Cube-Gehäuse, Marktübersicht und Erfahrungsbericht

UMC

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Einleitung​

„Cubes“, also PC-Ghäuse im annähernden Würfelformat haben sich seit einigen Jahren als kompakte Alternative zu Gehäusen im Tower-Stil etabliert. Die primären Zielgruppen sind:
  • Gamer, die auf leichte Transportierbarkeit Wert legen,
  • Anwender, die ihren Computer sichtbar auf der Arbeitsfläche stehen haben
  • Enthusiasten, die ihren Computer als Medienzuspieler im Wohnzimmer nutzen (HTPC)
  • Menschen, denen Design wichtig ist

Zwar gibt es speziell von Shuttle recht schnuckelige, kompakte und ausgereifte Cube-Barebones, viele ziehen aber eine Zusammenstellung aus Standardkomponenten vor. Antec nahm sich dieser Zielgruppe an und hat im Jahr 2004 mit dem „Aria“ eine neue Gehäusebauform auf den Markt gebracht, der inzwischen auf Geizhals eine ganze Kategorie gewidmet ist (http://geizhals.at/eu/?cat=gehatx&xf=550_Cube).

Marktübersicht​

Die fast unübersichtlich große Zahl der angebotenen Gehäuse und Varianten (Bild 1) reduziert sich bei einem näheren Blick auf nur wenige Grundstrukturen. Die Tabelle 1 versucht dies zu verdeutlichen.

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Die 9 Gehäuse der ersten Gruppe bauen alle auf die gleiche innere Struktur auf. Dabei handelt es sich um ein sehr leichtes Aluminiumchassis, das sich wegen des geringen Gewichtes gut für häufigen Transport eignen würde. Würde – denn die geringe Blechstärke bringt leider auch eine mangelhafte Verwindungssteifigkeit des Gehäuses mit sich. Auf der Habenseite kann dieses Chassis ein gutes Kühlungskonzept und leichten Zusammenbau (wegen des Mainboardschlittens) verbuchen.

Die 3 Gehäuse der folgenden Gruppe bauen auf ein Klappkonzept, bei dem der obere Gehäuseteil weggeklappt werden kann. Dadurch wird trotz des nicht vorhandenen Mainboardschlittens leichter Zugang zum Mainboard ermöglicht. Allerdings ergeben sich hier strikte Limits für die Höhe des CPU-Kühlers.

In der letzten Gruppe hat jeder Hersteller de facto nur ein Grundchassis, auf dessen Basis diverse Varianten angeboten werden.

In Summe ergeben sich also 9 Grundmuster von Gehäusen. Hat man sich mit den Limitationen, Vor- und Nachteilen der Bauform vertraut gemacht, findet sich fast für jeden Geschmack und Anwendungsbereich das Richtige.

Grenzen und Schwierigkeiten​

Bis auf ganz wenige Modelle (etwa NZXT Rogue oder Sharkoon Temptation) zwingen Cube-Gehäuse zur Selbstbeschränkung bei der Komponentenwahl. CPUs mit 125 W Verlustleistung und Grafikkarten mit 200 W sind hier definitiv fehl am Platz, auch wenn die Hersteller mit Einbaumöglichkeiten für große Grafikkarten werben. Das geringe Luftvolumen der Gehäuse setzt enge Grenzen bei der Kühlung, speziell wenn das System leise sein soll.

Checkliste möglicher Probleme:
  • Länge des Netzteils – mögliche Kollision mit der Rückseite von optischen Laufwerken
  • Höhe des CPU-Kühlers: In den wenigsten Gehäusen lassen sich Tower-Kühler verbauen
  • Länge der Grafikkarte
  • Höhe der Grafikkarte, bzw. mancher Kühler (passive Karten sind selten möglich)
  • Wahl der Festplatte: Meist liegen die Festplatten nicht im direkten Luftstrom. Außerdem sind die Einbaumöglichkeiten von mehr als einem Laufwerk meist eher theoretischer Natur.
  • Layout des Mainboards: Je beengter die Verhältnisse im Gehäuse, desto wichtiger ist die Zugänglichkeit der Anschlüsse.

Beispiel eines Systemaufbaus mit JCP Neptune​

Stellvertretend für die erste Gruppe aus der Tabelle 1 wird hier der Aufbau eines simplen Systems mit dem JCP Neptune beschrieben. Im Netz finden sich zahlreiche Revies für weitere Gehäuse dieser Bauart. Bild 2 zeigt die verbauten Komponenten vor dem Auspacken:

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Das wenige Zubehör (Bild 3) ist knapp, aber sinnvoll:
  • Ein kleines Säckchen Schrauben
  • Ein Systemlautsprecher
  • Ein bebilderter Zettel mit englischer „Anleitung“
Man könnte sich eine detaillierte Beschreibung und ein paar Kabelklemmen wünschen, fortgeschrittene PC-Bastler kommen aber auch ohne solche Goodies aus.

Schon beim Herausheben des Gehäuses aus der Schachtel fällt das geringe Gewicht auf. Dieser Vorteil der Aluminiumleichtbauweise relativiert sich, wenn man den Deckel und die Seitenwände entfernt. Dann verliert das Gehäuse völlig seine Stabilität und der glänzende Eindruck (Bild 4) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Konstrukt beim Herausnehmen des Mainboardschlittens in alle Richtungen verwindet. Angesichts eines Preises von weniger als 60 Euro kann man natürlich auch kein Lian Li oder Antec Qualitätsniveau erwarten.

