Zweite Zelle? Brauch ich nicht!

Nero24

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Früher haben mich die Fortschrittsverweigerer der vorhergehenden Generation stets genervt. „Zweite Zelle? Brauch ich nicht!“ (frei nach Dieter Nuhr). Wie kann man nur so absichtlich alt, verbohrt und mit Scheuklappen verklebt sein, dass man geniale Erfindungen wie den PC als solchen, das Internet, E-Mails oder wenigstens das digitale Fernsehen und den DVD-/Festplatten-Recorder statt des alten Kathrein-analog-Receivers und des Video-Rekorders nicht nutzen will?

Ich war direkt gekränkt, als ich irgendwann mitbekommen habe, dass der DVD-/Festplatten-Rekorder, den ich zu Weihnachten geschenkt hatte, nur als Zierde mit im TV-Turm steht, aber nicht angeschlossen ist, weil die Benutzer damit nicht zurecht kommen (wollen?). Stattdessen wird der/das Krimi/Fußball-Spiel/F1-Rennen noch immer per VPS-Code in den Video-Rekorder von 1988 programmiert. Ja gibt’s das?

Inzwischen bin ich 34 – eigentlich kein Alter – aber ich ertappe mich dabei, gewisse Zwänge der aktuellen Generation ebenso zu verweigern, obwohl es mich bei meinen „Vorfahren“ immer so gestört hat.

Das betrifft vor allem die sozialen Netzwerke. Ich habe ein Patenkind, das 15 Jahre jünger ist, als ich. Wenn die anfängt, von ihren Erlebnissen auf Facebook, MySpace, Youtube, Xing und Co. zu erzählen, fühle ich mich plötzlich richtig alt. Ich habe weder einen Facebook-, noch einen Myspace-Account und wüsste auch nicht, wozu ich ihn brauchen könnte. Ich habe Telefon und E-Mail, und bin zusätzlich noch über’s Forum via PN erreichbar. Was bitte brauche ich denn noch? Ich komme ja hier schon kaum noch hinterher, alle Anfragen, Anliegen, Probleme und Beschwerden angemessen zu bearbeiten.

Bei den „jungen“ jedoch ist das völlig normal. Wenn irgendwas ist, schreibt man sich Messages via Facebook. Meine Frage, wo hier der Vorteil liegt z.B. ggü. einer E-Mail, führt regelmäßig zu erstaunten Gesichtsausdrücken. „E-Mail? Wie rückständig!“ Letztens hatte ich doch tatsächlich den Fall, dass jemand weder GMX noch Web.de kannte. „Schreib mir doch einfach über Facebook“, war die Antwort. Ich war sprachlos. Dass die "junge Leute" heute auch noch lieber Twitter als Schlagzeilen-Medium nutzen, als das standardisierte RSS, das praktisch jede Webseite weltweit als Schnittstelle für lau anbietet, schlägt dem Fass den Boden aus.

Die Tatsache, dass Facebook in Zukunft nicht nur Social Network und Kommunikationsplattform sein will, sondern auch noch SMS- und E-Mail-Dienste zur Verfügung stellen wird, überrascht mich etwas. Wieso etwas als Dienst anbieten, was die Zielgruppe sowieso nicht mehr kennt oder kennen will? Aber wahrscheinlich wird es so laufen, dass der durchschnittliche Facebook-User durch die „neuen“ Facebook-Dienste erstmal draufkommen wird, wie einfach und praktisch das eigentlich ist. Dass es so etwas – E-Mail und SMS in einer Umgebung – z.B. bei GMX schon seit Jahren gibt, wird an der Zielgruppe vermutlich vollends vorbei laufen.

