Commodore 128 D(CR) > Schrott aus der Bucht :(

dFeNsE

Grand Admiral Special
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Habe Anfang des Jahres einen "gut erhaltenen" C128 DCR in der Bucht erstanden. Mit Porto immerhin 225EUR(!!).
Stellt sich aber nun heraus, dass die Kiste defekt ist. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern komplett zerbastelter Kernschrott ist.
Naja...Lehrgeld und so. :(

Korrespondenz mit dem Verkäufer brachte zutage, dass die Kiste aus dem Haus stammt, was er gekauft hatte...und da war auf Dachboden und im Keller noch allerhand 70er und 80er Jahre Zeug. Das optisch ansprechendste hat er dann in die Bucht gestellt. OK...klang schlüssig, dann er hat tatsächlich einiges an ollem Plunder drin. Kleinere Möbelstücke, alte Lampen, ....Trödel halt.

Naja...das Teil kam nach einer Weltreise hier an (2 Wochen Hermes, Hamburg > Essen).
Zumindest das Paket kam auch heile an...was mich wundert.

Ausgepackt, Gehäuse geöffnet, Kurzer optischer Check, originales Netzteil abgeklemmt, SID (Soudchip > teuer!) raus, damit der nicht beim ersten Mal einschalten gleich kaputt geht.
Hab an das Board dann erst mal zum Testen an ein AT Netzteil angeklemmt, aber es gab kein Bild & Floppy läuft dauerhaft (diese Problem fixe ich aber erst, wenn die Kiste wieder läuft).


Das defekte original Netzteil ist mit Frako-Elkos, die gehen gerne mal Kaputt.
Elkos durchgemessen > haben alle Kurschluss.
Elkos raus, neue rein, Sicherung rein > Zack Sicherung wieder durch.

Netzteil durchgemessen > Spannungsregler kaputt, bzw. war da in der +5V Schiene statt einem D45H2 (TO-220 PNP Transistor) ein 7812CV (12V Festspannungregler) drin und der hing auch nur lose in den Lötaugen. So kamen da statt 5V satte 9V raus...So eine Bastelbude ey...unfassbar!
Passendes Bauteil rein, Sicherung rein > Netzteil läuft, alle Spannungen OK

Netzteil an das Board angeklemmt, weil manche Commodore-Rechner ja auch mit 9V Wechselspannung laufen und ohne kein Bild kommt > Aber nach wie vor kein Bild, bzw. Bild nur schwarz mit VIC-Streifen*. Immerhin lebt irgendwas.

*VIC-Streifen sieht man, wenn der Grafikchip Takt bekommt und dann auf den PAL Takt synchronisiert.

IMG_20230114_055052.jpg


Dann gings los...Spannungen Messen, Frequenzen messen, Pegel auf Reset, Datenbus, usw....Die Kiste kommt nicht hoch. Reset ist OK, aber irgendwas hält die CPU an.
Mein Gedanke und der aus dem Forum64 war, durch die 9V (7,5V unter Last) könnte es (ganz sicher sogar) einige Bauteile zerissen haben. Vornehmlich wohl TTLs. Aber auch drei der vier Speicher waren heiß.
Da mir ein Oszi fehlt und die Messungen, die ich mit dem Multimeter durchführen konnte mich irgendwann nicht weiter brachten, entschied ich mich, einfach alles auf dem Board zu tauschen.

Also ZD915 angeworfen und alles vom Board geholt. Mit der Entlötstation die Pins freigelegt und unter Heißluft dann sanft und schonend aus den Lötaugen gehoben.
Immerhin, kein einziges Lötpad ist flöten gegangen.

Die ausgelöteten TTLs habe ich dann im MiniPro TL866 (Eprom-Multiprogrammer) gecheckt...die waren ALLE ok. Also wohl doch keine Überspannung. Vermutlich hatte es dem Vorbesitzer immer gleich die Sicherung rausgehauen, weil die Elkos kaputt waren und es kam est gar nicht zu einer Spannungsabgabe ans Mainboard.
Egal...kam jetzt alles neu und gut.

Da das Board schon vom Vorbesitzer einige Hitzeschäden (Delaminierung und regelrechte Verbrennungen) hatte, hab ich auffällige Stellen auch noch freigelegt und druchgemessen. Dann noch die VIAs (Durchkontaktierungen von eienr Seite der Platine zur anderen) aus den aufgeblasenen Bereichen neu gemacht.
Unter einem IC war eine Leiterbahn vom Board, da hatte der Vorbeseitzer schon mal rumgepfuscht. hab ich mit Fädeldraht neu gemacht und ist wieder OK.
Hab dann sämtliche TTLs neu bestellt und gleich passende Fassungen dazu. Also ist das Board jetzt komplett mit Doppelfederfassungen. Außer beim RAM, da habe ich Präzisionssockel genommen.
Elkos kamen auch alle neu...aber auch hier waren die Originalen noch alle im grünen Bereich.


