"Bürgerprämie vereint Solidarität und Kopfpauschale"

Mensch Debaser, mit Dir ist echt kein Staat zu machen (schon klar: Berlin Punkow,
ist wohl Programm ;D).
Aber dennoch, immer nur den Miesepeter herauszukehren, macht auf Dauer auch
keinen Sinn. Dabei liegt es doch auf der Hand, dass es a) so nicht unbedingt weiter
gehen kann und b) die radikalen Vorschläge (Bürgerversicherung, fände ich auch besser), derzeiten keine Chance haben.
Oh Mann, Luanne, versteh´ mich nicht falsch! Ich bin keiner, der immer nur meckert, und dem man nichts recht machen kann, und Pankow mit U zu schreiben, fand ich ein nettes Wortspiel - ich bin nie Punk gewesen, aber ich finde echte Punks, die es ja nicht mehr gibt, bisweilen sympathisch, und deren Musik höre ich hin und wieder auch ganz gerne. Insofern finde ich es besser, wenn man mich mit Punk in Verbindung bringt, als etwa mit Rap. Aber es ist und bleibt ein Wortspiel.

B2T: Es ist ja nicht so, daß ich alle Ideen nur in der Luft zerreiße, und ich kann auch einschätzen, was realistisch bzw. durchsetzbar ist - und außerdem habe ich ja schon Alternativen anzubieten. Sicher wird so was wie in Holland kommen, mit immer weiter abgesenkten Leistungen, Unterschiede in der Behandlung, die sich nach der Dicke der Brieftasche richten, usw.

Aber es muß doch erlaubt sein, darauf hinzuweisen! Wenn GordonFreeman Reichtum darauf zurückführt, daß man in der Schule aufgepaßt hat, oder fleißiger war als andere, dann kann man das nicht so stehen lassen! Es geht heute nur noch nach Glück, Herkunft, und ganz zuletzt ist Eigenengagemant sicher auch ganz hilfreich, wenn man die beiden anderen Dinge reichlich hat. Legal viel Kohle zu machen, dafür ist Leistung und Engagement heute längst kein Garant mehr. Und deswegen ist auch nicht einzusehen, warum diese Leute prozentual weniger von ihrem Einkommen für die Gesundheit aufwenden muß, als jemand, der nicht so viel Glück hatte.

Ich stimme Dir vollkommen zu, daß der, der sich goldene Wasserhähne wünscht, sich das von mir aus absichern soll. Aber bei der medizinischen Behandlung muß Chancengleichheit herrschen!

Ich habe ja schon gesagt, was mein Lieblingsmodell wäre: Abschaffung des KK-Beitrages (egal ob Prämie oder Anteil), Erhöhung der Einkommensteuer, feste oder prozentuale Abgabe der AG pro Arbeitsplatz, und eine Versicherung, die der Staat mit den Versicherungen/Krankenkassen aushandelt - mit automatischer Mitgliedschaft für jeden. Da würden z.B. 5% mehr ESt bestimmt reichen, wenn es keine Beitragsbemessungsgrenze gibt. Keine Bürokratie, jeder ist automatisch versichert. Keine neue Behörde, die erst bei 80 Millionen Bürgern prüft, ob und wenn ja wieviel der Prämie der Staat übernimmt, usw.

Aber da neue Ideen immer Zeit brauchen, und darüber noch niemand geredet hat - alle aber eine überstürzte Lösung wollen, wird es wohl auf die Bürgerprämie hinauslaufen. Und unter den drei Möglichkeiten, die diskutiert werden, ist mir die einkommenabhängige Bürgerversicherung die liebste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich finde es ein Unding, dass man sich seine Brillengestelle selber zahlen muss.
Und Zahnersatz? Jemand, der eh aus einem sozial schwachen Milieu kommt, in dem die Hygiene nicht unbedingt Tagesthema Nr.1 ist, wird deutlich häufiger Zahnersatz brauchen, als einer ausm Villenviertel - statistisch gesehen. Und genau die können es sich dann auch nicht leisten, Zähne zu ersetzen, noch 10 Jahre und jeder siebte Deutsche wird zahnlos rumlaufen.

Deswegen fordere ich eine Auflösung der GKVs und die Übernahme derer Aufgaben durch den Staat, die Krankenversicherung wird verstaatlicht und zu gleichem Prozentsatz von jedem an den Staat abgeführt - von jedem selbst, nicht durch die Arbeitgeber, aber weiterhin in % des Gehalts.