Ich halte mich eigentlich schon für einen dem Fortschritt aufgeschlossenen Menschen. Als damals – die ersten PCs kamen gerade auf – Anbieter noch immer versuchten, die elektronische Schreibmaschine als das Non-Plus-Ultra zu verkaufen, war für mich mit vermeintlich gesundem Menschenverstand klar, dass das ein Irrweg ist. Heute jedoch bin ich selber in der Situation, dass ich „den PC“ (sinnbildlich für Facebook & Co.) und dessen Vorteile gegenüber der „elektronischen Schreibmaschine“ (sinnbildlich für E-Mail/Forum) nicht als Fortschritt begreife. Daher habe ich Angst! Bin ich in ein paar Jahren auch einer jener, der von „den jungen“ als der „Zweite Zelle? Brauch ich nicht!“ Typ angesehen wird. Oder ist das vielleicht jetzt schon so? *suspect*
 
Den Konflikt kenne ich, da ich ihn auch bei mir sehe. Wobei ich durchaus unterschieden würe. Ein DVD Player verbreitete ja nicht einfach so private Daten oder auch nur Daten darüber welche DVDs man so guckt und daher gibt es an sich keinen Grund sich der neuen Technik zu verschließen, außer womöglich das liebe Geld.

Jetzt aber auf Biegen und brechen auf den Social Media Zug aufzuspringen muss halt echt nicht sein. Zumal man sich da auch immer irgendwo anmelden/einloggen muss. Halt mal so im Gegensatz zu Mails. Da hat man sein Konto und kann es mit nem Client abrufen. Gibts auch schon nen Facebook Client? Ja ok Smartphones und selbst Konsolen kriegen ja immer mehr Dienste bzw. Zusatzprogrämmchen (neudeutsch Apps) um auch überall teilnehmen zu können. Muss für mich auch nicht sein. Im Gegensatz zu Mails. Da aber bin ich auch schon zu fortschrittlich für die meisten Leute aus meinem Bekanntenkreis. In der Regel rufe ich meine Mails alle 2min ab, mit Handy und/oder Notebook und kanns da auch nicht verstehen wie manche Leute mehrere Stunden/Tage brauchen um mal zu antworten ;D Diesem Fortschritt bin ich schon erlegen und es ist auchfür mich die sinnvollste Möglichkeit zu kommunizieren, abgesehen vom direkten Kontakt. Es geht so schnell wie ne SMS, nur passen mehr Zeichen rein und es kostet nix zusätzlich. Die altgedienten Anrufe hingegen hasse ich. Telefone finde ich doof hehe.

So hat jeder seine Macken und es braucht sicher nicht jeder alles. Aber es wird ganz sicher der Moment kommen wo man sich so richtig alt fühlt weil man eine neue Technologie vollkommen verpennt hat und noch gar nicht dazu gekommen ist sie erst mal abzulehnen :)
 
Ich hab nen paar Jahre weniger auf dem Buckel als du, aber mir gehts auch schon so. Ich komm da einfach nicht mehr mit, wozu der ganze Facebook- und Hastenichtgesehen-Kram gut sein soll.
Was mich an der Ausweitung von Facebook zum E-Mail-Dienst besonders stört, ist die Tatsache, dass Mails, die ich an die Nutzer dieses Dienstes schreibe, nicht mehr privat sind, sondern von den Betreibern des Dienstes massiv ausgewertet werden. Das stört mich auch schon bei GMail.
 
Ich bin einfach nur froh, das studivz und schülervz zwei getrennte Netzwerke sind. Im ersteren bin ich schon seit 4 Jahren selbst mehr, meist weniger aktiv. Jetzt komm ich langsam dahin, das meine Klienten (Jugendliche) in sozialen Netzwerken unterwegs sind...

kennt noch wer uboot.com? als wären soziale netzwerke fortschrittlich. das ist so oldtimer =)
 
@TiKu:
Genau mein Reden. Wenn man sich früher gewundert hat warum sich einige Leute neuer Technik verweigern ging es wohl kaum um irgendwelche Datensicherheit. Aber was diese ganzen Dienste angeht ist es eben schon was anderes.

Wobei ich aber auch sagen muss das ich bis vor Kurzem nicht so Recht begreifen wollte/konnte warum dieser ganze Social Media Kram so einen enormen Wert hat. Bestes beispiel eben Twitter. Was interessiert es mich ob 1mio Leute gerade rumzwitschern das sie nen Kaffee trinken?

