"Wir verarmen, wenn wir asiatisch werden wollen"

Patmaniac

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BRANDREDE DES PORSCHE-CHEFS

"Wir verarmen, wenn wir asiatisch werden wollen"


Die hohen Lohnkosten sind das größte Problem in Deutschland, sagen viele Volkswirte und Firmenbosse. Stimmt überhaupt nicht, antwortet nun Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Bei einem kämpferischen Auftritt vor Politikern machte er ganz andere Ursachen für die Krankheit des "deutschen Patienten" verantwortlich.


Es sei falsch zu glauben, Arbeitsplätze seien in Deutschland zu teuer und neue könnten nur noch im Ausland entstehen, sagte Wiedeking am Abend vor Abgeordneten des baden-württembergischen Landtags. "Die Lohnkosten sind wirklich nicht das eigentliche Problem in Deutschland." Er verwies auf sein eigenes Unternehmen. Porsches Stammwerk stehe "im Herzen des Hochlohnlandes Deutschland" - trotzdem sei der Konzern weltweit erfolgreich.

Auch von einer "baden-württembergischen Krankheit" könne keine Rede sein, so Wiedeking. Sie war noch im Sommer vergangenen Jahres oft mit Blick auf das Lohnniveau bei Autobauern wie Daimler diagnostiziert worden - der Begriff war vom damaligen Mercedes-Chef Jürgen Hubbert geprägt worden. Porsche spüre davon "herzlich wenig", sagte Wiedeking.

Besonders kritisch sieht er die Tatsache, dass Unternehmen bei Standortverlagerungen ins Ausland die Kosten für die Planung der Investition, den Transfer der Arbeitsplätze, die Verwaltung und die Finanzierung des Tochterunternehmens voll steuerlich geltend machen können. "Es ist wenig sinnvoll, ja geradezu der Gipfel des Unsinns, wenn man in Zeiten, in denen mehr als fünf Millionen Menschen als Arbeitslose in Deutschland registriert sind, den Job-Export auch noch aus dem deutschen Steuertopf subventioniert."

Wiedeking: Aber eine Steuersenkung möchte ich trotzdem

Er fragte: "Und wieso zahlt die EU Zuschüsse für Firmenansiedlungen in den Beitrittsländern - übrigens auch mit den deutschen Beiträgen in die EU-Kasse - die den osteuropäischen Regierungen dann dazu dienen, Firmen aus Westeuropa mit besonders niedrigen Steuersätzen anzulocken?" All dies seien Fehler im System, die viel gravierender seien als das Niveau der Gehälter in Deutschland. Nach Auffassung Wiedekings sollte die Bundesrepublik die Milliarden Euro, die für EU-Standortförderungen ausgegeben werden, besser dazu verwenden, die einheimischen Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen - etwa durch Steuersenkungen.

Wiedeking warnte vor Versuchen, den Standort Deutschland im globalen Wettbewerb durch Lohn- und Sozialdumping absichern: "Die aber befinden sich ganz bestimmt auf dem Holzweg. Ich sage ihnen: Wir verarmen wenn wir asiatisch werden wollen". Chinesische Lohnkosten wären in Europa volkswirtschaftlicher Unsinn. "Mit welchem Geld solle dann der deutsche Arbeitnehmer konsumieren? Diese ganze Geiz-ist-geil-Mentalität ist doch das eigentliche Problem."
*kopfkratz Hmmm, nunja, man sollte aber auch nicht vergessen, dass Porsche mit seiner Marke ähnlich wie Ferrari& Co net wirklich große Probleme bekommen wird, egal wie viel schlechter es in Deutschland noch werden könnte.

Tja, ein Allheilmittel wirds wohl also net so schnell geben. Wie auch sonst im Leben bestätigt es sich auch hier: alles hat Vor- und Nachteile. Ich denke aber trotzdem, dass für viele Betriebe die Lohnnebenkosten die eigentlich Last sind.