Gerade die Reichen sollen doch bitte zur Kasse gebeten werden, wenns um Gesundheit geht - Menschen mit einem Einkommen unter sagen wir mal 2000€ im Manat sollten sowieso eine kostenlose medizinische Versorgung bekommen, und da sollen gefälligst auch Brillengestelle, Zahnersatz, Quartalsgebührenbefreiung etc. drin sein. Und keine Krankenversicherungsabgabe.

Menschen mit höherem Einkommen sollten stufenweise mehr zahlen, was die Krankenversicherung angeht. Erst ab einem gewissen Gehalt, sagen wir mal 100000 € im Jahr, müssen die dann auch Medikamente etc. selber bezahlen, auch alle Extras. Diese können die dann gerne freiwillig privat absichern, den Versicherungsgrundprozentsatz zahlen die aber weiterhin an den Staat.

Und weil das ganze wahrscheinlich wieder mal ein Finanzierungsproblem sein wird, sollen die Spitzensteuersätze wieder angehoben werden - so max. 80% wäre realistisch (Im Extremfall, also bei Leuten mit dem Gehalt eines Oliver Kahn). Durch die absolute Verstaatlichung des Gesundheitswesens erreicht man dann eine gleiche Qualität für alle, und die Reichen dürfens bezahlen.
 
(...) Deswegen fordere ich eine Auflösung der GKVs und die Übernahme derer Aufgaben durch den Staat, die Krankenversicherung wird verstaatlicht und zu gleichem Prozentsatz von jedem an den Staat abgeführt (...)

Gerade die Reichen sollen doch bitte zur Kasse gebeten werden, wenns um Gesundheit geht - Menschen mit einem Einkommen unter sagen wir mal 2000€ im Manat sollten sowieso eine kostenlose medizinische Versorgung bekommen, und da sollen gefälligst auch Brillengestelle, Zahnersatz, Quartalsgebührenbefreiung etc. drin sein. Und keine Krankenversicherungsabgabe.

Menschen mit höherem Einkommen sollten stufenweise mehr zahlen, was die Krankenversicherung angeht. Erst ab einem gewissen Gehalt, sagen wir mal 100000 € im Jahr, müssen die dann auch Medikamente etc. selber bezahlen, auch alle Extras. Diese können die dann gerne freiwillig privat absichern, den Versicherungsgrundprozentsatz zahlen die aber weiterhin an den Staat.

Und weil das ganze wahrscheinlich wieder mal ein Finanzierungsproblem sein wird, sollen die Spitzensteuersätze wieder angehoben werden (...) Durch die absolute Verstaatlichung des Gesundheitswesens erreicht man dann eine gleiche Qualität für alle, und die Reichen dürfens bezahlen.

Freilich eine extreme Meinung, aber was spricht eigentlich dagegen? Eigentlich hat er recht, oder? Vielleicht machbar mit einer rot-roten Koalition ab 2013, wenn die SPD wieder zur Vernunft gekommen und der Bundesrat weitgehend entmachtet ist...

(Das mit den 80% Spitzensteuersatz für Superreiche, sowie das, daß der einzelne das Geld für die Gesundheit abführen soll, habe ich mal weggeschnippelt - das eine ist nun wirklich nicht darstellbar, und das andere unpraktikabel; wenn der AG sowieso schon die Steuern abführt, macht es keinen Sinn, die zu teilen, zumal nach dem Modell ohnehin der Staat alles bezahlen soll)
 
na endlich kommt ein bischen bewegung in den thread.

@debaser
natürlich hat es auch etwas mit der herkunft zu tun, was aus einem "wird". ich würde herkunft vielleicht durch erziehung ersetzen. aber nur darauf zu schließen ist nicht richtig.

es ist auch nicht ganz richtig, das man als privatversicherter weniger zahlt. die versicherung wird personenbezogen abgeschlossen. das heißt, eine familie mit drei oder vier kindern zahlt ungleich mehr, als in der GKV. die beitragsbemessungsbrenze macht also sinn, denn sonst könnte man sich das nicht leisten. dann gibt es nur noch einen grund in der PKV zu sein, wenn man nicht selbstständig ist - das ist die bessere versorgung.

die ist in der tat besser und schneller. aber nochmal. ist DAS das problem unserere gesundheitspolitik? nicht wirklich, oder?

und was ist mit den beamten? die sind alle privatversichert! gibt es da eine vernünftige begründung, dass jeder hilfssheriff und jeder sportlehrer eine chefarztbehandlung bekommt? mir fällt keiner ein.

ich bin nach wie vor der meinung, dass wir mit relativ wenigen schritten die misere in den begriff bekommen würden. Seehofer hat es unlängst nochmal ganz deutlich gemacht. lobbyisten und pharma und eine papierfressende GKV, DAS sind die probleme.

gordon
 
Ich spare mir das Zitieren, sondern antworte auf die letzten postings
von Debaser, Frankenpower und GordonFreeman.

