WALL STREET SOZIAL - Die spendablen Milliardäre

Patmaniac

Grand Admiral Special
Mitglied seit
21.05.2001
Beiträge
14.789
Renomée
266
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,387215,00.html

Amerikas Milliardäre scheffeln das Geld nicht nur in die eigene Tasche, sondern spenden auch enorme Summen an wohltätige Zwecke. Ein Blick auf die Top 50 der US-Philanthropie offenbart einige Überraschungen - und rückt manches Vorurteil über den Geldadel zurecht.

New York - An den Reichsten der Reichen haben viele Medien auch in diesem Jahr mal wieder kein gutes Haar gelassen. Ob Microsoft-Boss Bill Gates, der Wal-Mart-Erbenclan der Waltons, oder Dell-CEO Michael Dell. Ob Citigroup-Chef Sandy Weill, oder Über-Investor Kirk Kerkorian - die Abkassierer der Wall Street fanden sich immer wieder im Kreuzfeuer.

Doch zur Ehrenrettung der Reichen hat das US-Wirtschaftsmagazin "Business Week" rechtzeitig zur vorweihnachtlichen Geschenkesaison seine Rangliste der "50 großzügigsten Philanthropen" veröffentlicht. In diesen Top Fifty des Edelmuts finden sich etliche jener Namen, die man sonst häufig im Zusammenhang mit ausuferndem Kapitalismus und Selbstbereicherung liest.

Gates, Walton, Weill, Dell, Kerkorian und 45 andere: Amerikas Milliardäre scheffeln nicht nur in die eigene Tasche, sondern reichen auch enorme Summen an wohltätige Zwecke weiter - meist aber, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Rund 35 Milliarden Dollar haben allein diese paar Dutzend VIP's seit 2001 in Umwelt, Wissenschaft, Medizin, Bildung, Armutsbekämpfung und andere noble Ansinnen investiert. Im Schnitt sind das 700 Millionen Dollar pro Kopf.

Bill Gates steht nicht mehr auf Platz eins

Schon der erste Blick auf die "Business Week"-Liste, die Spenden zwischen 2001 und 2005 addiert, offenbart eine Überraschung: Bill Gates, dessen finanzieller Altruismus weithin bekannt ist, steht nicht länger auf Platz eins.

Gates wurde von Gordon und Betty Moore verdrängt, dem Gründungspaar des Chip-Konzerns Intel. Über sieben Milliarden Dollar haben die beiden Kalifornier in den letzten fünf Jahren an wissenschaftliche und medizinische Institutionen in San Francisco gespendet, davon allein die Hälfte ihrer Intel-Anteile. Das sind fast vier Millionen Dollar pro Tag - und fast doppelt so viel, wie ihnen nun verbleibt.

Posthumer Wohltäter

Gates und Gattin Melinda landen mit 4,5 Milliarden Dollar auf dem zweiten Rang. Allein voriges Jahr steckten sie 3,35 Milliarden Dollar in die nach ihnen benannte Stiftung in Seattle, die somit über 29 Milliarden Dollar für globale Gesundheits- und Bildungsinitiativen verfügt. Jüngstes Hauptanliegen der Microsoftler: der Kampf gegen Malaria. Auf Lebzeiten gerechnet, führen die Gates' die Spender-Hitparade freilich weiter an: mit fast 30 Milliarden Dollar.

Die Investoren Warren Buffett und George Soros folgen auf den Plätzen. Beiden wird exzellentes Talent im Geldverdienen nachgesagt; ihr Talent im Geldausgeben macht dagegen seltener Schlagzeilen. So überwies Buffett 2004 nach dem Tod seiner Frau 2,6 Milliarden Dollar an die Buffett-Stiftung in Nebraska, die sich unter anderem medizinischen Fragen widmet. Sein restliches Vermögen - derzeit schätzungsweise mehr als 40 Milliarden Dollar - soll die Stiftung nach seinem Ableben erhalten.

George Soros, eine Lieblingszielscheibe der Kapitalismuskritiker, spendet pro Jahr rund 400 Millionen Dollar an gemeinnützige Zwecke. Dieses Jahr kamen 200 Millionen Dollar für die Central European University in Budapest hinzu, die er mitgegründet hatte, was seine Gesamtspenden seit 2001 auf 5,4 Milliarden Dollar erhöhte. Im letzten US-Präsidentschaftswahlkampf gab Soros außerdem 23,5 Millionen Dollar an politische Aktivistengruppen, mit dem (erfolglosen) Ziel, George W. Bushs Wiederwahl zu verhindern.