Was meint ihr zu alledem?
 
Original geschrieben von Patmaniac
*kopfkratz Hmmm, nunja, man sollte aber auch nicht vergessen, dass Porsche mit seiner Marke ähnlich wie Ferrari& Co net wirklich große Probleme bekommen wird, egal wie viel schlechter es in Deutschland noch werden könnte.

das habe ich mich auch gefragt.
Ein Porsche mag zwar teurer an Materialkosten sein, aber im Verhältniss ist der Gewinn pro Wagen sicherlich deutlich höher als bei VW, Opel oder Ford.
Soll heissen: Der Gewinn pro Arbeiterstunde ist sicherlich viel höher...
 
Original geschrieben von Patmaniac
*kopfkratz Hmmm, nunja, man sollte aber auch nicht vergessen, dass Porsche mit seiner Marke ähnlich wie Ferrari& Co net wirklich große Probleme bekommen wird, egal wie viel schlechter es in Deutschland noch werden könnte.

Tja, ein Allheilmittel wirds wohl also net so schnell geben. Wie auch sonst im Leben bestätigt es sich auch hier: alles hat Vor- und Nachteile. Ich denke aber trotzdem, dass für viele Betriebe die Lohnnebenkosten die eigentlich Last sind.


Was meint ihr zu alledem?

Diese Lohn- / Nebenkosten Arie ist nur für kleine bis mittelständische Betriebe ein Problem. In der Regel verfügen diese Firmen nicht über genügend Kapital um damit vernünftig haushalten zu können; stattdessen läßt man seine Angestellten "nebenbei" etwas länger arbeiten... )((

Und die "Großen"? Da ich selber mal in einem "großen Unternehmen" gearbeitet habe (HaWeSKo=Hanseatisches Wein & Sektkontor), durfte ich leider oft genug folgende Sätze hören: "...wir müssen unseren Gewinn optimieren; wir sollten 200 Leute entlassen..." und das von einem Betrieb, der weltweit viele Milliarden Euro Umsatz macht (und zwar unter vielen, vielen Namen... Jaques Weindepot z.B.)

Man sollte mit den Lohn- / Nebenkosten flexibel wirtschaften. Für die "Kleinen" sollte man diese Kosten "reduzieren"... (aber bitte nicht in Form von 1,00 Euro Jobs; die zerstören uns vollständig); mittlere Betriebe sollten bleiben und berechnet werden, wie bisher.

Bei großen Unternehmen sollte man die Steuerschraube anziehen! Sie erwirtschaften sehr viel Gewinn, den sie leider nicht in Deutschland investieren, sondern ins Ausland schleppen...
 
und der markt den sie bedienen wird nicht ärmer sondern immer reicher.

in seiner ausführung steckt meiner meinung nach ein guter ansatz, allerdings irgendwie nur von einer seite aus betrachtet.
 
Diese ganze Geiz-ist-geil-Mentalität ist doch das eigentliche Problem.

Jedes Unternehmen wird vom Markt verpflichtet, seine Kostenseite in den Griff zu bekommen. Vom Staat erwarten die Steuerzahler (nicht nur der Bund derselben) dasselbe. Aber wenn die privaten Haushalte dasselbe Prinzip anwenden, ist es gleich eine schlechte Mentalität??

Imho war ein Argument der Euro-Einführung, dass die Marktpreise nun europaweit vergleichbar seien. Natürlich hat das Internet dieser Entwicklung noch vorschub geleistet - aber sie war absehbar.

Und wenn inländische Produzenten ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht mehr zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten können, und demnach bei preisbewussten Konsumenten keine Chance mehr haben, ist es am Ende eben doch wieder eine Frage der Standortbedingungen.
 