Klar kann man auch extreme Positionen formulieren, nur was bringt das?

Alles auf die Reichen abzuwälzen ist doch reines Neiddenken, nix anderes.
Bei 80% ESt wäre von denen keiner mehr hier. (Frankenpower)
Was möchtest Du? Das jeder ein konstantes Nettoeinkommen von
2000 Eur hat, egal, was er brutto verdient?

Anderseits (Gordon) wollen wir in D bestimmt keine US Verhältnisse,
eigentlich wollen wir gar nichts mehr aus den USA. Natürlich ist eine
PKV billiger, wenn man jung und gesund ist. Wissen wir alle. Nur sind es
gerade die jungen und gesunden (dazu am besten noch Gutverdiener),
die auch zu einem funktionierenden Solidarsystem gehören.
Klar, zusätzliche Nasen kosten bei den Privaten natürlich extra und
das Alter und bestehende Erkrankungen spielen bei der Beitragsfindung
auch eine Rolle. It doch ok, war ja die freie Entscheidung des Versicherten.

Abschaffen der GKVs ist auch nur eine Halbwahrheit, denn irgendwo
müssen nun mal Leute sitzen, die die Versicherten verwalten, die Ärzte,
Kliniken und Apotheker bezahlen, usw. Ganz ohne geht es also nicht.

Gesucht ist also ein Kompromiss, der dem Sozialstaat aber auch den
Menschen (möglichst allen!) gerecht wird.

Und damit kommen wir zurück zur eingangs zitieten Lösung bzw. zum
Modell Holland.
Grundversorgung zum Festpreis für alle, Beitragszuschüsse für Schwache.
Diese werden dann im Übrigen von den Steuern bezahlt, die "die Reichen"
abgedrückt haben. Damit ist das Prinzip sozial und solidarisch, denn Steuern
zahlen ALLE, das ist beim derzeitigen System mit GKV und PKV eben nicht
so.
Der Arbeitgeber leistet einen festen Beitrag, ist bei uns jetzt ja auch schon so.

Wer nun mehr Geld hat, bzw. für Gesundheit ausgeben möchte, der kann
sich zusatzversichern bis hin zum goldenen Klo. Spricht nix dagegen.

Selbstverständlich muss die Grundversorgung ohne Zusatzversicherung
natürlich so komplett sein, dass lebenswichtige Leistungen nicht per se
ausgeschlossen sind, sollte auch klar sein.

Zahnersatz: Da auf die soziale Herkunft argumentieren halte ich für hanebüchen.
Zahnpflege ist eine Sache der Verantwortung. Da das meist nicht reicht, muss ein
finanzieller Anreiz her. Es ist wohl unbestritte, dass gute Zahnpflege die Kosten
für Behandlung und Zahnersatz stark senken kann, leider ist mensch so faul,
dass das nur über das eigene Konto funktioniert. Stichwort Eigenveratwortung.
Wer dazu keine Lust, aber Geld hat, leistet sich eben eine Zusatzversicherung.
Bei Strafprämien für Raucher, Säufer und Extremsportler schreien alle "Hurra!"
aber Krankheit durch Faulheit geht so durch? Aha.

Abschließend zum Thema bestehende Verträge:
Natürlich ist das eine nachhaltige Angelegenheit, daher ist es irrig zu argumentieren
"wir haben das doch schon, also können wir das nicht so einfach ändern".
Ab dem 1.1.2007 gäbe es dann keine Unterscheidung mehr zwischen PKV und GKV,
die anderen bleiben in ihrer PKV bis sie irgendwann gestorben sind. Wo ist das
Problem? Besonders die älteren Privatversicherten möchte ich gar nicht "wiederhaben",
die würden sich ja ein Bein ausfreuen.
 
@Luanne

in teilen hast du recht. aber so einfach, wie du es darstellst ist es nicht. amerikanische verhältnisse hat hier noch keiner gefordert. konnte ich nicht herauslesen.

bestehende verträge und deine frage: Wo ist das problem?
jedes versicherungssystem beruht auf "viele" einzahler und "wenige" leistungsempfänger. es ist ein großes versicherungsmathematisches werk. wenn man ein teil entfernt, hat es sofort große folgen auf den rest. also mit einfach auslaufen lassen ist es nicht getan. ausserdem - was machst du mit den beamten und pensioneren? die sind auch in dem system PKV und dessen entlohnungs und versicherungssystem kann man nicht einfach auslaufen lassen und jede änderung hier ruft sofort neue probleme auf.

