonic S12IIBronze 330W</center>

Während die Resultate beim Wirkungsgrad mal zu Gunsten des einen, mal zum Vorteil des anderen variieren, zeigt sich bei der Geräuschentwicklung ein klareres Bild. Der Twister Lüfter und die bekannte Fuzzy-Logik des Enermax befördern das S12IIBronze ins Aus. Der starke, aber völlig unnötig laut geregelte (2-pin) ADDA Lüfter wird seit Beginn der Serie nicht anders gesteuert und wurde demzufolge nicht auf die geringere Verlustleistung angeglichen. Gerade dort sollte Seasonic seine Bemühungen etwas verstärken, denn während der Arbeitszeiten möchte man seine Ruhe haben und in schwächeren Rechnern kommen sicherlich des Öfteren auch rein passiv gekühlte Komponenten zum Einsatz. Dabei ist der Unterschied anfangs nicht weiter von Bedeutung, während das Seasonic bei stärkerer Last schnell die Umdrehungszahlen erhöht und in den letzten 20 % der Auslastung für einige Nutzer wahrscheinlich schon unerträglich ist. Zumindest wenn man seine Ansprüche wie die meisten auf dieses Kriterium bezieht und weniger auf das letzte Quäntchen Kühlkraft wert legt. Auch wenn wir selbst immer gute Temperaturen gelobt haben und wissen, wie sich schlechte Bedingungen auf die Elektronik auswirken können, kann man es in diesem Punkt auch übertreiben und sollte sich der Masse an Käufern beugen, solange keine kritischen Werte erreicht werden, was bei beiden Netzteilen der Fall ist.

Preislich geben sich die beiden Kontrahenten nicht viel, da das Eco80+ 350 Watt ab 40 € erhältlich ist, während das S12IIBronze 330 Watt bei knapp 39 € startet. Da wir die konkurrierenden Modelle von be quiet! (L7) noch nicht getestet haben, ist der Vergleich dort etwas schwieriger. Es soll unseren Lesern aber nicht verborgen bleiben, dass das Pure Power 300 Watt bei 28 € liegt und selbst der größere Bruder mit 350 Watt lediglich 32 € aus dem Geldbeutel verlangt. Nach einigen Recherchen können wir allerdings schon grob sagen, dass Enermax den besseren Lüfter und Seasonic die bessere Elektronik bietet, weshalb man sich den Kostenmehraufwand durchaus überlegen kann.

[break=Fazit]

<center>
2_sea12.png
</center>

Wenn wir uns an aktuellen Wünschen und Vorstellungen unserer Leser orientieren, konnte es das S12IIBronze leider nicht schaffen, das Eco80+ 350 Watt zu schlagen. Während die X-Serie also noch die Krone trägt, stichelt Enermax im Budget-Segment mit seiner ausgewogeneren Kühlung bzw. Lautstärke. Wer 40 € in ein Netzteil mit geringer Leistung investiert, wird sich im Zweifel also eher für das Enermax entscheiden, da sich die besseren Kondensatoren praxisbezogen nicht bemerkbar machen. Dafür wird der ein oder andere anspruchsvolle Käufer bereit sein, mehr als die 30 € in ein be quiet! zu stecken und eine (voraussichtlich) noch bessere Qualitäten zu erhalten. Wenn in diesem Fall kein Eco80+ verfügbar ist, kann Seasonic wahrscheinlich noch ein paar Kunden abgreifen und mit Langlebigkeit werben. Dafür werden nicht gerade wenige den Lüfter schnell ausbauen und ersetzen wollen.

Unabhängig von unserem Vergleich können wir das Netzteil an sich für seine Wertestabilität wie auch die Ausstattung, sowohl beim Lieferumfang als auch bei den Anschlüssen, loben und hoffen, dass nach diesem Update eine völlig neue Serie den geringen Leistungsbereich erobert. Zumindest hat Seasonic bereits angedeutet, dass Mitte des Jahres auch 80Plus Gold Netzteile mit 400 Watt und modularem Kabelmanagement verfügbar sein werden, wobei diese preislich nicht mit der momentanen Auswahl konkurrieren. Es wird sich folglich noch entscheiden, ob die Mehrheit weitaus mehr Geld investiert, wenn sie dafür nicht nur besser Komponenten, sondern auch einen höheren Wirkungsgrad und damit im Umkehrschluss auch leisere Belüftungen erhalten. Das ist aber jedem selbst überlassen, da dieser Artikel nur die Grundlage für eine solche Entscheidung bieten soll und wir sie niemandem abnehmen. Wir möchten einfach dazu anregen, dass sich jeder überlegt, was seine Anforderungen an ein solches Gerät sind. Wenn dazu vor allem Zuverlässigkeit zählt, können wir das Seasonic S12IIBronze 330 Watt für den Preis durchaus empfehlen und würden uns auf weitere Hersteller in diesem Segment freuen.

<a href="http://www.planet3dnow.de/vbulletin/showthread.php?t=377684">-> Kommentare</a>
 
Zurück
Oben Unten