Bis ich dann einfach mal realisiert habe, das ich da ja auch schon selber mittendrin stecke und sich auch wirklich coole Marketing Ideen damit umsetzen lassen. Bestes Beispiel für mich das PS3 Spiel Heavy Rain. Da konnte man vor dem Spiel schon an einem interaktiven Thriller teilnehmen, der via Twitter, Youtube und Playstation Network vorangetrieben wurde. Sehr spannend, jede Woche neue Rästel und Spuren usw.

In der aktuellen Ausgabe der Making Games ist gerade auch ein Artikel über Marketing per Social Networks (halt inkl. der üblichen Verdächtigen wie Facebook und Twitter). Und da wurde mir auch erst mal so richtig bewußt das ich zwar die neueren Sachen nicht nutze, aber ich dennoch mit drin stecke. Denn wenn ich etwas kaufen will was mache ich da? Forenbeiträge oder auch Amazon Rezensionen lesen und mcih durchaus irgendwo dadurch leiten.

Wenn mich etwas interessiert, dann forsche ich halt erst mal etwas nach. Hat es überall lauter schlechte Kritiken, dann fällt das Produkt für mich schon mal raus. Natürlich lese ich auch die Rezensionen und Kritiken und sage nicht nur "oha das hat 3 Bewertungen mit nur 1 Stern das wird nicht gekauft", aber im Gegensatz zu normaler Werbung die mir an sich am Arsch vorbeigeht, ist das eben etwas was mich schon Anspricht. Früher hätte man vielleicht 2-3 Leute im Bekanntenkreis gefragt oder auf den Test in eienr zeitschrift gewartet/gehofft. Heute kann man sich innerhalb von wenigen Minuten zich Meinungen zu einem Produkt holen. Man muss dabei aber auch lernen diese etwas zu "filtern". Und der Markt für gefakte Rezensionen (siehe z.B. Wetab *g*), falsche Wiki Einträhe usw. boomt ja auch.

Es ist schon krass und man kann sich dem natürlich prinzipiell verweigern, aber einserseits finde ich gewisse Teile durchaus praktisch und ich denke auch das Viele schon mehr von den neuen Technolgien nutzen als sie wirklich wissen, oder auch als sie zugeben wollen.
 
Gerade zu Twitter hatte ich bis vor kurzem ein sehr gespaltenes Verhältnis. Das ist inzwischen nicht mehr so, seit dem ich es als Chance begreife schnell an wichtige Informationen zu kommen. Ich bin sehr wählerisch, wem ich folge, wodurch das Spamaufkommen erheblich reduziert wird.

Auch viele meiner Freunde lehne ich in Twitter ab, das bekommen zwar viele in den falschen Hals, aber es interessiert mich nun mal nicht, was die zum Frühstück gegessen haben, oder wo sie gerade ihr Bier trinken.

Auch in der Firma haben wir inzwischen einen Microblog ähnlichen Dienst. Und auch wenn ich am Anfang sehr skeptisch war, ist es doch eine tolle Sache. Kollegen zwitschern schnell, dass sie am Nachmittag einen Vortrag über ein Thema halten. Wenn es mich interessiert, kann ich daran Teil nehmen. Dieser Dienst ist auch weniger intrusiv als zum Beispiel eine EMail im Haus. Um eine EMail muss ich mich kümmern, egal, ob was wichtiges drin steht oder nicht. Den Microblog rufe ich auf, wenn ich gerade mal in paar Minuten Leerlauf habe und entscheide, was ich sehen will.
 
Inwiefern musst du dich um eine EMail mehr kümmern?
Um mal dein Beispiel des Vortrags aufzugreifen:
- im Betreff steht "Vortrag" oder "Vortrag um 14 Uhr"
- wenn es interessiert klickt man die Mail an
- Im Text stehen dann 2 Sätze a la "Liebe Kollegen um 14 Uhr will ich einen Vortrag zu XY halten. Interessenten willkommen".

Da sehe ich keinen Vorteil zu Twitter muss ich sagen.