ich frage mich allerdings, warum es ist immer so drastisch sein muß. warum alles sofort abschaffen und zu versuchen ein völlig neues system auf die beine zu stellen?
scheint eine typische deutsche eigenschaft zu sein, alles neu und besser machen zu wollen. ich sage nur straßenmaut!

wir brauchen JETZT eine lösungen, sonst steigen die beiträge weiter. wir können an der einnahmeseite nichst mehr verändern, eher müssen die beiträge reduziert werden. also müssen wir die ausgaben reduzieren. stichpunkte:

eigenverantwortung:
wenn man die sünder nicht bestrafen kann (raucher, dicke, dünne, fallschirmspringer ;D ), kann man aber die belohnen, die etwas für ihre gesundheit tun. kurse, therapien. was weiß denn ich. beitragsrückerstattung!
ich habe mal eine hochrechnung des amerikanischen gesundheitssystem gelesen. die fressen sich dick und rund, vor allem kinder. in 20 jahren ist das nicht mehr zu finanzieren. die ersten ansätze haben wir hier auch, wenn man so durch die fußgängerzonen schaut.

medikamente / wettbewerb:
habe ich schon mal eine apotheke konkurs anmelden sehen? nö. also mehr wettbewerb. warum kosten die medikamente überall gleich? ich brauche nicht an einer mahagoni getäfelten theke zu stehen, um meine aspirin zu kaufen. und gebietsschutz ist verhindern von wettbewerb.

ärzte:
die einzigen, die wirklich ein problem haben sind die hausärzte. auffangbecken für alles und jeden. was ist mit den fachärzten? ist der patient dafür verantwortlich, dass ein kieferorthopäde sich das vierte auto kaufen will und alle kinder in der schweiz ins internat gehen? der radiologe sich dumm und dämlich verdient?

pharma:
mir ist kein pharmeunternehmen bekannt was überthaupt irgendwann mal wirtschaftliche probleme gehabt hat. leben die auf einer insel? jede branche hat probleme. die jungs nicht. ich denke, da ist noch eine menge an marge abzugeben.

man könnte dieses unendlich fortführen und millionen von euros sparen. dazu brauchen wir kein neues system. und schon gar nicht ein neu erfundenes. bist das greift und umgesetzt ist...

eines muss jedem klar sein. wir wollen älter werden und gesünder bleiben. das wird mehr kosten als bisher und sollte es jedem wert sein. wenn die gegenleistung stimmt, bin ich gerne bereit mehr zu bezahlen. die gegenleistung stimmt zur zeit nur bei der PKV.

gordon
 
System PKV: Natürlich kann man das auslaufen lassen, man konnte es
ja auch einführen. Wenn das schon unlösbar ist, dann Gute Nacht, Marie. :]

Klar, wir brauchen jetzt eine Lösung, aber eben eine Lösung und keine
Flickschusterei. Vor allem keine Flickschusterei, die auch noch unsozial ist.

Schon mal überlegt, warum Du in der PKV zur Zeit am besten aufgehoben bist?
Weil das auf Kosten der Solidargemeinschaft geschieht.
Nicht, dass hier jetzt der Neidvorwurf aufkommt: Ich könnte auch in die PKV,
lehne es jedoch aus Überzeugung ab.

Ansonsten hast Du eine Menge richtige Punkte angesprochen:
Wettbewerb von Ärzten, Apotheken, Industrie - gute Sache.

Der Spruch "bis das umgesetzt ist" ist, sorry, etwas dumm.
 
Sagt mal bemerkt Ihr denn alle nicht den Trend, das gesamte soziale Sicherungssystem allein den Arbeitnehmern aufzuladen?

-Gesundheit: AG-Anteil eingefroren; Erhöhungen trägt der AN allein, notwendige Zusatzversicherungen nach Leistungswegfall ebenfalls
-Rente: Beiträge werden durch Leistungskürzung (fehlende Rentenerhöhungen trotz Steigerung des Lohnniveaus) gering gehalten; AN werden angehalten, privat vorzusorgen (Aushebelung des paritätischen Prinzips durch die Hintertür!)

Es geht einzig und allein darum, daß Ihr, ja Ihr, mehr bezahlt, und Euer AG mehr Gewinn macht.

Und Ihr habt nichts besseres zu tun, hier den Reformen das Wort zu reden, und es scheint cool, sich als wirtschaftsfreundlich darzustellen, anstelle das (unnötige, siehe Skandinavien!) unsoziale Wesen der geplanten Reformen zu entlarven! Die Kosten des sozialen Sicherungssystems bleiben m.E. die gleichen, nur die Lastenverteilung wird verändert!

