wirklich ne blöde idee, mich zu fragen! (teil 2)

IVIaraud3R

Grand Admiral Special
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heute: aus der Kategorie "warum man mir nicht allzu viel erlauben sollte"

Vorletzte Woche bat mich eine Freundin, die auf Lehramt studiert, ihr doch mal ein wenig zu helfen. Es ginge um ein Projekt einer Gesamtschule, an der sie ihr Praktikum absolvierte, es wäre wohl ein Projekttag anlässlich der Jubiläumsfeier geplant. Ich schaute kritisch drein, was nicht sonderlich verwundern sollte, denn so schaue ich erstens immer und zweitens ist die Idee einer Gesamtschule meines Erachtens nach eine ganz blöde welche. Doch sei es drum!
Wir trafen uns letzte Woche auf einen Kaffee, anbei zwo Schülerinnen. Es kristallisierte sich schnell heraus, dass ich ein kleines Theaterstück aufführen sollte - das Budget bestand aus 5 Minuten Bühnenzeit, die Requisiten beschränkten sich auf das, was man in der Aula der Schule findet. Auf meine frage hin, ob es den ein Thema gäbe, irgendwelche Ideen oder einen Masterplan, schüttelten die beiden Damen den Kopf, meine Freundin schaute hilflos drein. Da saß ich nun, meine Blicke verloren sich im Schaum meines Bieres, schweiften hin und wieder durch den Raum, über Gäste, Eingang, Küchentür usw.

Ich schaute zu meiner Freundin: "Tja nun, was darf ich denn machen?" - "Du hast freie Hand" - "Echt wahr?" - "Ja! Kannst du uns helfen?" ... blöde idee, ne?
"OK Mädels, wer will untern Tisch und wer will sich präsentieren?"
Noch bevor ich die entsetzten Blicke der Damen realisieren konnte, bemerkte ich die Doppeldeutigkeit meiner Phrase und korrigierte mich sogleich "Also ich meine: wer von euch fühlt sich auf der Bühne wohler, hat keine Probleme damit, ein paar Minuten vor dem Publikum zu stehen und wer möchte lieber verdeckt bleiben?" Meine Freunding musste nun zur Vorlesung, ich übernahm die Planung.

Und so trug es sich nun heute zu: Punkt 11 Uhr erschien ich mit Sack und Pack, in diesem Falle Brühwürfel, Kochlöffel, Mehltüte und Faschingszubehör. Während die Gäste speisten, richteten meine Mädels und ich die Bühe her. Nach einer Atress-Zigarette mit Hajo (dem vater von sandra, krasser typ übrigens) konnte es dann los gehen. Vorhang auf, Bühne frei, spartanische Austattung: ein Tisch mit Decke, eine Schüssel, eine Pfanne, die Mehltüte und meine Sandra mit Schnurbart, Köffel, Karohemd und Hut. Sophie kauerte unterm Tisch, mit einer Hand (verdeckt) an der Schüssel.

Meine freundin tritt vor, verbeugt sich: "Und jetzt ein kleines Stück eines Freundes, der nicht genannt werden will" (erste lacher im publikum) " mit dem Titel
Dialog mit einer Bratensoße" (sie schaut mich beim Abgang verwirrt an ... ich hatte ihr ja gesagt, dass sie das Stück ruhig mal lesen sollte, bevor sie es ansagt ... tja ...)

Die Show beginnt

Also Frau Soße, soll ich Sie Soße oder Sauce nennen? (kommt verbal natürlich gar net rüber, daher Totenstille im Publikum)
Och nee Du, lass ma, nenn mich einfach B.
OK, "B", dann legen wir mal los.
Jau, mach ma!



Also, B, wieso bist Du eigentlich so dick?
Na hören Sie mal, Herr M, was erlauben Sie sich denn?
Ja sorry, ich meinte natürlich: wieso weisen Sie so eine ungute Viskosität auf?
Ja weil du Vollpfosten wieder zu viel Mehl in mich reingeschüttest hast!
Nun ja, Sie blieben halt so schrecklich dünnflüssig, das passt doch nicht ...
Wozu?
Zu Schnitzel, Kroketten und Erbsen.
Ach, da willst Du mich drüberschütten?
Och ja doch, hatte ich vor, Sie harmonieren sehr gut dazu.
Ja mei, dann kipp halt noch etwas Wasser in mich rein.
Aber dann dies überschreitet die Kappazität der Souciere.
Ach was reden wir heut wieder geschwollen, Herr M!
Ich bin nur freundlich.
Ja komm, leck mich!
Ab?
Das auch. Ach übrigens, schau mal zum Pudding rüber, der guckt so bedröppelt.
Ich glaube das liegt daran, dass er weniger dick als Sie ist.
Weniger flüssig!
Ich glaube das liegt daran, dass er weniger dick als flüssig ist. (ein armer Irrer im Publikum lacht)
Boah, der ging aber mächtig daneben, Kalauer liegen Dir nicht, du Nase!
Stimmt, ist nicht mein präferiertes Metier.
Oh Mann, nu komma wieda runter ey!
Sie scheinen heute leicht agressiv zu sein, Frau B.
Würdest Du auch, wenn Du drei Minuten bei 90°C in der Mikrowelle drehen würdest! Und dann schließlich über solche Deppennachbarn gekippt werden würdest! (der arme irre lacht schon wieder)
Bitte? Wer?
Na der feine Herr Schnitzel z.B., der is so flach wie Deine Witze ey!
Und nicht die Erbsen zu vergessen!
Ja, die auch ey! Wenn ich die schön sehe, könnt ich nen Pilzmantel anlegen ey! Diese verfluchte Inzesttruppe aus Rumänien ey, voll die perversen Rudelpopper! Und dann diese Farbe, pfui! (das publikum atmet tief ein)
Aber grün ist doch normal für Gemüse?!?!
Sagen Sie das mal der Schlampe von Tomate im Kühlfach! Die spritzt Sie gleich an!
Weil sie sauer ist?
Nein, Holländerin! (der arme Irre bekommt unterstützung von einer Kollegin)


So, Frau B, die Kroketten sind fertig, würden Sie sich jetzt aus der Sauciere ergießen?

