heute heise Chat: Computerspiele unter Generalverdacht

Desti

Moderator
☆☆☆☆☆☆
Mitglied seit
16.10.2000
Beiträge
7.155
Renomée
135
Chat am Donnerstag: Computerspiele unter Generalverdacht

Wer seit 1. April dieses Jahres in Elektronikmärkten oder im Facheinzelhandel Computer- oder Videospiele gekauft hat, dem dürfte der scharfe Wind, der jetzt von Seiten des Gesetzgebers weht, aufgefallen sein: Ausweiskontrollen an den Kassen, Auszüge aus dem neuen Jugendschutzgesetz als Aushänge an den Wänden, Spiele ohne Jugendfreigabe in verplombten Plastikrahmen. Auch bei Videocassetten und DVDs, für die schon seit langem eine Alterskennzeichnungspflicht gilt, wird die Verkaufskontrolle jetzt schärfer gehandhabt als bisher. Auch der Versandhandel muss sich umstellen und Altersnachweise seiner Kunden einfordern.

Ungereimtheiten des neuen Jugendschutzes fallen erst nach und nach auf: Selbst harmlose Klassiker -- von Tetris bis Schach -- sollen nach den Buchstaben des Gesetzes nicht mehr offen auf Flohmärkten angeboten werden. Da sie nie zu einer Alterseinstufung herangezogen wurden, dürfen sie lediglich innerhalb fest umschlossener Geschäftsräume ausschließlich an Erwachsene abgegeben werden. Dagegen benötigen auch künftig per Download verfügbare Spiele keinerlei Kennzeichnung, aber gänzlich unverdächtige Audio-CDs wie Xavier Naidoos "Abschied nehmen", die einen Video-Clip für die Betrachtung auf PCs mitbringen, sind für Jugendliche tabu -- es sei denn, eine FSK-Prüfung weist nach, dass sie für eine bestimmte Altersstufe geeignet sind.

Das alles dient, wie Politiker beteuern, dem besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor "schädlichen" Unterhaltungsmedien. Kritiker halten das Gesetz allerdings für blindwütigen Aktionismus. Es sei "eilig zusammengeschustert", lautete etwa das Fazit der Opposition in Berlin, der allerdings die Reglementierungen und Verbote noch nicht weit genug gehen.

Unterdessen bestellen mehr und mehr Kunden ihre Games unbeeindruckt von deutschen Gesetzen in den Niederlanden oder anderen EU-Ländern. Von dort aus schicken Versandhändler englischsprachige Originalversionen oft als Übersee-Direktimport auch zu deutschen Kunden. Dass sie damit gegen deutsche Gesetze verstoßen, schert sie wenig. Das Nachsehen haben gesetzestreue deutsche Versandhändler -- sie müssten, um nicht jugendfreie Spiele verschicken zu dürfen, sicherstellen, dass die Ware auch wirklich nur in die Hände von Erwachsenen gelangt. Allerdings will die Post die Versendungsform "eigenhändig auszulieferndes Paket", die bislang noch einige Sicherheit dafür bietet, demnächst abschaffen.

Kritik kommt auch von Seiten der Linux- und Mac-Spieleszene. Eine Altersprüfung durch die für Spiele zuständige Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle (USK) kostet mindestens 1000 Euro -- mehr als sich mit vielen Spielen etwa auf dem relativ schmalen Linux-Markt in Deutschland verdienen lässt. Es könnte sogar noch dicker kommen: Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hat, kurz bevor sich der Tag des Massakers an der Erfurter Gutenbergschule zum ersten Mal jährte, eine Verschärfung des Strafgesetzes angekündigt. Sie will nicht nur wie bisher die verherrlichende und verharmlosende Darstellung von Gewalt gegen Menschen unter Strafe stellen, sondern auch jene gegen "menschenähnliche Wesen". Kein Wunder, dass Spielefreunde darin einen Angriff auf jegliche Arten von Fantasy-Games sehen.

Schützt die Kennzeichnungs- und Alterskontrollpflicht, obwohl innerhalb der EU keine einheitliche Gesetzeslage besteht? Oder besteht die Gefahr, dass wichtige Bestandteile der digitalen Medienkultur per Gesetz ausgegrenzt werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Chat auf heise online am kommenden Donnerstag (15. Mai). Zwischen 15 und 16 Uhr nehmen auf dem Podium Platz:

# Susanne Schuster, Referatsleiterin Kinder- und Jugendschutz im Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
# Gerald Jörns, Sachverständiger der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK)
# Bernd Hentig, Inhaber des Linux-Software-Vertreibers ixsoft
# c't-Redakteur Peter Schmitz, im Redaktionsteam zuständig für Rechtsfragen und Medieninhalte.

Wie gewohnt öffnet der Chat-Raum eine Stunde vor dem offiziellen Start. Ab 14 Uhr führen Links von unserer Homepage direkt zur Veranstaltung. (psz/c't) / (em/c't)
 
is ja wohl klar das die mit ihrem neuen gesetz ohne zu bremsen am spieler vorbei gefahren sind. der endverbraucher bleibt mal wieder auf der strecke, nur um sagen zu können "wir schützen unsere jugend" (ja in dem sie alles zensieren was gefährlich aussieht :[ )...
 
jetzt auch noch fantasygames?
dann wandern ich aber aus wenn ich kein WoW spielen darf.
Ich will wieder so schön wie früher zocken können!
 
Ist ja typisch... Erst machen sie nix, und dann wird gleich mit den berühmten Kanonen auf Spatzen geschossen... Oder wie in der letzten Gamestar geschrieben:
Gamestar-Editorial 06/2003:

Wie schön, dass die deutsche Jugend so gut beschützt wird - und nicht etwa wie im gesamten restlichen Europa (gemeinsames, lebensnahes Alterstufensystem)


grüsse
Riddler
(der jetzt Gamestar "ab18"-Unzensiert Abonent ist ;D )

PS: Dann wäre das gezerge auf den DAoC Servern wenigstens mal vorbei, wenn Fantasygames "ab18" würden ;D *ironie*
 
Zurück
Oben Unten