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Das schon vorher mit CPU und RAM komplettierte Mainboard wird nun am Schlitten verbaut und dieser wieder eingeschoben (Bild 5). Hier ist gefühlvolles Vorgehen angesagt, sonst verkantet sich der Mainboardschlitten. Nun können auch die Frontpanelanschlüsse des Gehäuses verbunden werden.

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Nun sind die Laufwerke an der Reihe. Für die Festplatte findet sich ein Montagewinkel, der sich erst durch das Festschrauben der Platte einer gewissen Rechtwinkeligkeit nähert (Bild 6). Von Geräuschdämmung ist hier aber nichts zu finden und von werkzeugloser Montage erst recht nichts.

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Nach dem Ausbrechen des nicht sehr scharfkantigen Verschlussbleches (Bild 7) sollte auch der DVD-Brenner rasch montiert sein. Leider ist das Einschieben von hinten nicht möglich und so muss die Frontblende des Gehäuses abgenommen werden (Bild 8 ). Nun zeigt sich auch, warum manche Hersteller Maximalangaben für die Netzteilgröße spezifizieren: Ein 700 Watt Monster mit Kabelmanagement hätte hier nicht Platz, nicht einmal bei Verwendung eines optischen Laufwerks kurzer Bauart (Bild 9). Das Netzteil wird übrigens nur mit 3 Schrauben montiert, die 4. Schraube fixiert den Gehäusedeckel. Das Netzteil liegt aber auf einem Rahmen auf und bleibt daher trotz dieser eigenwilligen Lösung stabil.

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Nach einer kurzen Endkontrolle (ja, die MUSS sein)…
  • Alle Komponenten richtig festgeschraubt?
  • Keine herumliegenden Teile und Schrauben im Gehäuse vergessen?
  • Alle Kabel richtig angesteckt?
… folgt der spannende Moment der ersten Inbetriebnahme (Bild 10).

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Moment mal, hier stimmt was nicht. Die Lüfter und die Festplatte laufen an, aber es leuchtet keine Einschaltkontrolle. Verd*mmt, wahrscheinlich LEDs falsch angesteckt. Also nochmals alles auf, Frontpanelanschlüsse kontrolliert. Nein, hier stimmt alles. Trotzdem leuchtet nichts. Aber halt: WO sollte es denn leuchten? Lämpchen oder LEDs sind keine zu sehen und der Einschaltknopf scheint auch keine „Aura“ zu haben. Anschlüsse für „Power-LED“ und „HDD-LED“ sind aber da. Nach einer Viertelstunde Ratlosigkeit kommt Kollege Zufall zu Hilfe: Aus dem Gehäuseinneren auf die Rückseite der Front blickend sieht man die LEDs tatsächlich glimmen. Das kann doch nicht sein… Bild 11 beweist den Verdacht: Aus welchen Gründen auch immer hat JCP gemeint, die primitiven LEDs eher verstecken zu müssen, als den Anwender über den Betriebszustand des Gehäuses zu informieren. Andererseits, ein Silent-System lässt sich mit diesem Gehäuse ohnehin nicht aufbauen, so hat man wenigstens eine akustische Einschaltkontrolle. Schön, dass die EDV-Branche auch nach 25 Jahren Erfahrung noch Überraschungen bereithält.

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Stichwort Silent:
Wenn man den vorhandenen 120 mm Lüfter gegen einen Noctua beispielsweise tauscht, ein entsprechendes Netzteil wählt und einen flachen, guten und geregelten CPU-Kühler einsetzt, lassen sich die Lüftergeräusche praktisch eliminieren und dennoch eine gute Kühlung erzielen. Gegen das Laufgeräusch der Festplatte ist aber kein Kraut gewachsen. Im vorliegenden Anwendungsfall begann leider auch die Unterlage zu dröhnen, was durch Einsatz von Dämmfüßen nur gemildert werden konnte.


Fazit​

Das Gehäuse kann ruhigen Gewissens da empfohlen werden, wo jemand sagt „das gefällt mir“. Technische Argumente finden sich wenige bis keine. In meinem Fall war der Entscheidungsgrund auf genau dieser Ebene: Der neue Computer muss farblich in das neue Home-office passen….

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Ausblick​

Bei Gelegenheit, Lust und Laune werde ich mal einen Langzeiterfahrungsbericht über das Antec Aria Gehäuse posten.
 
Ich finde es nur schade, das ein super Gehäuse wie das NZXT Rogue nicht mehr hergestellt wird. Diverse Anfragen bei Händlern nach einem schwarzen Case werden beantwortet mit: "Kommt nicht mehr rein".
Ich hatte einmal die Ehre ein solche Case bestücken zu dürfen. Es ist ein lebendig gewordener Traum! Geräumig, schlicht und doch stylish. Bis zu 5(!) 120er Lüfter verbaubar etc. pp... wirklich genial. Nun ja... schade.

PS: Dein Beitrag ist wirklich klasse! *thumbsup*
 
Danke für's Kompliment :-)

Bezüglich NZXT Rogue: Wirklich schade, denn es war eines der ganz wenigen eigenständigen Konzepte in dieser Klasse. Und mehr noch, quasi das einzige, das mit Enthusiasten-HW kein Problem hatte.
 
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