Wie die vierte Macht im Staate ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht wird

Patmaniac

Grand Admiral Special
Mitglied seit
21.05.2001
Beiträge
14.789
Renomée
266
Als "vierte Macht" im Staate spricht man von den Medien. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschwor man den Gedanken, dass die Medien in Deutschland aktiv die aufstrebende freiheitlich-demokratische Gesellschaft unterstützt. Nicht zuletzt deswegen wurde von der Grundversorgung der Bürger gesprochen und die GEZ eingerichtet, so dass der mündige Bürger auf objektive Informationen zugreifen kann, damit er beim votieren die beste Entscheidung trifft. Denn während der Weimarer Republik war eben das nicht der Fall: da schossen Verleger von Rechts und Links propagandistisch gegen die Demokratie, beherrschten das Meinungsbild und ebneten damit den Weg für Hitler. Genau dies sollte wie gesagt nie mehr geschehen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,505350,00.html

Mit dem Zweiten schielt man besser

Von Henryk M. Broder

Desinformationsoffensive beim Internet-Auftritt des ZDF: Der Sender lässt seine Zuschauer darüber abstimmen, wer hinter den Terroranschlägen des 11. September steckt. George W. Bush, US-Behörden - oder war es doch Qaida-Chef Bin Laden?

Einige Verschwörungsfanatiker in öffentlichen Foren kann man ja noch getrost verschmerzen. Bloß wo soll das noch alles hinführen? Die öffentlich-rechtlichen bereichern sich unverhältnismäßig immer mehr über die GEZ, aber von einem Zuwachs von Qualität kann im Gegenzug nicht zu sprechen sein. Im Gegenteil. Im Fernsehen läuft nur noch der tägliche Einheitsbrei; wer ausgewogene Nachrichten schaun will, darf nur noch spätabends die Tagesthemen oder das Heute Journal einschalten.

Eva Hermann, Ex-Tagesschau-Sprecherin, wird erst vom NDR rausgeschmissen nachdem sie das Dritte Reich relativierte - eine Relativierung, die als einzige noch tabuisiert ist - obwohl schon ihr umstrittenes Buch "Das Eva-Prinzip" gegen die freiheitliche Selbstbestimmung (in diesem Fall der Frau) wettert und sich in diesem Sinne für einen Totalitarismus stark macht, wo eben nicht nur eine patriachale Gesellschaft unterstützt wird, wie wir sie noch immer haben, sondern eben auch der Frau ihre Mündigkeit vollkommen abgesprochen wird. Eva Herman, einer Frau aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich, der sich objektiv verhalten soll, wurde wie gesagt erst nach ausgesprochenen Tabu gefeuert und nicht schon früher, obwohl ihre Äußerungen und Schriften davor nicht mehr konform mit dem medialen Anspruch eines öffentlich-rechtlichen Senders waren.


"Man fühlt sich erdrückt von einer um sich greifenden öffentlichen Dummheit, der man kein korrektes Urteil in den elementarsten Dingen zutrauen kann..."

Dieser Anspruch hat damals wie heute noch immer seine Gültigkeit. Doch das heute die Medien ihrer Aufgabe zunehmend nicht mehr gerecht werden, dem entgegen zu wirken. Darüber hinaus entziehen sie sich auch ihrer Legitimität, wenn sie die Bürger mit überzogenen GEZ-Gebühren traktieren, anstatt in Gaus'scher Manier Politiker und andere prägende Köpfe zu traktieren.

Wo soll das alles noch hinführen?
 
Ich habe die Doku leider nicht gesehen, und, Pat, da ich Deine Meinung zum Thema ja kenne, kann ich Deine Aufregung zwar nicht verstehen, aber zumindest nachvollziehen.

Aber hättest Du doch H. M. Broder lieber unerwähnt gelassen, und nur Deine eigene Meinung dargestellt - der Mann ist auf seine Art auch ein geistiger *****stifter. Einer, der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, und jeden geißelt, der zum Thema "Politik des Staates Israel" und eben auch "Hintergründe des 11.9." eine weniger undifferenzierte Meinung hat. Der Spiegel-Artikel trieft nur so von Haß, und er ist auch extrem tendenziös geschrieben. Wahrscheinlich war Broder alarmiert, daß nur noch 29% geglaubt haben, daß OBL hinter den Anschlägen steckt - und nicht einmal unter jungen Leuten, sondern in der traditionell eher konservativen Zielgruppe der ZDF-Zuschauer.

Jemand, der so etwas verfaßt, den kann ich nicht ernstnehmen. Aber ich habe den Broder ohnehin nie ernstgenommen.