Obwohl die Wirtschaft sich in Europa und Deutschland sich in einer blendenden Verfassung befindet (jawohl!), zielen die Reformen ausschließlich darauf ab, die Kosten umzuverteilen! Nicht etwa zu senken. Versteht das doch endlich! Das Ziel der Reformen in Deutschland ist nicht etwa die Rettung des Wohlstandes (es geht uns gut, und der Wirtschaft auch, trotz Globalisierung), sondern eine Beschleunigung der Umverteilung von unten nach oben.

Bei der Gesundheit ist die Ausgabenseite weitgehend konstant, wenn man mal von marginalen Einsparmöglichkeiten in der Verwaltung, die im Vergleich zu den gigantischen Behandlungskosten lächerlich sind, absieht – also muß auch das gleiche Geld ´reinkommen. Und Ihr seht einfach nicht, daß das einzige Wesen der Reformen in der Verlagerung der Kosten besteht! Kann man Euch denn alles erzählen, und Ihr betet es nach, weil es einfach chic ist, sich wirtschaftsnah und gewerkschaftsfern zu geben, obwohl das klar Euren Interessen widerspricht?

Bei der Rente könnte man z.B. die Beiträge erhöhen, um die Leistungen auch unter dem Eindruck des demographischen Wandels zu sichern. Wo ist der Unterschied, ob ich als AN 10% RV und 10% private Vorsorge bezahle (mit den 10% AG-Anteil insgesamt 30%), oder ob der Beitrag 30% beträgt? Die Leistung ist am Ende die gleiche, aber niemandem fällt auf, daß der AG plötzlich nur noch ein Drittel der Vorsorge bezahlt!

Warum sagt Ihr nicht klipp und klar "ja, wir sind bereit, selbst wesentlich mehr von unserem Einkommen abzugeben, damit unser Arbeitgeber mehr verdient, weil er ohne Not einen Teil unserer Vorsorgeaufwendungen einspart"? Und "ja, mein Betrieb ist zwar gesund, und mein AG verdient glänzend, aber ich will selber lieber verzichten, und mehr von meinen Vorsorgeaufwendungen selber zahlen, damit es ihm noch besser geht"?

Es wird immer davon gesprochen, daß der AN mehr in der Tasche hat (marginale Steuersenkungen oder Senkungen des Rentenbeitrages um 0,1%...), aber daß das nicht sein kann, weil außer der Reallohnabsenkung auch noch die SV-Abgaben durch die Lastenverschiebung dramatisch steigen (z.B. Riesterrentenaufwendungen zählen wie Brot und Bier, weil sie vom Nettolohn bezahlt werden; sie tauchen nirgendwo auf, senken aber die Kaufkraft), wird nicht nur offiziell verschwiegen, sondern auch hier, in einem Forum mit außerordentlich intelligenten Mitgliedern, einfach ausgeblendet, weil es eben "zeitgemäß" ist, sich über Staatsfinanzen möglichst fatalistisch (="aufgeklärt") zu geben. Wer am schwärzesten beklagt, wie schrecklich alles ist, wird als besonders realistisch und als der Mann der Stunde gefeiert – und gespart wird dann wie immer ganz unten. Um Gottes Willen erhöht den Spitzensteuersatz nicht für die Erhöhung der Staatsfinanzen! Die "Leistungsträger" könnten ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen und lieber jeden Tag 300km zur Arbeit fahren! Lieber bei den Langzeitarbeitslosen einsparen, die brauchen mehr Anreiz!

Sagt mal, merkt Ihr´s noch? Mir wird vorgeworfen, mit mir wäre kein Staat zu machen, obwohl ich eigentlich Eure Interessen vertrete..? Wer von Euch ist AN und wer AG? Versteht doch endlich , daß Jammern zum Handwerk gehört, und daß es den AG ganz und gar nicht so schlecht geht, wie sie immer behaupten!

Ich bezahle ab nächstem Jahr 121,75 Euro extra als Altersvorsorge (Riester), zusätzlich zu der gesetzlichen RV. Mein AG ist (Gott sei Dank) kerngesund. Und trotzdem wird er davon befreit, davon die Hälfte zu bezahlen. Es würde ihn ein Lächeln kosten; die gesamten Personalkosten liegen bei ca. 15% der Gesamtkosten. Aber der Gesetzgeber hat ihn durch die Schaffung der Riesterrente (anstatt einer kräftigen Erhöhung der GRV-Beiträge) davon befreit. Freiwillig macht er´s natürlich auch nicht, ist ja klar… Ich mache ja auch nicht mehr als 120% ;)

