Skandal: amerikanische Internet-Firmen helfen Chinesen-Stasi!

Patmaniac

Grand Admiral Special
Mitglied seit
21.05.2001
Beiträge
14.789
Renomée
266
Ok, stark polarisierend die Überschrift. Aber ist doch echt krass, wenn man sich folgendes durchliest, was die schlimmsten Gedankenspiele vor ein paar Jahren bzw. Monaten widerspiegelt:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,374999,00.html

Amerikanische Internet-Firmen helfen Chinas Machthabern seit Jahren, ihr Volk auszuschnüffeln. Yahoo soll sogar einen Journalisten verpfiffen haben.

Als Gao Qinsheng ihren Sohn das letzte Mal sah, erkannte sie ihn kaum wieder. Shi Tao, 37, sonst ein großer und kräftiger Mann, war völlig abgemagert. Er sah aus wie "Haut und Knochen". Ihr Sohn brauche einen Arzt, forderte Gao von der Gefängnisleitung.

Doch stattdessen verlegte man ihn vor gut einer Woche in ein als "Maschinenfabrik" deklariertes Umerziehungslager. Dort, auf einer kleinen Insel im Dongting-See in der südchinesischen Provinz Hunan, muss er mit gut 30 Gefangenen einen Raum teilen. Wenn es schlecht für ihn läuft, die nächsten zehn Jahre lang.

Sein Verbrechen: Der Journalist der Wirtschaftszeitung "Dangdai Shang Bao" hatte eine interne Anordnung der Kommunistischen Partei zum 15. Jahrestag des Tiananmen-Massakers an ein "überseeisches feindliches Element" weitergeleitet. Die Epistel enthielt nicht viel mehr als eine allgemeine Warnung vor der Rückkehr bestimmter Dissidenten - aber allein das Wort "Dissident" dürfte in den Filterprogrammen der Staatssicherheit hängen geblieben sein und einen der 40 000 Internet-Zensoren auf die Spur Shi Taos gebracht haben.

Da der Journalist es aber verstand, seine Mails zu anonymisieren, forderten die chinesischen Behörden Hilfe an - von Yahoo. Und das amerikanische Internet-Unternehmen, über das Shi seine Mails verschickte, ließ sich offenbar nicht lange bitten. Ohne die servilen Amerikaner, so der Vorwurf der Organisation Reporter ohne Grenzen, wäre die Verhaftung Shi Taos nicht möglich gewesen. Das Urteil des Volksgerichts vom April bezieht sich ausdrücklich auf die von Yahoo "gelieferten" Informationen: den persönlichen Account und die sekundengenaue Sendezeit der zersetzenden Schrift.

Für Yahoo wurde der Fall zum PR-GAU. Erst nach diversen Zeitungsberichten sonderte die Sprecherin Mary Osako einen Satz ab: Die jeweiligen Yahoo-Niederlassungen müssten im Rahmen der jeweiligen Gesetze und "Gebräuche" arbeiten. Gebräuche? Kinderarbeit? Ein wenig Folter? Was darf es alles sein?

Dem SPIEGEL teilte Osako noch mit, dass dabei natürlich die firmeneigene "privacy policy" beachtet werde. Doch die ist löchrig: Schon im Jahr 2002 unterzeichnete Yahoo freiwillig eine "Verpflichtung zur Selbstdisziplin für die chinesische Internet-Industrie".

Bisher bedeutete das, bei der Zensur zu helfen und den rund hundert Millionen Nutzern den Zugang zu bestimmten Internet-Seiten zu verbauen. Google half dabei mit, und Microsofts MSN tilgte aus seinem Portal Suchbegriffe wie "Demokratie" und "Menschenrechte". Das sei, so MSN in vorbildlichem Kulturrelativismus, in China eben "forbidden speech".

Was Yahoo jetzt mache, so Reporter ohne Grenzen, sei allerdings die Arbeit von "Polizeispitzeln". Die dient offenbar der Pflege der politischen Landschaft: Das US-Unternehmen sicherte sich gerade für eine Milliarde Dollar 40 Prozent der größten chinesischen E-Commerce-Firma Alibaba.com.