Original geschrieben von Patmaniac
*kopfkratz Hmmm, nunja, man sollte aber auch nicht vergessen, dass Porsche mit seiner Marke ähnlich wie Ferrari& Co net wirklich große Probleme bekommen wird, egal wie viel schlechter es in Deutschland noch werden könnte.

kann man so nicht sagen, porsche hatte in den 90iger jahren teilweise ganz erhebliche u.a absatz-probleme.

hatte weniger mit rahmenbedingungen in deutschland zu tun als vielmehr mit den produkt-linien. vor allem der boxter und der renovierte 911er haben im laufe der zeit die wende herbeigeführt.
 
grundsätzlich hat er recht.
dieses ganze gerede von großen firmen bzgl. verlagerung ins ausland = DIE möglichkeit zur kostenreduktion, ist alles blödsinn.
wenn sowas wirklich mal interessiert, sollte mal die nächste hochschule seines vertrauens aufsuchen...jeder bwl/sozialwissenschafts/vwl/..-prof. wird einem das gerne ausführlich erklären.

beispiele sind zwar schwer aufzuführen (wer gibt schon gerne zu, das sein groß angepriesener auslandssitz ein griff ins klo war), aber ungefähr auszumachen sind praktisch alle "großen" der automobilindustrie.....die versteckten kosten sind gigantisch!
 
ohne mir jetzt alle Kommentare durchzulesen:

Es ist doch überall so, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden...
Arme Menschen kaufen sich sowieso keinen Porsche, wo wir also bei der These wären, dass Porsche von der Lage in Deutschland profitiert... klingt komisch... aber wenn reiche, reicher werden steigt für mich gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass ich Porsche's und Klapperkisten auf der Straße sehe...

Was der Porsche-Chef sagt ist lustig... ihm gehts von allen doch am Besten, sein Kundenstamm verkleinert sich nicht... die Kaufkraft seiner Kunden wächst

Ergo: Der Typ soll sich bei so einem Thema gar nicht erst äußern, er hat scheinbar nicht mal Ahnung wovon er redet... (oder anderenfalls, ich habs falsch verstanden und ich bin der jenige der keine Ahnung hat... mir ists gleich)

Gruß Sebastian
 
Original geschrieben von cruger
kann man so nicht sagen, porsche hatte in den 90iger jahren teilweise ganz erhebliche u.a absatz-probleme.

Das ist der springende Punkt.

Wenn man die Situation heute betrachtet kann man leicht reden und sagen 'Der Output von Porsche ist nur ein Teil von dem eines Konzerns wie DC, die Verweildauer bei den Mitarbeitern ist höher und der DB sowieso'.

Porsche hat eben diese heftigen Absatzprobleme hinter sich und da ging es zeitweise um's nackte Überleben. Seit jeher sind unsere Lohnkosten höher, damals wie heute hätte man sagen können 'Wir produzieren im Ausland, das spart Lohnkosten, erhöht den DB', hat man aber nicht sondern Wiedking hat umgekrempelt und Porsche konsequent zum Erfolg zurückgebracht.

Man kann die Situation von Porsche nicht mit einem Zahnbürstenhersteller vergleichen, aber für andere Unternehmen trifft es durchaus auch zu.

Von daher finde ich einerseits, dass man die Aussage von Wiedeking nicht verallgemeinern sollte und wissen muss, dass sie nicht auf alle anwendbar ist. Bevor man jedoch die Nase rümpft, sollte man wissen was der Mann geleistet hat, denn ohne ihn gäbe es Porsche in einer unabhängigen und nicht eingegliederten Position heute höchstwahrscheinlich nicht mehr. Ergo: Der Mann weiß wovon er spricht:

Original geschrieben von unrealmaster2k
Ergo: Der Typ soll sich bei so einem Thema gar nicht erst äußern, er hat scheinbar nicht mal Ahnung wovon er redet... (oder anderenfalls, ich habs falsch verstanden und ich bin der jenige der keine Ahnung hat... mir ists gleich)

Du hast es schon richtig verstanden, aber du darfst den historischen Hintergrund nicht vergessen.
 
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