Fazit: Mit allem, was auf "-prämie" endet, schneidet Ihr Euch selbst ins eigene Fleisch, und zwar tief, es sei denn, Ihr seid Großverdiener oder Unternehmer (dürften hier wohl die wenigsten sein...). Wie kann man nur so dumm sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
@debaser
Sagt mal bemerkt Ihr denn alle nicht den Trend, das gesamte soziale Sicherungssystem allein den Arbeitnehmern aufzuladen?

der trend ist bemerkt worden. er wird uns ja schließlich jeden tag vorgebetet. so wird es auch kommen. grundversorgung staat, rest selbst. ob rente, krankenvers. oder ähnliches. wie die grundversorgung aussieht, kann sich jeder selber denken.

es ist auch richtig, das wir in einem zeitalter leben, in dem die industrie sagt wo es lang geht. platt gesagt, sie sind einfach "am drücker". es ist ein zeitalter, in dem von der politik verlangt wird, die probleme der arbeitswelt zu lösen. das kann sie nicht und wird sie auch nicht. denke mal ein ein paar jahre zurück. es würde in den 70 für alles und jedes auf die strasse gegangen. und jetzt? ein paar leute da, ein paar kerzen hier. das war es. der rest studiert fleißig BWL und VWL vor sich hin und hofft auf den top job, um genau in dem system was du anprangerst seine karriere zu starten. sind alle zu satt? brauchen wir mehr anarchie? brauchen wir wieder ein kleine RAF, oder was? *suspect*

debaser, ich gebe dir absolut recht, mit dem was du gschrieben hast, aber was schlägst du vor?

@luanne
sage mir, wie du das deutsche beamtenrecht und die fürsorgepflicht der bundesrepublik gegenüber seiner beamten und pensioneren auf die schnelle auslaufen lassen willst? so viele verfassungsklagen kann karlsruhe gar nicht bearbeiten. darauf können wir nicht warten. zu meinen das würde schnell gehen und hätte sofortige auswirkungen auf die beiträge in soziaversicherung, dass ist in der tat dumm.

genau so dumm ist es übrigens zu glauben, dass die mwst. erhöhung etwas bringt. das pastorentöchterchen merkel hat das geld schon nach brüssel gebracht. deshalb wird sie ja auch von dem rest der EU so gefeiert. als einstiegsgeschenk an die lieben tony. *nein* hat das überhaupt jemand bemerkt, wie das ehrliche merkel uns damit verarscht hat? *baeh*

gordon
 
@debaser
Doch, ist bemerkt worden. Allerdings gibt es, und das wirst auch Du nicht abstreiten
können, Zwänge, die aus dem EU Binnenmarkt und, schlimmer noch, aus der
Globalisierung entstanden sind, die es leider erfordern, im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
Da wir Verhältnisse wie in den USA, Japan und auch UK nicht wirklich wollen, müssen
wie etwas tun, baldmöglichst.
Im übrigen würde eine Bürgerprämie ALLE belasten, nicht nur die AN. Der Steuerzuschuss
für sozial Schwache, oder nennen wir sie beim Namen "Arme", wird wiederum in erster
Linie von denen bezahlt, die hohe Steuern bezahlen.
Auf der anderen Seite ist es natürlich richtig, dass gerade deutsche Unternehmen
von EU und Globalisierung profitieren, wie keine anderen. Da muss dann ein anderer
Hebel anngesetzt werden, nämlich der einer gerechten und ausnahmebestandsfreien
Besteuerung. Aber das ist ein anderes Thema.

Deine Riester Rente (na? männlich und noch vor dem 31.12. abgeschlossen? *gg*)
ist eine freiwillige Angelegenheit, die letztlich nichts weiter ist als eine gut verzinste,
weil bezuschusste Geldanlage ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die Altersvorsorge basiert nun mal, und das ist keinesfalls neu, auf 3 Säulen:
RV, Betriebsrente, private Vorsorge.
Ich hab' auch 'nen Riester, allerdings schon seit es "ihn" gibt.

@gordon
Du hast den Sinn von "auslaufen lassen" wohl falsch verstanden.
Wenn ich die bestehenden Systeme auslaufen lasse, bedeutet dies, dass einfach nichts
mehr nachkommt, nicht aber, dass plötzlich Beamte Rente statt Pension bekommen
und sich von heute auf morgen in der GKV wiederfinden.
Irgendwann wird eine Pensionskasse dann Zuschüssen benötigen und eine PKV
vielleicht auch, aber eben nur für die Übergangszeit.
Wie gesagt: Geht nicht gibt's nicht, besser darf es nicht geben.

