Elternzeit und Arbeitsplatzgarantie

Devastators

Grand Admiral Special
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Wer hat da praktische Erfahrungen gesammelt?
Hier tummeln sich ja einige Betriebsräte rum 8)


Mir ist klar, dass man Mutterschutz hat und wärend der Elternzeit Unkündbar ist + eine Arbeitsplatzgarantie nach der Elternzeit einen adäquaten (nicht den selben) Job zu bekommen.

Ich lese aber auch immer wieder, dass nach der Elternzeit Betriebsbedingte Kündigungen problemlos möglich sind.
Betriebsbedingt heißt im konkreten Fall z.B. durch Umstrukturierung ist der Arbeitsplatz komplett gestrichen worden etc.

Was nützt nun die gesetzlich geregelte Arbeitsplatzgarantie und Kündigungsschutz, wenn nach der Elternzeit der einzige adäquate Job durch eine weitere Person besetzt wurde und es in der gesamten Firma keinen weiteren Platz gibt? (Es ist ja auch momentan eher die Ausnahme, dass permanent irgendwo Stellen frei sind)

Dann sitzt man am Ende doch wieder auf der Straße *noahnung* und der Arbeitgeber hat letztendlich doch gemacht was er wollte (nämlich nie die Rückkehr des Abeitnehmers berücksichtigt).

Wer weiß da nun mehr?
 
Ein Kumpel von mir hat gerade vor paar Tagen nach genommener (gesplitteter) Elternzeit, seine Kündigung erhalten. Betrifft den Maschinenbausektor - da ist ja eh gerade nicht so die tollste Stimmung. Da werden dann halt die (aus AG Sicht) unflexiblen Arbeitnehmer am schnellsten vor die Tür gesetzt.
 
Ich würde da noch etwas differenzieren...

Bei Deinem Kumpel mag es so sein, dass er sowieso Betriebsbedingt gekündigt worden wäre, egal ob Elternzeit oder nicht (halt wegen der schlechten Arbeitslage). Da ist letztendlich niemand vor sicher!

Aber was ist, wenn man 1-2 Jahre geht und der Platz durch eine andere Vollzeitstelle besetzt wurde und somit der Arbeitsplatz für einen selber verloren geht?
Da wäre man ja auf der 100% sicheren Seite wenn man keine Elternzeit genommen hätte :P
 
Aber was ist, wenn man 1-2 Jahre geht und der Platz durch eine andere Vollzeitstelle besetzt wurde und somit der Arbeitsplatz für einen selber verloren geht?
Da wäre man ja auf der 100% sicheren Seite wenn man keine Elternzeit genommen hätte :P

So einfach geht das für den Arbeitgeber nicht. Wenn tatsächlich der genau gleiche Arbeitsplatz durch jemand anderes besetzt wurde, dann kann der Arbeitgeber einen nach Elternzeit nicht ohne weiteres mit Hinweis auf z.B. schlechte Auftragslage entlassen. Da muss die Sozialauswahl erfolgen und da dürfte der neue Stelleninhaber praktisch immer verlieren. Also muss dem neuen Stelleninhaber gekündigt werden und man selber bekommt seine alte Stelle. Deswegen sind ja typischerweise auch Elternzeitvertretungen zeitlich befristete Verträge, dann stellt sich das Problem garnicht.

Im Zweifel muss man es halt auf einen Rechtsstreit ankommen lassen.
 
guter Einwand, danke.

Eine Firma kann ja auch nicht einfach 5 Leute einstellen, merken dass er 4 zu viele hat, und wahllos 4 Arbeitnehmer aus der alten Belegschaft "entfernen"...

macht Sinn.
 
Naja,

so einfach ist das nun wieder auch nicht und in der Praxis siehts dann noch einmal anders aus.

Es hängt halt von vielen Komponenten ab: Die Größe der Firma, das Alter des AN, die Dauer der Firmenzugehörigkeit etc.

Ein AG kann sehr wohl auch Kündigungen aussprechen, für die er keinen besonderen Grund nennt. Dann gelten halt die vereinbarten Kündigungsfristen. Diese können bei einigen Branchen und bei eher jungen AN auch schon mal sehr kurz sein. Im Einzelhandel sind die Kündigungsfristen oftmals nur zwei oder vier Wochen. Und auch, wenn sich beispielsweise durch eine längere Betriebszugehörigkeit die Kündigungsfrist verlängern sollte, dann kann man mit Geld zu ziemlich alles regeln. Faustregel ist hier ein halbes Monatsbrutto pro Jahr der Betriebszugehörigkeit.