Die Doktrin, wonach eine Öffnung der Märkte eine politische Liberalisierung nach sich ziehe, wird mit Hilfe amerikanischer Firmen derzeit eindrucksvoll widerlegt.

Der Journalist Ethan Gutmann, der sich seit Jahren mit dem Thema befasst, kommt in seinen Artikeln immer wieder auf den Netzwerkausrüster Cisco zu sprechen, der seit Mitte der neunziger Jahre in China ist. "Wir glauben ganz fest", so Unternehmenssprecher Ron Piovesan, "dass das Internet Länder überall auf der Welt offener gemacht hat."

Auf Ciscos Hilfe konnten die chinesischen Bürger dabei nicht zählen: Der Verkaufsschlager seien Ciscos Firewalls und Router, die speziell für den Zensurbedarf der Regierung angepasst wurden, so Gutmann. In einer Studie über das Internet-Filtersystem in China schreibt die "OpenNet Initiative", ein Recherchepool dreier nordamerikanischer Universitäten, die Cisco-Produkte kämen vor allem auch dem Überwachungssystem der Staatssicherheit zugute.

Rund 20 000 Dollar sollen die Geräte kosten. Schon 2002 hatte Cisco "mehrere tausend" davon verkauft, so Gutmann. Cisco, so Piovesan, verkaufe bloß Netzwerkausrüstung "und nimmt nicht an der Zensur von Regierungen teil". Es klingt ein wenig wie der Waffenhändler, der fragt, was er mit Krieg zu tun habe.

Im Jahr 2000 kamen besorgten Politikern wegen des Technologietransfers in Sachen Zensur Bedenken: Die U.S.-China Economic and Security Review Commission wurde gegründet. Ob der Handel mit solchen Produkten nicht illegal sein sollte, wurde auf einer Sitzung gefragt. Das sei eine "wunderbare Frage", war die Antwort. Geändert hat sich seither nichts. Vielmehr kommt vergleichbare Technik im Zuge des Patriot Act nun beim Lauschangriff auf die eigene Bevölkerung zum Einsatz - die Polizei etwa darf ohne richterliche Erlaubnis die Internet-Pfade von US-Bürgern verfolgen.

Wer in einer derart kontrollierten Welt so unkontrolliert Geschäfte machen kann, scheint zu Dank verpflichtet: Microsoft-Gründer Bill Gates, Yahoo-CEO Terry Semel und Cisco-Lenker John Chambers finanzierten die letzte Wahlkampagne von George W. Bush mit je 2000 Dollar, der höchsten von einer Einzelperson erlaubten Spende.
Unter aller Kanone! :-X *motz*
 
Ich möchte nicht wissen wie die Welt in 20 Jahren aussieht... :-X Totale Überwachung? *noahnung*
 