----------------------------------
Klar, jeder möchte am liebsten das Deutsche Sozialparadies der 70er und 80er
wiederhaben, allerdings bezweifele ich, dass das klappt. Dann lieber früh genug
(wenn es denn noch früh genug ist) sinnvoll umbauen als später nur noch in der
Lage zu sein, die alten Konzepte einer Lady Thatcher hervorholen zu müssen.
 
pharma:
mir ist kein pharmeunternehmen bekannt was überthaupt irgendwann mal wirtschaftliche probleme gehabt hat. leben die auf einer insel? jede branche hat probleme. die jungs nicht. ich denke, da ist noch eine menge an marge abzugeben.
Nun dann hast du offenbar keine Kontakte in der Pharmabranche. Die Infos in den Medien reichen da auch net aus. Ich kann dir sagen, dass bei den Pharmabranchen kein eitel Sonnenschein herrscht. Es ist nunmal so, dass die Entwicklung und Zulassung von nur einem Medikament schonmal Milliarden (ja, Milliarden!) verschlingt und da kann es für ein Pharmabetrieb schonmal ganz schnell eine lebensbedrohliche Situation werden, wenn sich die Entwicklung dieses Medikaments nicht auszahlt. Also hier herrscht sicher kein eitel Sonnenschein. Wobei es natürlich auch richtig ist, dass die Branche insgesamt auf recht soliden Füßen steht. Hier gelten die gleichen Regeln, wie in jeder anderen Branche auch. Und die Branche nutzt nur das aus, was ihr der Staat vor die Füße wirft. Und mangels einer echten Konkurrenz zwischen den Krankenkassen auch kein allzu hoher Druck auf die Pharmabranche herrscht, geht es ihr recht gut. Aber wie gesagt, so super nun auch wieder net. In dieser Branche kann man ganz schnell wieder weg vom Fenster sein...

@ Debaser

Trotz deines Appells bin ich weiterhin dafür, die Sozialleistungen möglichst umfangreich von den Lohnnebenkosten abzukoppeln. Denn ich weiß ja nicht, mit was für einer rosaroten Brille du durchs Leben gehst, aber unserer Wirtschaft gehts nun wahrlich nicht toll. Das Wirtschaftswachstum kräpelt bei einem Prozent rum, viele mittelständische Betriebe kämpfen nachwievor ums überleben, und die großen Firmen bzw. AGs machen ihren Wachstum und somit ihre Umsätze und Gewinne vor allem im Ausland. Das Inlandsgeschäft ist bei den allermeisten nachwievor sehr mau, da die Binnennachfrage nicht anspringt. Und dem Staat gehts auch net gut, ist 68% des BIPs verschuldet, kann die Maastricht-Kriterien net erfüllen und an zukunftsweisende Investitionen ist nicht zu denken. Die ganze Kraft geht für das Sozialsystem drauf, was in absehbarer Zeit zusammenbricht, wenn nicht schleunigst Systemwechsel durchgeführt werden. Soweit der Stand der Dinge.

Im übrigen verbitte ich mir sagen zu lassen, dass ich dumm sei! Nimm es mal wie Luanne es vorhin sagte "frei von ideologischen Denkmustern, kritisch aber auch mit Mut zum Risiko durchrechnen und ausprobieren"!
 
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/514837.html

"Medizinischer Luxus ist nicht nötig"
Beamtenbund-Chef macht Vorschläge zur Gesundheitsreform / Mehr Tarife anbieten


Der Deutsche Beamtenbund (dbb) hat erstmals eigene Vorschläge für eine Gesundheitsreform vorgelegt. "Die gesetzlichen wie auch die privaten Krankenkassen sollten den Versicherten eine größere Vielfalt an Tarifen anbieten", sagte Gewerkschaftschef Peter Heesen der Berliner Zeitung. Dabei plädierte er für eine stärkere Eigenverantwortung aller Versicherten. "Das System des Rundumversicherungsschutzes muss nicht sein", betonte er. Er sprach sich für eine Grundversicherung aus, die mit Zusatzversicherungen ergänzt wird.

Der dbb-Vorsitzende lehnte sowohl die Pläne der SPD für eine Bürgerversicherung ab, in der Beamte in die gesetzliche Krankenversicherung einbezogen würden, als auch die von Union vorgeschlagene Kopfpauschale. Die Kopfpauschale benötige einen zu hohen Steuerzuschuss, argumentierte Heesen. "Und die Bürgerversicherung als Einheitsversicherung löst das Problem der Krankenkassen auch nicht", betonte er. Inzwischen seien fast 90 Prozent aller Versicherten in den gesetzlichen Krankenkassen. Gleichwohl stiegen die Ausgaben und die Versicherungsbeiträge.