Ich übergeb mich gleich ey! Mit den Schwuchteln will ich nix zu tun haben! ("uuuuuuuuh" aus den vorderen Reihen)
Ich darf doch bitten!
Naja, würden Sie sicher auch werden, wenn die Wochenlang mit harten Kollegen eng zusammen in einer Tüte verbringen würden ...
Nun aber mal halt! So geht es ja nun nicht! Bitte keine plumpen ideologischen Sprüche hier, ja?
Nun reg dich ab, die Kroketten verstehen das, die sind immer gut drauf!
Trotz der Enge und Kälte?
Deswegen ja! Stellen Sie sich mal vor, Sie wären eine Gurke!
Grün?
Nee, lang, hart, 99% Flüssigkeit und alle tatschen Sie an ... ("oooooooooooh" aus den vorderen Reihen)
Unschön.
Eben! Und dann werden Sie in zig Scheiben geschnitten ... unmenschlich sowas!
Gurken sind doch keine Menschen, Frau B!
Ja und? Katzen, Hunde und G.W. Bush auch ... und werden die deshalb immer misshandelt?
Stimmt.
Wobei einige es verdient haben ...
Sie denken da gerade an Bush, oder? (ein Raunen geht durch den Saal)
Nee! Der Waldi von Bauer Franzhuber!
Wer?
Na der Bauer, auf dem ich gewachsen bin!
Sie sind gewachsen?
Natürlich, ich rede doch mit Ihnen, folglich lebe ich und dies bedeutet, dass ich einen Anfang habe und irgendwann sterbe.
Heute, in meinem Magen.
Na das hätten Sie gern wa?
Deswegen sind wir ja hier.
Ich dachte, Sie würden mich einfach nur gern mal durchquirlen.
Ich verbitte mir diese Anzüglichkeiten!
Wieso? Hey, komm, Du bist ein M, ich eine Soße, nebenan hängt ein Waschbecken ... lass es uns tun! (Entsetzen in den Blicken einiger Mütter)
Bitte?
Verdünn mich! Schmeck mich ab! Gib mir Obstnamen! (die herren lachen, die damen sind einfach nur erleichtert)
Also bitte, Frau B, lassen Sie uns zum Thema zurückkehren.
Pöh! Du Kostverächter!


So denn, Frau B, darf ich bitten?
Was? Rauf aufs Schnitzel? Auf die Erbsen?
Ja, das wäre nett.
Hmm, Sie können eigentlich recht freundlich sein, Herr M.
Ja wieso sollte ich nicht?
Na das erwartet man von einem Massenmörder nicht.
Wie meinen Sie das?
Na denk mal nach, wie viele Lebenwesen für Dein Essen heute kreppiert sind! Eine Kuh reicht für eine Großfamile eineen ganzen Monat, aber
für Dein Müsli heute früh mussten zig Weizenären sterben, dann noch eine Banane, ein Dutzend Heidelbeeren und 20 Weintrauben!
Woher wissen Sie das denn?
Na wir haben uns unterhalten, heute Nacht.
Im Kühlschrank?
Natürlich, der Käse im obersten Fach hat uns seine Geschichte erzählt, tragisch sowas.
Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.
Also als er aus dem Euter gepresst wurde, war ja noch alles OK, aber dann kamen die Messer, die Folie, er hat sei Wochen weder Frau noch Kind gesehen. (der arme irre schlägt wieder zu)
Ich hätte nie gedacht, dass mir eine Bratensoße mal die Leidensgeschichte eines Edammers erzählen würde. (endlich mal eine durchgänginge Freude im Publikum)
Ich hätte nie gedacht, dass mir ein Mensch mal zuhört.
Dann sind wir ja beide positiv überrascht worden, das Leben lohnt sich also doch.
Na meins nicht, das endet ja in 5 Minuten
4!

... der Vorhang fällt

Die Hälfte der vll. 80 Gäste schaut verdutzt drein, ein Viertel applaudiert durchaus engagiert, der Rest schüttelt einfach nur den Kopf. Meine Freundin errötet in Gänze, meinen beiden angehenden Schauspielerinnen fallen ganze Gebirge vom Herzen, sie lächeln leicht. Sandra kommt auf mich zu "das war Klasse und es ist gut, dass wir diese Erfahrung mal gemacht haben, damit wäre dies nämlich abgehakt und wir müssen das nie wieder tun".

Habe meine Freundin seitdem 4 mal angerufen, sie geht net ran.
 
Der Dialog ist zwar etwas konfus - was wohl Absicht war, aber ansonsten ganz unterhaltsam ;)

Wenn Helge Schneider das vorgetragen hätte, hätten wohl alle vor Lachen flach gelegen.
Andererseits mochte ich Helge Schneider eigentlich noch nie besonders ....*kopfkratz
 
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