Und wessen Textfeld zur Eingabe eines Suchbegriffes findet sich am unteren Ende der Spiegel Seite? Yahoo! Die sollen doch den Mund nicht so weit aufmachen, Spiegel ist auch das Letzte, die Reden auch jedem nach dem Schnabel wenn die Kohle stimmt und haben den Begriff "Kritischer Journalismus" wie die meißten anderen Großen Medien auch aus ihrem Wortschatz gestrichen. Sollen die doch alle mal gegen die Chinesische Regierung Sturm laufen mal schaun wer das (nicht) mitmacht und wie weit sie kommen.
Außerdem finde ich das Verhalten der Chinesischen Politik ganicht mal schlecht. Klar schießen die immer wieder Böcke die nicht sein müßten, aber immerhin bekommen die das auf die Reihe ihr Land der kapitalistischen Welt anzuschließen ohne vor die Hunde zu gehen weil sie sich nicht von dem Marketing geblubber irgendwelcher Westlichen "Experten" beeindrucken lassen sondern ihr eigenes Ding machen und damit auch verdammt gut fahren. Dauert eben seine Zeit um eine Land vom tiefsten Kommunismus in einen Kapitalismus zu führen, der nicht gleich im Overkill endet, und im Vergleich zu früher ist schon verdammt viel besser geworden. Das Land ist eben auch nur auf eine etwas "andere" Art als z.B. Deutschland etc. zu regieren weil es viel größer, unübersichtlicher und nicht so Zentralistisch ist, und damit strikte Vorgaben braucht damit die einzelnen Teile nicht aus der Reihe tanzen und damit das ganze Land und damit alle Menschen dort gefährden, mal ganz abgesehen von Nachbarstaaten, die sich sicherlich bedanken würden, wenn ein Teil Chinas auf die Idee kommt "Ohne uns" und damit die ganze Region drum herum auch noch Destabilisiert.
Ist nicht alles Gold was glänzt, keine Frage, aber es könnte auch noch ganz anders laufen und sie sind auf dem richtigen Weg, was nichts daran ändert, das diese Sache, wenn sie auch vollkommen klar und absehbar, doch eine riesen Sauerei ist. Bleibt nur zu hoffen das sich diese Dinge und Verhältnisse so schnell wie es nicht nur möglich, sondern auch aus verschiedenen anderen als nur der "aber die Menschenrechte" Sichtweisen klug ist, ändern.
Wir können froh sein das es bei uns keine chinesischen oder amerikanischen (oder schlimmere) Zustände gibt, was die Grundrechte der Menschen angeht, und der Rest der Welt wird sich schon um sich kümmern, bzw. es werden sich ander darum kümmern. Wir machen da eh keine Welle also brauchen wir auch nicht so zu tun, reicht wenn wir uns der Dinge bewußt sind die passieren und uns unsere Gedanken dazu machen, durchsteigen durch die ganzen Verflechtungen und Zusammenhänge und ihre Vor- und Nachteile werden wir eh nie.

(Und weils gerade so aktuell ist: Wir sollten vll. auch erstmal zusehen das unser eigener Laden nicht noch weiter vor die Wand fährt bevor wir uns da einmischen)
 
Bin mir sicher, dass die Amis, das nur machen, um einen möglichst umfangreichen Einblick in China zu haben und somit diesen Teil der Welt irgendwann auch noch unter ihre Kontrole zu kriegen...!
--> Die Chinesen täten sehr gut daran, auf diese "Hilfe" zu verzichten!!!
 
Patmaniac schrieb:
aus diesem Posting

Ok, stark polarisierend die Überschrift. Aber ist doch echt krass, wenn man sich folgendes durchliest, was die schlimmsten Gedankenspiele vor ein paar Jahren bzw. Monaten widerspiegelt:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,374999,00.html

Unter aller Kanone! :-X *motz*
Ist ja wirklich grotesk! :[
Aber die Amis haben offenbar keine Probleme, mit der chinesischen Stasi zusammenzuarbeiten - Google und Msn tun das ja auch schon länger und zensieren fleißig alle Suchergebnisse, und Cisco liefert die Ausrüstung für die Internet-Stasi :[
Wieder einmal zeigt sich, daß den Amis die Menschen völlig egal sind, solange sie ordentlich Geld machen können 8-(
 
Asuka schrieb:
aus diesem Posting
Wieder einmal zeigt sich, daß den Amis die Menschen völlig egal sind, solange sie ordentlich Geld machen können 8-(
Wir arbeiten doch auch eng mit China und Russland zusammen, ohne auf Menschrechte einzugehen. *noahnung*

"Money, money, money..."


sm
 
Es wäre natürlich interessant, wie Cisco und Co ihre Produkte den Chinesen schmackhaft gemacht haben. Vielleicht konnten sie "eindrucksvolle" Installationen vorweisen? *suspect*
Oder die Chinesen wurden einfach zu Beta-Tester degradiert, bevor solche Systeme in der westlichen Welt zur "Terrorismusbekämpfung" eingesetzt werden... :P
 
In 50 Jahren wird es wieder einen kalten Krieg geben. Im Westen gegen die (inzwischen) diktatorische USA, und im Osten gegen das kommunistische China. Einzig Europa hält noch an solchen Sachen wie Menschenrechten fest.

So könnte es zumindest aussehen.
 
Zurück
Oben Unten