500 Millionen Dollar gegen Fettsucht

Die Erbengemeinschaft Sam Waltons, Gründer des für seine Hungerlöhne berüchtigten, weltgrößten Einzelhändlers Wal-Mart, rangiert mit 1,1 Milliarden Dollar auf Platz sechs. Damit finanzierte die reichste Familie der USA - deren Chef, Walton-Sohn John, im Juni bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam - die wirtschaftliche Entwicklung in armen Südstaaten wie Mississippi. Vor drei Jahren schenkten sie der University von Arkansas 300 Millionen Dollar - die größte Spende, die eine nicht-private Universität je bekommen hat.

Dell-Gründer Michael Dell und Ehefrau Susan machten 933 Millionen Dollar für Pädagogik und Kindergesundheit locker, darunter kürzlich erst fünf Millionen Dollar für die Opfer des Hurrikans "Katrina". New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg spendete 538 Millionen Dollar für schöngeistige Anliegen (Kunst, Kultur, Bildung) - sowie, nicht zu vergessen, 75 Millionen Dollar für ein eher egozentrisches Anliegen, nämlich seine Wiederwahl Anfang des Monats. Und Veronica Atkins, die quirlige Witwe des Diät-Papstes Robert Atkins, steckte 500 Millionen Dollar in die Fettsucht-Forschung.

Ebenfalls mit auf der Liste der Selbstlosen: CNN-Vater Ted Turner (457 Millionen Dollar), Investor Kerkorian (453 Millionen Dollar), eBay-Gründer Pierre und Pam Omidyar (433 Millionen Dollar), Microsoft-Miterfinder Paul Allen (291 Millionen Dollar), Oracle-CEO Larry Ellison (267 Millionen Dollar), Ölerbe David Rockefeller (217 Millionen Dollar), Plattenmogul und DreamWorks-Partner David Geffen (208 Millionen Dollar) und Citigroup-Chef Weill (171 Millionen Dollar).

Spendenquote 3,2 Prozent

Aber auch weniger bekannte Milliardäre lassen sich nicht lumpen. Jon Huntsman zum Beispiel, der ehemalige CEO des größten privaten US-Chemieunternehmens Huntsman Corp., das dieses Jahr an die Börse ging. Huntsman, heute Gouverneur des US-Bundesstaates Utah, ist 1,6 Milliarden Dollar schwer und gab gut ein Drittel davon an die Krebsforschung. "Ob du reich oder arm geboren bist", sagt er, "es ist eine Pflicht, zurückzugeben und großzügig zu sein. Es gehört zu unserem Way of Life."

So sehen das auch die weniger Wohlhabenden. Insgesamt erhalten die amerikanischen Wohltätigkeitsorganisationen pro Jahr Gaben in Höhe von 250 Milliarden Dollar aus allen Teilen der Gesellschaft, Reich wie Arm - Tendenz steigend. Die Amerikaner spendeten nach Angaben des Fachblatts "Chronicle of Philanthropy" allein über zwei Milliarden Dollar für die Opfer der diesjährigen Hurrikane und 1,3 Milliarden Dollar für die Tsunami-Opfer. Drei Viertel der US-Gaben für Wohltätigkeitsorganisationen stammen von Einzelpersonen - neun von zehn amerikanischen Familien griffen dieses Jahr für andere ins Portemonnaie. Spendenquote: 3,2 Prozent des jeweiligen Bruttoeinkommens

Wer fehlt in den Charts?

Bei seiner Studie stieß "Business Week" auch noch auf einen anderen Aspekt: Immer mehr der großen Geber gäben nicht mehr wahllos fürs Prestige, sondern achteten neuerdings darauf, wie ihr Geld angelegt wird. "Wir sehen langsam, dass ein viel schärferer Augenmerk darauf geworfen wird, die Lösung zu finanzieren und nicht nur das Problem", sagte Melissa Berman, die Chefin der Beraterfirma Rockefeller Philanthropy Advisors, dem Blatt.

Die meisten fürsorglichen Top-Philanthropen stehen, wiewohl in etwas anderer Reihenfolge, auch auf der "Forbes"-Liste der allerreichsten Amerikaner. Interessanter für die Öffentlichkeit ist deshalb nicht zuletzt, wer denn diesmal in den Spenden-Charts nicht auftaucht. Zwei Namen im Trupp der Knauserigen stechen da besonders heraus: die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page. Aber die sind ja auch erst 32.
Ein ziemlich interessanter Artikel, wie ich finde! Ist schon interessant, dass es hier vor allem Leute aus der Computerbranche sind. ;D
 
ziemlich interessant ist allerdings auch das ees eine solche Liste der deutschen Milliardäre nicht gibt ;-) , macht ja alles der Sozialstaat 8)
Wenn man bedenkt das es in der EU mehr Superreiche gibt wie in den USA dann sind unserer schon beschämend geizig
 
Zurück
Oben Unten