Nach einer Elternzeit kann deshalb fast zu sofort die Kündigung zu eben jenen Bedingungen ausgesprochen werden. Gerade viele kleinere Firmen können ja schlecht mal eben ein Jahr eine Stelle unbesetzt lassen. Zudem ändern sich in vielen Branchen die Dinge derart schnell, dass ein Mitarbeiter, der nach einem Jahr wiederkommt, praktisch neu eingelernt werden muss. Zudem gibts da ja noch die drohende Gefahr des nächsten Kindes und dann geht das Spiel von vorne los.

Ich kenne nun auch Beispiele, wo praktisch direkt nach der Elternzeit die Kündigung erging. Es gibt aber auch Situationen, wo der AN dann kündigt, weil er mit den veränderten Bedingungen im Betrieb nicht klar kommt (neuer Vorgesetzter etc.). Sowas regelt man dann außergerichtlich mit Abfindungen etc.
 
ich glaube die ganze Elternzeitregelung ist bei Betrieben <15 Angestellten auch anders geregelt.
Darüber hinaus sollte es m.E. (mit Betriebsrat) relativ schwer sein einen Angestellten ohne nennenswerte Gründe vor die Türe zu setzen *noahnung* (genauso wenig wie man Mitarbeiter einstellen kann!)
Sonst würde es auch kaum noch einen Unterschied machen ob man Festangestellt oder nur Zeitarbeiter ist, wenn man quasie grundlos zu jedem nächsten Kündigungstermin rausgeworfen werden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wird meist darauf hinauslaufen, dass der AN nach der Elternteilzeit eine andere Stelle bekommen, für die er u.U. nicht qualifiziert ist und anschließend wegen Umstrukturierung etc. rausgeworfen wird.

Elternteilzeit ist zwar ganz nett, aber für viele auch ein "Ausruhposten" und nicht selten der direkte Weg zu Hartz 4. JaJa die armen Väter und Mütter ...

Ich kann die Betriebe aber auch verstehen. Keiner kann sich heute einen Mitarbeiter leisten der nicht vor Ort ist und weiter Geld kassiert ohne dem Unternehmen zu dienen. Da würde ich auch gucken, diesen schnellstmöglich "loszuwerden" ...
 
Der Betrieb stellt die Mitarbeiter nur frei und muss sie nicht bezahlen *suspect*

Was Elternzeit mit Ausruhposten zu tun haben soll, musst Du mir aber erklären.

Für Eltern die ihre Kinder vor dem TV parken mag es stimmen, wird aber bei 0-2 jährigen wohl kaum funktionieren.
Und was eine Kindertagesstätte kostet kannst Du ja mal nachgucken, da lohnt arbeiten in sehr vielen Fällen nicht mehr.

Aber ich sehe schon, Kinder sind schon ein unnötiger Luxus, zu schade das heutzutage das Geld eines Elternteils fast nicht mehr alleine ausreicht :-X

Ich finde der Elternschutz geht nicht weit genug, es darf nicht sein, dass Kinder die Karriere ruinieren können oder gar sollen (!).
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Eltern sind immer beide Arbeiten gegangen und trotzdem bin ich a) nicht verzogen b) kein TV-Kiddy c) recht "gut" geraten.

Vor 20 Jahren oder 30 Jahren gab's sowas auch nicht, hat auch alles so Funktioniert. Unsere Gesellschaft ist schlicht und einfach nicht mehr Belastbar. Das trifft nicht auf alle zu, aber auf einige.
 
Meine Eltern sind immer beide Arbeiten gegangen und trotzdem bin ich a) nicht verzogen b) kein TV-Kiddy c) recht "gut" geraten.

Vor 20 Jahren oder 30 Jahren gab's sowas auch nicht, hat auch alles so Funktioniert. Unsere Gesellschaft ist schlicht und einfach nicht mehr Belastbar. Das trifft nicht auf alle zu, aber auf einige.

a) *lol*
b) *lol**lol*
c) *lol**lol**lol*
 
Du bist also seit Geburt jeden Tag 10-12 Stunden in einer Krippe mit 20 Anderen gewesen ?

Ich will garnicht behaupten, dass es zwingend schlecht sein muss, jedoch stelle ich mir die Erziehung meines Kindes anders vor.
In erster Linie möchte ich das Kind erziehen und dies nicht anderen unbekannten Fremden überlassen ;)

Und das eine heutige Gesellschaft nicht mehr belastbar ist halte ich für ein Gerücht.
Was körperliche Arbeit angeht mag es stimmen, für den Rest sicherlich nicht.
Ich glaube heute ist man bereits nach dem Weg zur Arbeit bereits so gestresst wie vor 30 Jahren nach 10 Stunden Arbeit.
Die m.E. wenigen Ausnahmen wittern dann ihre Chance ins Fernsehen zu kommen *lol*
 
Was gibt's da zu lachen Desti *buck**engel*
 
...
In erster Linie möchte ich das Kind erziehen und dies nicht anderen unbekannten Fremden überlassen ;)...