In der Firma rufen wir uns entweder an, oder schicken eben eine Mail an alle Personen die es etwas angeht.
 
Ich sehe das "Problem", das wir (ich zähle mich auch zu dieser Gruppe) mit den gazen Web 2.0-Anwendungen haben, darin dass diese Dienste kein Mittel zum Zweck mehr sind (im Gegensatz zur Email, Telefon, Foren), sondern ihre Existenz einen neuen, bisher nicht dagewesenen Nutzen bringt. Ich persönliche brauche 200 Leute in irgendwelchen Freundeslisten, von denen ich mit 90% nichts mehr zu tun habe, genauso wenig wie die zahlreichen Minispiele oder "Gefällt-mir"-Buttons.

Dazu kommt eben, dass wir auch die vielen negativen Aspekte an der ganzen Geschichte sehen: Datenschutz, Zentralisierung von Informationen usw. - Wozu sollte ich mich bei Facebook anmelden und mir dort eine "seriöse" Email Adresse erstellen, wenn genau nachvollziehbar ist wer ich bin, mit Foto, persönlichen Daten, wer meine Freunde sind usw. Bei google sehe ich das ähnlich, auch wenn ich mein Haus nicht verpixeln lasse weil ich den Dienst einfach großartig finde und die Vorteile dort überwiegen.

Die Generation, die eben erst jetzt oder in den letzten 2-3 Jahren richtig mit dem Internet in Kontakt kam, kennt seine Möglichkeiten und Gefahren einfach nicht, weil das Marketing von facebook & co. das auch nicht vorsieht. Viele sehen nur die Oberfläche, aber nicht was dahinter liegt, und denken offenbar auch nicht darüber nach wieso man bei google und facebook kein Geld für Dienste zahlen muss, das aber trotzdem riesige kapitalstarke Unternehmen sind.
 
Für mich ist Facebook eine tolle Sache!
Durch diese Plattform ist es "einfacher" mit den vielen Leuten denen ich auf meiner Reise begegnet bin in Kontakt zu bleiben und an deren Erlebnissen ein wenig Teil zu haben!
So veröffentlicht man einfach eine kleine Statusmeldung wo man gerade steckt und vielleicht noch ein Foto dazu.
Mit dem Medium E-Mail muss man immer direkt mit den Leuten in Kontakt treten.
Ich kann die Leute aber auch verstehen die FB und co. kritisch gegenüber stehen, war ja bis vor kurzem genau der selben Meinung!

So jetzt gleich mal bei FB schreiben das ich einen tollen menschenleeren Strand mit toller Aussicht entdeckt hab und jeder der in der Nähe ist doch mal vorbeischauen sollte! :D
 
"...Das betrifft vor allem die sozialen Netzwerke. Ich habe ein Patenkind, das 15 Jahre jünger ist, als ich. Wenn die anfängt, von ihren Erlebnissen auf Facebook, MySpace, Youtube, Xing und Co. zu erzählen, fühle ich mich plötzlich richtig alt...."


Hihihi, Was glaubst Du wohl wie alt die sich fühlen wird , wenn die in 6 Jahren zu einem Vorstellungsgespräch marschiert und der Personaler grinst sich grad über ihren "Wir sind rotzbesoffen, tragen komische Hüte und halten mal die Möpse in die Kamera"-Fotos Anno 2011 mächtig einen ab.... ;D

Was aber noch wesentlich schlimmmer ist, die sind so connected , dass da einiges an "firstLife" auf der Strecke bleibt....

Mmoe
 
So, jetzt fühle ich mich alt.
Und dabei bin ich 10 Jahre jünger als Nero *buck*

Ich halte es wie die meisten hier. Ich sehe keinen Sinn darin in diesen ganzen sozialen Netzwerken dabei zu sein. Ich bin hier im Forum aktiv und hab nen Account bei last.fm. Und da hab ich eine Freundesliste mit gerade mal 9 Leuten.
Das einzige was ich zugeben muss, der große Vorteil von Facebook ist, das ich mit Urlaubsbekanntschaften relativ einfach in Verbindung bleiben kann.

mfg
TDF
 
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