Die PLA (ein wichtiges IC zur Steuerung von nahezu allem auf dem Board) hatte der Vorbesitzer schon gesockelt. Auf der Platinenrückseite sieht man die Spuren davon noch^^

Nachdem ich nun alles gesockelt hatte und neue ICs drin saßen...eingeschaltet und >> NIX!
Neue MMU rein > NIX
Neue Z80 CPU rein > NIX

OK...irgendwas hält die CPU fest und lässt sie nicht starten, bzw. nur spoaradisch und dann mit fehlerhafter Bildausgabe....

IMG_20230122_023549.jpg IMG_20230118_122715.jpg IMG_20230122_070407.jpg IMG_20230122_055925.jpg





Wieder gemessen...auf dem Bus R/W tut sich zwar was, aber die Pegel passen nicht.
Letztlich ist wohl doch die PLA defekt..oder die 8502 CPU. Das sind nämlich jetzt so ziemlich die einzigen ICs die ich noch nicht testen konnte, die aber lt. F64 auch suuuper selten (wenn überhaupt) kaputt gehen....


Hitzeschäden vom Vorbesitzer:

K1KT2944.jpg K1KT2943.jpg




Arbeit, Arbeit, Arbeit:

IMG_20230121_161445.jpg IMG_20230121_160153.jpg IMG_20230122_000350.jpg



[automerge]1674432812[/automerge]
Teil 2.....

Netzteil wieder fit:

K1KT2947.jpg


Das ganze Zeug auf einem Haufen....

K1KT2945.jpg K1KT2946.jpg



Stand der Dinge:

Rechner: 225EUR
Ersatzteile: 106EUR
Arbeitszeit: bislang mehr als 30h


Preislich bin ich damit sogar noch "gut" bedient....funktionsfähige C128 DCR mit Tastatur gehen bei ebay auch schon mal für deutlich über 400EUR weg. Für ne Tastatur alleine kann man oft schon 100-150EUR rechnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klasse Arbeit.

Die ausgelöteten TTLs habe ich dann im MiniPro TL866 (Eprom-Multiprogrammer) gecheckt

Den Programmer hab ich auch, aber dass der TTL-Kreise checken kann, war mir neu. Wie geht denn das?
 
Im Minipro Tool unter Select IC(S) > Logic IC auswählen…..da steht das ganze Zeug drin.
 
Zuletzt bearbeitet:
Läuft!

IMG_20230128_045226.jpg IMG_20230128_045353.jpg IMG_20230128_050802.jpg IMG_20230128_045445.jpg IMG_20230128_045548.jpg


Eine Auflistung der Fehler und Reparaturen folgt noch :)




Kostenaufstellung:

C128 DCR via ebay225,00 EUR incl. Porto
TTLs & IC Fassungen33,00 EUR "
VDC 856820,00 EUR "
VICIIe 856620,00 EUR "
MMU 872222,00 EUR "
PLA 872128,00 EUR "
CPU 850220,00 EUR "
CPU Z805,00 EUR "
RAM 4x 41464 (64K x4)14,00 EUR "
ELKOS f. Netzteil und Mainboard3,00 EUR "
Lüfter f. Netzteil2,50 EUR "
Feinsicherungen 315mA0,30 EUR "
Gesamtsumme >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>392,80 EUR



Teile, die aus meinem Fundus stammen, kommen noch hinzu....

CIA MOS 6526 2x
VIA MOS 6522 2x
CPU MOS 6502B
Takterzeuger MOS 8701
3x 27C256
Spannungregler 7812CV, 12V, 1.5A
Transistor D45H2
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo war denn nun genau der Fehler?

Hatte wegen Diskrom 3.1 von DCR auf Plaste gewechselt.

Von jetzt auf gleich ging er nicht mehr an...
 
@Pfalck :
Sorry für die späte Rückmeldung.


Der Rechner hatte mehrere Probleme.....
Den ganzen Stoff gibts hier zu lesen:





Vielleicht hilfts dir ja weiter :)

Lässt er sich noch einschalten?
Wenn nein > Netzteil checken...die sind nicht grad zuverlässig. Elkos haben ne kurzen und dann fliegt die Feinsicherung.
Für den Rest müsste man tiefer in die Kiste eindringen....
 
@dFeNsE
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.*massa**great*
 
Schön, daß das Gerät wieder läuft und Du nicht aufgegeben hast. Nur die Rechnung würde ich ein bisschen anders sehen. Alle Bauelemente, die Du getauscht hast, die aber nicht kaputt sind, die hast Du ja noch und damit auch den/einen Gegenwert. Ich nehme nicht an, daß Du die alle weggeschmissen hast.
Von daher ist der absolute und notwendige Teileeinsatz ja geringer. Du hast jetzt halt zusätzlich einige Ersatzteile liegen. Damit könntest Du theoretisch nochmal an die Reparatur eines C128 gehen. Gerade mit der Erfahrung, die Du frisch gesammelt hast. Das ist auch viel wert.
Viele Freude mit dem Gerät jedenfalls. :cool:
 
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