EDIT: Mit der extra in Anführungszeichen gesetzten "Dokumentation des 23 Jahre jungen US-Amerikaners", den er ironisch-abschätzig als kompetenten Fachmann betitelt, meint er doch den Macher von "Loose Change", oder? Der hat sich mit Sicherheit eingehender mit den Geschehnissen befaßt als der selbstverliebte Broder. Und Loose Change erhebt schließlich noch nicht einmal den Anspruch etwas zu wissen - es werden nur Fakten gesammelt, die zum Nachdenken aufrufen sollen. Der Film sagt praktisch: Glaubt keinem, glaubt mir auch nicht - bildet Euch eine eigene Meinung. Aber das erwähnt Broder freilich nicht. Diese Wahrheit würde seine ganze Rhetorik kaputtmachen.

EDIT2: Und er ist sich nicht mal zu schade, die unfairste Masche anzuwenden, um seine Gegner mundtot zu machen: Die Übertreibung, um sie lächerlich zu machen (siehe vorletzten Satz über Elvis und die Titanic, die von Cpt. Nemo versenkt wurde). Widerlich der Typ.
 
Zuletzt bearbeitet:
broder ist so ein typ der kategorie "entweder er übertreibt genial oder er schieß meilenweit daneben" ...
exemplarisch mal "Die Zuschauer sollen abstimmen, wie es war, wer das WTC zu Fall gebracht hat." ... das ist ganz einfach falsch, denn die frage an die abstimmungswilligen war ja, was sie persönlich glauben, wer für die anschläge verantwortlich ist. also net um fakten, sondern pers. einstellungen / meinungen.
somit ist die "Das bedeutet: Zwei von drei Zuschauern erlagen der suggestiven Wirkung der Verschwörungstheorie" aussage auch quark.

genial aber is z.B. "Die öffentliche Dummheit, der man kein Urteil in den elementarsten Dingen zutrauen kann, glaubt nicht nur daran, dass 9/11 von Bush und der Rüstungslobby inszeniert wurde, sie glaubt auch, dass die Mondlandung gefaket war, dass Lady Di ermordet wurde, dass Elvis noch lebt und dass die Titanic von Kapitän Nemo versenkt wurde."
... der mann hat's schon drauf, aber ihm fehlt's doch gern mal an präzision.


öhm, da war doch noch was ... ahja: die hälfte aller dritten gehört abgeschafft, bzw. die RFA zusammengelegt, des weiteren schluss mit dem quotenhecheln und back to the roots (1. RSV).
 
Henryk M. Broder ist ein Populist. Er macht es nicht so offen wie andere Populisten und arbeitet mit etwas anderen Methoden, aber seine Methodik ist populistisch und meiner Ansicht nach für objektive Meinungsbildung nicht geeignet. In diesem speziellen Falle ist er im Grunde genommen die Selbstverwirklichung seiner eigenen These, das ist so bischen wie Gender Studies - Die Problematik erschafft sich durch diskursive Selbstanalyse selbst und versucht sich anschließend selber diskursiv entweder zu widerlegen oder zu belegen. Henryk M. Broder ist die Selbstverwirklichung der vierten Macht im Staate und greift seine eigene instrumentelle Basis an ohne es auf sich selbst zu beziehen. Er steht nicht außerhalb der Thematik, er ist Teil der Auseinandersetzung.
Was ich damit sagen will: Seit ich Broders Buch Hurra, wir kapitulieren! gelesen habe halte ich nicht mehr allzu viel von ihm. Die Aussagen in dem Buch mögen die eine Seite der Medaille sein, aber durch seine populistische und selbstdarstellende Methodik erschafft und zerstört er sich im ernsthaften wissenschaftlichen Diskurs selber.

Eva Hermann ist wiederum ein völlig anderes Kapitel. Ihr Problem ist, dass sie der aufgezwungenen Schematik des kulturellen Geschlechts nicht gerecht wurde und somit in der öffentlichen Meinung von denjenigen, die versuchen die öffentliche Meinung zu lenken, nichts mehr verloren hat. Sie hat in das Gender-Schema der heutigen Zeit einfach nicht mehr reingepasst und es war nur eine Frage der Zeit bis sie aus der öffentlichen Diskussion entfernt wird.
 
...obwohl schon ihr umstrittenes Buch "Das Eva-Prinzip" gegen die freiheitliche Selbstbestimmung wettert.
Eine Frage würde ich dann gern an dich richten. Hast du das Buch überhaupt schon einmal gelesen? Eines gleich vorneweg. Ich habe es noch nicht gelesen und werde es wohl auch nicht, weil mich die Thematik nicht sonderlich interessiert. Aber obwohl ich es nicht gelesen habe, denke ich zwar, dass dort in manchen Passagen allerhand nicht vertretbares drinsteht, aber in diesem Falle wird wenn ich richtig liegen sollte mit der negativen Kritik wieder maßlos übetrieben, was das Gesamtwerk angeht. Trotzdem redet jeder, der etwas auf sich hält, das Buch schlecht, indem man anderen nachredet, die vorgeben es gelesen zu haben, wobei nur die wenigsten es gelesen haben werden. Das finde ich recht heuchlerisch.
 
Zurück
Oben Unten