Heesen sprach sich deshalb dafür aus, dass private und gesetzliche Krankenkassen den Versicherten eine größere Tarifauswahl anbieten. In einem Grundtarif, der in der gesetzlichen Krankenkasse zur Hälfte von Arbeitgebern und -nehmern bezahlt wird, sollte das medizinisch Notwendige versichert sein. "Medizinischer Luxus ist nicht nötig", sagte Heesen. So könnten etwa Kuren nicht mehr vom Grundtarif abgedeckt sein. Dafür könne eine Zusatzversicherung abgeschlossen werden. "Ein solches System würde auch zu einem Mentalitätswechsel bei den Versicherten führen", ist Heesen sicher. Versicherte würden sich stärker überlegen, wann sie die Kassen in Anspruch nähmen.

Für erforderlich hält der dbb-Chef zudem den Ausbau der Altersrückstellungen, einen Betrag, den bereits heute einige private Krankenkassen für die künftigen Krankheitskosten des Versicherten erheben. "Diese Altersrückstellungen sollten auch in der gesetzlichen Krankenversicherung eingeführt werden", forderte Heesen. Dadurch erhielten Kassen und die Versicherten ein finanzielles Polster für die hohen Gesundheitskosten im Alter. In der privaten Krankenversicherung müssten die erworbenen Ansprüche auch bei einem Wechsel der Krankenkasse mitgenommen werden dürfen, sagte Heesen. Darüber hinaus forderte er, in der gesetzlichen Krankenversicherung die Versicherungspflichtgrenze zu senken, damit sich mehr Menschen privat versichern können. Die Versicherungspflichtgrenze beträgt derzeit 3 937,50 Euro monatlich.

Beihilfe soll erhalten bleiben

Der dbb, in dem Beamte sowie Angestellte und Arbeiter des Öffentlichen Dienstes organisiert sind, hat sich damit erstmals in die Debatte um eine geplante Gesundheitsreform eingeschaltet. Die rund 2,9 Millionen Angestellten und Arbeiter des Öffentlichen Dienstes sind meist gesetzlich krankenversichert. Für die rund 1,9 Millionen Beamten gilt die Beihilfe. Diese ist zwar im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung eine reine Kostenerstattung im Krankheitsfall, orientiert sich aber bei Zuzahlungen an Regelungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Im Krankheitsfall trägt der Staat über die Beihilfe die Hälfte der Aufwendungen. Um die restlichen 50 Prozent der Kosten zu decken, schließen Beamte eine private Krankenversicherung ab.

Die Beihilfe für die Beamten möchte der dbb erhalten. "Die Beihilfe ist das absolut kostengünstigste Modell", so Heesen. Er verwies auf Modellrechnungen des Innenministeriums von 2002. Es bezifferte die Kosten für die Beihilfe für die aktiven Beamten auf rund 0,3 Milliarden Euro jährlich. Bei einer gesetzlichen Krankenversicherung der Beamten müsste dagegen der Staat bei einem angenommenen Beitragssatz von 14,3 Prozent rund 0,75 Milliarden Euro zahlen.
Klingt für mich ganz nach dem niederländischen Modell, was er sich da vorstellt.
 
Nö, das klingt wie der versteckte Kampf um eigene Privilegien (als Beamter).
Der sieht die Grundsicherung als Pflichtversicherung für alle schon kommen
und hat (natürlich) Angst, dass die Beamten auch mit von der Partie sind.
Schließlich ist er Lobbyist.

Abgesehen davon wäre der Verwaltungsaufwand viel höher, wenn jeder
mit seinen selbst gewählten Tarifen betreut werden muss.

In meinen Augen purer Lobbyismus und somit das, was wir nun gar nicht
gebrauchen können.
 
Nö, das klingt wie der versteckte Kampf um eigene Privilegien (als Beamter).
;)

Lobbyismus gehört aber mit dazu ins politische Alltagsgeschehen, dass es der nötige Input für Politik und somit auch politische Entscheidungen ist.

Aber b2t: Ich würde es nicht so spontan als gesetzt formulieren, dass eine Grundversicherung + Zusatzversicherungen auch gleichzeitig mehr Verwaltungsaufwand bedeutet. Die Grundversicherung würde im Gegensatz zu heute kaum einen bürokratischen Aufwand brauchen, vor allem net als Pauschale. Und bei den Zusatzversicherungen wären die Versicherer endlich mal wieder näher an ihren Kunden und damit würden zwar der Verwaltungsaufwand vor Ort steigen, aber in oberen Etagen nicht unbdingt gleich bleiben, wie es jetzt der Fall ist.

In dieser Hinsicht ist es wohl ganz spannend zu schauen, wie es sich in den niederlanden so entwickelt. Da hat man die Grundversicherung + Zusatzversicherungen ja schon im Einsatz, so wie ich den Tagesschau-Bericht verstanden habe.
 
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