Sehe ich genauso - ich hab auch keine Interesse daran mein Kind jeden Tag für viele Stunden verwahren zu lassen. Finanziell geht es vielleicht bei vielen nicht anders - aber ideal ist das nicht. "Früher" hat oft ein Gehalt gereicht, um die Familie zu ernähren, das wird wohl leider immer schwieriger. Zusätzlich werden ja die Frauen (und Männer erst recht) heute schon schief angeschaut, wenn sie sich für die Familie und nicht für die Karriere entscheiden - aber das ist ein anderes Thema ...

Mein Kumpel (siehe Posting 2) war übrigens zwischenzeitlich beim Arbeitsamt (Leipzig). Aussage dort: Nach der Elternzeit werden 60% der Männer und 80% der Frauen gekündigt :o
Mag sein, dass die Zahlen etwas zu hoch gegriffen sind, aber der Trend ist ja wohl übel.
 
"Früher" hatte man noch den Vorteil, dass die Familie enger zusammen wohnte und man das Kind flott kostenlos an die Großeltern und Tanten abgeben konnte.
Heute müsste ich mich dafür täglich 2x durch 80km Berufsverkehr quälen.


80% :o
Das wäre letztendlich das Todesurteil :-/
 
Du bist also seit Geburt jeden Tag 10-12 Stunden in einer Krippe mit 20 Anderen gewesen ?

Ich will garnicht behaupten, dass es zwingend schlecht sein muss, jedoch stelle ich mir die Erziehung meines Kindes anders vor.
In erster Linie möchte ich das Kind erziehen und dies nicht anderen unbekannten Fremden überlassen ;)
...
Und dann dem Kind bis zum Alter von 30Jahren hinterherlaufen und den Arsch abwischen.
Richte schonmal das Hotel Mama ordentlich ein.

Nicht nur die Erziehung durch die Eltern ist wichtig,sondern ebenfalls die Prägung durch die Gesellschaft. Wer eine einseitige Elternerziehung forciert,schafft gesellschafftssoziale Monster.

Ich bevorzuge eine weitgestreute Erziehung und nicht die Zucht von gesellschaftlichen Weicheiern.
 
Dafür sind Kindergarten, Krabbelgrubben und sonstige Einrichtungen da.

Meine Meinung ist aber ziemlich klar und deutlich, dass ein Kind < 1 Jahr keine Gesellschaft sondern eine intensive Bindung zu den Eltern braucht ;)
Ich will mein Kind auch keine 30 Jahre im Keller einsperren *suspect*

Ich will auch kein Kind, was anfängt zu weinen wenn ich es Abends nach Hause hole weil die Bindung zu den Betreuern größer ist als zu den Eltern.

Ich denke jeder muss da selber für sich den richtigen und guten Weg wählen.
Ich halte auch die "Einzelhaltung" für nicht besonders Vorteilhaft *G*
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gebe da Krabbe recht, denn in der heutigen Gesellschaft ist eh nix mehr "lustig" - da kann es nicht Schaden die Kinder schon früh auf das Real-Life vorzubereiten. Wie gesagt - ich bin von der Elternteilzeit nicht überzeugt, denn sehr viele Beispiele zeigen auch die negativen Folgen.

In vielen Fällen sinkt die Belastbarkeit und Mann/Frau kommt mit den Kleinen nicht klar und letzten Endes haben wir dann wieder Sozialfälle die nach der Elternzeit nicht in das geregelte Leben zurück finden. Ein beachtlicher Teil meines Bekanntenkreises hatte nach der Geburt nichts besseres zu tun als mit den Kleinen lange zu schlafen, bissl spazieren zu gehen und vor dem TV zu hocken. Ergebnis nach 2 Jahren: + 40 kg + totale Lustlosigkeit + was weiß ich nochwas.


Will nicht heissen, dass es überall so läuft - aber gerade ein Kind stellt eine imense Umstellung dar, welche durch einen (weiterhin) geregelten Job etwas "abgeschwächt" wird.
 
Dafür sind Kindergarten, Krabbelgrubben und sonstige Einrichtungen da.

Meine Meinung ist aber ziemlich klar und deutlich, dass ein Kind < 1 Jahr keine Gesellschaft sondern eine intensive Bindung zu den Eltern braucht ;)
Ich will mein Kind auch keine 30 Jahre im Keller einsperren *suspect*

Ich will auch kein Kind, was anfängt zu weinen wenn ich es Abends nach Hause hole weil die Bindung zu den Betreuern größer ist als zu den Eltern.

Ich bin mit 4 Monaten in die Kinderkrippe gekommen, und ich bin der Meinung, es hat mir nicht sonderlich geschadet. Nicht die Elternzeit ist wichtig, wo es ein Jahr "Intensivbetreuung" gibt, und dann wars das. Wichtig ist, dass sich die Eltern auch neben der Arbeit noch um ihre Kinder kümmern können. Dass es möglich ist, dass man sein Kind Nachmittags von der Betreuung abholt und sich dann noch mit ihm beschäftigen kann. Was hat man denn von einem Jahr Elternzeit, wenn man danach keine Zeit mehr für die Kinder findet?
 
Das soll hier eigentlich keine Diskussion für oder gegen die Elternzeit geben :P
Es wird ja niemand gezwungen 3 Jahre Pause zu machen.
Ich weiß auch, dass in bestimmten Regionen unseres Landes es vollkommen normal ist, Kinder sehr früh "abzugeben".

Für mich kommt es nicht in Frage, das Kind morgens vor der Arbeit um z.B. 7 Uhr abzugeben um es dann um 17-18 Uhr abzuholen, dann muss noch ein wenig das Haus in Schuss gehalten werden bis mir als reine Nettozeit noch 1-2 Stunden mit meinem Kind pro Tag bleibt.

2. Alternative wäre: Einer macht Halbtags und kann mit seinen Job noch mit Glück den Krippenplatz finanzieren *wunderbar* Das lohnt vorne und hinten nicht, dann soll einer lieber komplett zu Hause bleiben und sich wenigstens selber intensiv (also nicht vor dem TV parken und ausschlafen) um das Kind und Haushalt kümmern.


Was mich an der ganzen Situation halt stört sind die scheinbar typisch verwaschenen Gesetze, die einen wirksamen Elternschutz nur vortäuschen.

Nach der Elternzeit ist das Kind 2-3 Jahre alt und man hat ganz andere Möglichkeiten (normaler Kindergartenplatz, Halbtagsstelle etc.)
Natürlich soll danach das Kind nicht vergessen werden.
 
Ich persönlich finde es sogar zum Teil legitim, wenn Firmen versuchen sich der erdrückenden Last zu befreien. Das kann sich imo niemand mehr leisten, einen MA zu halten, der garnicht anwesend ist. In der IT z.B. schonmal garnicht.

Wie gesagt - Gesetz gibt es zwar, aber die Chance den Arbeitsplatz wieder zu bekommen ist gering. Und wenn man ihn wieder bekommt, dann ggf. nur kurze Zeit (danach wird einem gekündigt) oder aber in einer Position, in der man nichtmal ansatzweise so zufrieden/erfolgreich ist, wie vorher.
 
Ich verstehe nicht um welche erdrückende Last es sich handeln soll *noahnung*

Es ist die soziale Verantwortung einen Mitarbeiter nicht ins Kreuz zu springen, wenn er in geplanten 30-40 Jahren Firmenzugehörigkeit 2 Jahre davon unbezahlten "Urlaub" bekommt *noahnung*

Und diejenigen Negativbeispiele die ihr hier anbringt werden wohl kaum 100% motiviert in der Firma gearbeitet haben *suspect*

Ich glaube es ist auch sehr schwierig da konkrete Zahlen und Beispiele zu nennen.
Momentan fliegt man überall raus, egal ob Elternzeit oder nicht.
Eine Firma sollte sich um einen motivierten und guten Mitarbeiter durchaus bemühen und schlechte unmotivierte generell "entsorgen".
 
Ich persönlich finde es sogar zum Teil legitim, wenn Firmen versuchen sich der erdrückenden Last zu befreien. Das kann sich imo niemand mehr leisten, einen MA zu halten, der garnicht anwesend ist. In der IT z.B. schonmal garnicht.

Wie gesagt - Gesetz gibt es zwar, aber die Chance den Arbeitsplatz wieder zu bekommen ist gering. Und wenn man ihn wieder bekommt, dann ggf. nur kurze Zeit (danach wird einem gekündigt) oder aber in einer Position, in der man nichtmal ansatzweise so zufrieden/erfolgreich ist, wie vorher.

Äh ja, ganz genau. Kinder gehören abgeschafft. :]
 
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